Ludwigshafen „Wir sind gegen rechte Gewalt“

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Seit 15 Jahren gibt es das Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus in Ludwigshafen. Am Samstag, 24. Oktober, wird es zu diesem Anlass eine Demo und ein Fest geben. Rüdiger Stein vom Deutschen Gewerkschaftsbund und Verdi-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Knoll erläutern im Interview mit Mitarbeiterin Janina Mantay die Hintergründe.

Wie setzt sich das Netzwerk zusammen, wie ist es entstanden? Knoll:

Das Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus ist ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, Parteien, kirchlichen Gruppierungen, einzelnen Personen und weiteren sozialen Organisationen. Einer der Auslöser war das Geschäft von Christian Hehl, der nun für die NPD im Mannheimer Gemeinderat sitzt. So entstand die Bürgerinitiative Süd, eine der Keimzellen. Da haben sich Menschen entschlossen etwas zu unternehmen und als Netzwerk zu arbeiten. Was sind Ihre Aufgaben? Wie gehen Sie mit der Problematik „Rechts“ um? Knoll: Wir versuchen auf Nazi-Aufmärsche und Ähnliches zu reagieren, wir versuchen aber auch im Vorfeld aktiv zu werden. Stein: Wir bieten hier übers Jahr viele Veranstaltungen an mit Referenten zu Themen, wo Rechtsextremismus eine Rolle spielt. Zum Beispiel im Fußball. Wir sind auch an Schulen, wenn wir eingeladen werden. Da waren wir schon am Geschwister Scholl Gymnasium, wo wir über die lokale Szene informiert haben. Das ist so der präventive Charakter. Wo liegen die Schwierigkeiten bei der Netzwerkarbeit? Knoll: Die verschiedenen Einrichtungen haben alle ihre Meinung. Die müssen wir akzeptieren. Aber wir haben ein gemeinsames Ziel: Wir sind gegen rechte Gewalt. Dass die CDU im konkreten Fall andere Ansichten als die Antifa hat, muss man hinnehmen. Man muss akzeptieren, dass Menschen andere Meinungen haben, aber Rassismus ist keine Meinung. Die hört da auf, wo Leben, Gesundheit oder Existenz anderer Menschen bedroht wird. Das Geniale ist ja, dass CDU und Antifa in dieser Frage Seite an Seite stehen. Beide müssen es ertragen miteinander zu agieren. Ist das notwendig in Ludwigshafen? Haben wir hier eine größere rechte Szene? Hat diese eventuell zugenommen durch die Flüchtlingskrise? Stein: Die Stadt sagt immer, hier sei kein Brennpunkt. Auch uns liegt nichts daran, hier irgendwas schlecht zu reden. Aber wenn man sich die Stadt anschaut, was an Anschlägen, Schlägereien, Demos und Aufmärschen hier passiert, ist die Region Rhein-Neckar schon einer der bundesweiten Schwerpunkte. In den letzten zwei Jahren ist auch wieder mehr passiert. In welchen Situationen hatten Sie schon mal Angst aufgrund Ihrer Tätigkeit? Stein: Beim Vortrag zu Hooligans im Fußball sind zehn Neonazis reingekommen und es ging hier sofort los mit Androhungen von Gewalt. Die Polizei war zum Glück schnell vor Ort. Wir hatten aber auch schon Schmierereien am Haus. Oder auch einmal die ein oder andere Droh-E-Mail. Was waren die größten Erfolge? Stein: Zum Beispiel im Jahr 2010 wollten Neonazis gegen den CSD in Mannheim demonstrieren und einen großen Aufmarsch auf die Brücke hoch veranstalten. Da wir uns da reingehängt haben und so viele Menschen mobilisiert haben, war es denen dann so unangenehm, dass sie es abgesagt haben. Wir hatten den Erfolg, dass es keine Gegendemo gab. Einmal wollten auch die Republikaner den Bundesparteitag hier abhalten und mit einem Protestzug im Bereich vom Friedenspark unterwegs sein. Wir haben dann die Straße blockiert mit unserem Bündnis und die Republikaner sind dann gar nicht gekommen. Sie feiern Ihr Jubiläum am 24. Oktober. Was genau wird veranstaltet? Stein: Wir haben einige Reden, den Protestzug durch die Stadt und die Veranstaltung hier im Haus. Und auch das Feiern sollte nicht zu kurz kommen. Da ja viele ihre Freizeit opfern, muss man da auch mal für einen guten Zweck feiern können. Außerdem gibt es einen Vortrag und eine Führung zu den Stolpersteinen und eine Band wird auftreten. Die Getränke und das Essen werden von der Kobane-Hilfe organisiert. Da wird eine Schule in Kobane wieder aufgebaut. Wir müssen Flüchtlinge hier aufnehmen, aber den Menschen eine Perspektive eröffnen, die wieder zurück wollen. Der Aufbau muss ja auch laufen. Denn die Menschen wollen da hingehen, wo sie ein sicheres Auskommen haben. In Trümmern zu leben ist schwierig. Deswegen haben wir auch dieses Projekt gewählt. Info Unter dem Motto „LU bunt statt braun. Keine Rassisten in Ludwigshafen!“ findet am Samstag, 24. Oktober, ab 14 Uhr eine Demo des Netzwerks gegen rechte Gewalt und Rassismus mit Start am Rathaus-Center am Lichttor (Bismarckstraße) statt. Ab 16.30 Uhr geht es im Gewerkschaftshaus, Kaiser-Wilhelm-Straße 7, mit dem Vortrag von Renate Bauer „Stolpersteine in Ludwigshafen“ weiter. Ab 17.15 Uhr gibt es Musik von Uli Valnion und der Band „Musikandes“.

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