Ludwigshafen „Wie geil ist das heute“
«HOCHDORF-ASSENHEIM.» Um 19.31 Uhr war die Mission „Aufstieg“ vollbracht. Die Schlusssirene surrte noch, da jubelten die Handballer des TV Hochdorf schon. Sie lagen sich in den Armen und hüpften im Kreis. Die Erleichterung war ihnen anzusehen. Nur ein Jahr nach dem Abstieg in die Oberliga ist der TV Hochdorf wieder drittklassig. Die Mannschaft hat nach dem 20:13-Erfolg im Hinspiel am Samstag zu Hause 22:22 gespielt. Ein Jahr nach dem Abstieg ist die Schmach wieder ausradiert. Der TV Hochdorf beendet damit ein beeindruckendes Jahr, das 125. Jubiläumsjahr. Die D-Jugend wird Pfalzmeister, die C-Jugend Dritter in der Oberliga, die B-Jugend scheitert erst im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft, die A-Jugend spielt kommende Saison erstmals in der Bundesliga, die zweite Herrenmannschaft steigt in die Pfalzliga auf. Und die Erfolge der ersten Hochdorfer Mannschaft waren auf den weißen Shirts „Hochdorfer Jungs“ zu lesen: Meisterschaft, Pfalzpokal-Sieg und Aufstieg waren auf der Rückseite der Shirts aufgedruckt. In den Erfolgsshirts bedankten sich die Spieler bei den Fans, die am Samstag für eine grandiose Stimmung sorgten. „Aufsteiger, Aufsteiger, Aufsteiger“, hallte es durch die vereinseigene Halle. Trainer Steffen Christmann und sein Assistent Wolfgang Braun lagen sich in den Armen. Über sie rieselte der Konfettiregen hinab, ehe Lisa Steffens, die Lebensgefährtin von Steffen Christmann, die erste Magnum-Flasche Sekt köpfte. Es war der Startschuss für Sekt- und Bierduschen – und weitere kleinere Scharmützel. Die Spieler waren erleichtert. Auf den Tag genau vor elf Monaten begann die Saison mit dem ersten Training. Sie endet mit dem Aufstieg. „Wir hatten den Glauben nie verloren. Am Samstag haben wir leider 50 Minuten gebraucht, bis wir zu unserer wahren Stärke zurückgefunden haben“, sagte ein erschöpfter Nikola Sorda, Kreisläufer beim TVH. „Ich hatte noch nie in solch einer tollen Mannschaft gespielt. Wie geil ist das heute“, sagte Dominik Lenz, der jüngste „Hochdorfer Bub“ im Kader. „Es war sicherlich nicht unser bestes Spiel, aber wir haben die Ruhe bewahrt, und die Fans haben uns am Ende nochmals beflügelt. So schön ist Handball“, strahlte Rechtsaußen Marvin Gerdon, der lange nur wenige Metern vom TVH-Sportzentrum entfernt wohnte. Doch im Mittelpunkt stand Kapitän Steffen Bühler. Der 34 Jahre alte Kreisläufer bestritt sein letztes Spiel. Womöglich war es eines seiner wichtigsten Partien in seiner beeindruckenden Laufbahn. Bühler sorgte mit den Treffern 21 und 22 dafür, dass Hochdorf wieder in die Dritte Liga zurückkehrt. Gleichzeitig verhinderte er die erste Niederlage der Pfalzbiber in dieser Saison. „Ich dachte schon ganz kurz an das damalige Aus mit der TSG Friesenheim in der Bundesliga-Relegation“, verriet Bühler: „Aber bei dieser Stimmung konnten und durften wir die Köpfe nicht hängen lassen.“ Vor zehn Jahren scheiterte Bühler mit Friesenheim wegen eines Tores am Aufstieg in die Bundesliga. Der Gegentreffer in Hannover fiel zwei Sekunden vor Spielende. So dramatisch war es am Samstag nicht. Zwischenzeitlich lag Hochdorf mit sechs Toren hinten – die Partie drohte zu kippen. Aber Torwart Bolling und Bühler sorgten dafür, dass die T-Shirts nicht in die Mülltonne wandern mussten.