Ludwigshafen Weniger Handball, mehr Familie

Steffen Bühler (grünes Trikot) trifft gegen die SG Köndringen-Teningen.
Steffen Bühler (grünes Trikot) trifft gegen die SG Köndringen-Teningen.

«HOCHDORF-ASSENHEIM.» Steffen Bühlers Entschluss ist unumstößlich. Wenn die Pfalzbiber am 18. Mai vor eigenem Publikum zum zweiten Relegationsspiel den TV Kirchzell empfangen, geht für den langjährigen Kapitän der Grün-Weißen eine große Karriere zu Ende. Am vierten Geburtstag seiner Tochter Maya am vergangen Samstag war Bühler letztmals in der Oberliga am Ball. Jetzt folgen die beiden Aufstiegsspiele und sein Abschiedsspiel am 15. Juni. „Den Abstieg wollen wir gemeinsam reparieren. Der TVH gehört einfach in die 3. Liga“, sagt Bühler. Danach wird er nicht mehr dabei sein. „Ich habe mich fast 29 Jahren nach dem Handball gerichtet. Der Sport zieht sich wie ein roter Faden durch mein bisheriges Leben. Jetzt freue ich mich auf die Zeit mit der Familie“, erklärt Bühler. Der bei einem Automobilzulieferer im badischen Forst tätige Handballer ist zudem auch beruflich oft unterwegs. „Wenn man in der Woche die Familie oft nur an drei Tagen sieht, dann muss man was verändern“, erklärt Bühler. Man spürt bei ihm aber noch das „Feuer für den Handball“. Bühler hat in den fast drei Jahrzehnten Einiges erlebt. Begonnen hat er beim SC Käfertal, es folgten HSG Seckenheim, TV Friedrichsfeld (wo er mit dem heutigen Nationalmannschafts-Kapitän Uwe Gensheimer in einer Mannschaft stand), TSG Ketsch und SG Heddesheim. Sein Ziel, höherklassig spielen zu wollen, verlor er nie aus den Augen. „Ich habe davon geträumt, eines Tages in der Bundesliga zu spielen“, sagt Bühler rückblickend Mit 19 Jahren ging er zur TSG Friesenheim. Alexandr Rymanov war sein erster Trainer, ehe Thomas König kam. Der Mannheimer Bub wurde zu einem Wahl-Pfälzer. Höhepunkt und Tiefpunkt zugleich war der Mai 2009. Die Eulen gewannen im Hinspiel gegen den TSV Hannover-Burgdorf mit acht Toren Differenz, doch der Traum von der Bundesliga endete im Rückspiel, als die TSG mit neun Toren Unterschied verlor. „Dieses Spiel geht mir nicht aus dem Kopf“, sagt Bühler wehmütig. Danach zog es ihn für zwei Spielzeiten zur SG BBM Bietigheim, wo mit Uwe Rahn und Jochen Zürn zwei Trainer aus seiner badischen Heimat das Sagen hatten. „Das Paket in Bietigheim hat gestimmt. Ich wollte auch nach fünf Jahren Friesenheim eine neue Herausforderung“, verdeutlicht der Kreisläufer. „Steffen war damals mein Wunschspieler, für dessen Verpflichtung ich mich stark gemacht habe“, betont Trainer Rahn. Der Abschied fiel Bühler, der zu den Eulen zurückkehrte, nicht leicht. „Es war aber klar, dass ich gehen darf, wenn ich Bundesliga spielen kann“, sagt Bühler. Eine Absprache, die er mit dem damaligen Trainer König traf. Ein Jahr später fand er sein Glück beim TVG Großwallstadt, wo Trainer Peter David ihn ins Team holte. Trotz Nationaltorwart Andreas Wolff, Rune Karason, Michael Spatz und Marius Liebald stieg Bühler mit Großwallstadt nach 44 Jahren Erstliga-Handball ab. „Das war ganz bitter“, erinnert sich der Kreisläufer. Ben Matschke, der damals den TV Hochdorf übernahm, holte ihn zum Klub. „Ich habe Steffen nach seinem Kreuzbandriss in der Reha kennengelernt und war beeindruckt, welch einen unfassbaren Willen er damals hatte und wie er an sich gearbeitet hat. Steffen ist eine Persönlichkeit und ein Vorbild für junge Spieler. Ich habe ihn deshalb zu meinem Kapitän gemacht“, lobt Matschke, heute Coach des Bundesligisten Eulen Ludwigshafen. Auch Philipp Grimm, der langjährige Kapitän der Eulen und frühere Mitspieler Bühlers, lobte dessen Einstellung: „In unseren drei gemeinsamen Jahren bei den Eulen war Steffen sportlich und menschlich ein ganz wichtiger Spieler in unserer Mannschaft“, unterstreicht Grimm, der zum Ende der vorletzten Saison seine aktive Karriere beendet hatte. „Da meine Frau und ich nach Rödersheim-Gronau gezogen waren, bekam ich die Gelegenheit, quasi vor der Haustür 3. Liga zu spielen. Diesen Schritt habe ich keinesfalls bereut. Jetzt wünsche ich, dass wir bald wieder in der 3. Liga sein werden“, freut sich Bühler schon auf seine Zuschauerrolle im TVH-Sportzentrum. Ob er dann in irgendeiner Form dem Handball erhalten bleiben wird, lässt er derzeit noch offen. „Wir werden beim TVH prüfen, inwieweit wir ihn in unsere Organisation einbinden können. Die ersten Gespräche hierzu haben bereits stattgefunden“, erläutert TVH-Vereinschef Christian Deller.

Bühler im TSG-Trikot.
Bühler im TSG-Trikot.
Steffen Bühler (rechts) auf der Bank der SG BBM Bietigheim im Jahr 2010. Links der Ex-Friesenheimer Nico Kibat.
Steffen Bühler (rechts) auf der Bank der SG BBM Bietigheim im Jahr 2010. Links der Ex-Friesenheimer Nico Kibat.
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