Ludwigshafen Warum das Weingut des Waldseer Wolfram Gratz zu den Top 100 in der Welt gehört

Schlemmern in der Idylle: Alexander Falk von den Eulen Ludwigshafen wird für den Wein von Wolfram Gratz ins Szene gesetzt.
Schlemmern in der Idylle: Alexander Falk von den Eulen Ludwigshafen wird für den Wein von Wolfram Gratz ins Szene gesetzt.

Es hat einige Mühen und Leiden gekostet, bis Wolfram Gratz da angelangt ist, wo er nun ist. Der gebürtige Saarländer und nun in Waldsee wohnende Winzer gehört mit seinem Weingut zu den Top 100 in der Welt. Nur: Sein Weingut liegt etwa 1000 Kilometer entfernt. Quasi ein Steinwurf weg von Waldsee spielt ein Verein in der Handball-Bundesliga, dem Gratz nun mit einer Aktion finanziell unter die Arme greifen will.

Wolfram Gratz ist ein umtriebiger Mann. Ein Mann, der vor Ideen sprudelt – und ein Mann, der vor vielen Jahren plötzlich sehr gefragt war. Wolfram Gratz ist aber auch ein Mann, der anderen Menschen hilft – wenn sie in Not geraten.

Bis zu 30.000 Euro für die Eulen Ludwigshafen

Die Eulen Ludwigshafen können nun Nutznießer von Gratz’ Hilfsbereitschaft werden. Gratz gehört mit seinem Weingut zu den Top 100 in der Welt. Seine Rotweine sind erlesene, qualitativ hochwertige Weine. An einem Donnerstag im März 2019 schaute sich Wolfram Gratz ein Handballspiel der Eulen Ludwigshafen an. Ein Freund nahm den 1961 im Saarland geborenen Gratz mit. Der Abend wurde lang. Nach dem Spiel saßen er und sein Freund noch lange mit den Spielern in der Friedrich-Ebert-Halle. Gratz lernte an dem Abend auch Eulen-Geschäftsführerin Lisa Heßler kennen. Er bot an, seine exklusiven Weine kostenlos zu catern. Es wurde ein Erfolg. „Vor einigen Tagen las ich in der Zeitung, dass das Damoklesschwert der Insolvenz über den Eulen Ludwigshafen schwebt. Ich bot dem Verein an, von jeder meiner 10.000 Flaschen, die ich pro Jahr abfülle, drei Euro zu spenden, wenn diese mit dem Stichwort Eulen gekauft wird“, sagt Gratz.

Fotoshooting mit Top-Fotograf

Ganz ohne Gegenleistung bekommen die Eulen das Geld aber nicht. Gestern gab es den ganzen Tag ein Fotoshooting mit den Spielern an außergewöhnlichen Orten in der Natur. Gratz engagierte dafür den Fotografen Claus Geiss, ein Meister seines Fachs. Geiss begleitet Gratz für ein Jahr bei der Weinarbeit und macht jeden Monat ein Fotoshooting. Gestern nun waren die Eulen Ludwigshafen an der Reihe. „Alle machen Hochglanz-Weinpräsentation. Das will ich nicht. Weinmachen ist harte, dreckige Arbeit. Diese Arbeit muss man mit Hingabe und Leidenschaft erledigen“, sagt Gratz. Auch die Eulen Ludwigshafen spielen mit Hingabe und Leidenschaft. So wurden also gestern die Spieler samt Wein professionell ins Szene gesetzt.

Für diesen Termin hat Wolfram Gratz exklusiv aufgefahren. Von Star-Bäcker Peter Kapp aus Edingen gab es beispielsweise Brot, sein edler Wein rundete einen gemütlichen Abend im urigen Bauernhof in Waldsee ab. Kommende Saison wird Gratz bei einem Heimspiel der Eulen seinen Wein am Spielkreis präsentieren.

Schnaps oder Wein

Qualität ist ein Wort, das Wolfram Gratz nicht häufig benutzt, auf das er aber Wert legt – gerade auch bei seinen Weinen. Dabei kam Gratz zufällig zur Winzerei. Eigentlich wollte er in Kiel Medizin studieren, doch er studierte in Augsburg mit seinem Bruder Betriebswirtschaftlehre. Mit 22 Jahren war er Diplom-Ökonom. Er machte seinen Doktortitel. „Wie passen sich Betriebe einem sozialistischen Umfeld an?“ lautete der Titel seiner Promotion. Als der Eiserne Vorhang fiel, war Gratz mit seiner Arbeit ein gefragter Mann. „Wie zerlegt man sozialistische Staatskonglomerate?“, lautete das Problem, zu dessen Lösung er für die Hanns-Seidel-Stiftung 1989 nach Ungarn ging, um beim Aufbau der Treuhand mitzuwirken. Im gleichen Jahr hat Gratz ein „Personal- und Marktberatungsunternehmen“ in Budapest gegründet. Er verdiente gutes Geld. Die Einnahmen wollte er aber in Ungarn „reinvestieren“. So erwarb er eine Fläche von 1650 Quadratmetern am Rande des 500-Seelen-Dorfs Udvari am Plattensee. „Das Areal lag aber in einem Nationalpark“, erzählt Gratz. So habe die Behörde ihm zur Auflage gemacht, drei Viertel der Fläche „für Obst oder Reben“ zu nutzen. „Auf Schnaps hatte ich keine Lust.“ So habe er sich für Reben entschieden. Gratz ließ Bodenproben nehmen und fand heraus, dass der Boden für Rotwein ideal sei. Dabei werde dort überwiegend Riesling kultiviert. Gratz hatte von der Winzerei kaum Ahnung. Er arbeitete sich in die Materie. Ihm war aber sofort klar, dass er Qualitätswein herstellen will. Nach einigen Bildungsexkursionen nach Frankreich pflanzte er 1999 die ersten Reben. Die erste Lese war 2004, „der erste trinkbare Jahrgang“ 2007. Ab 2009 wurden seine Weine in Ungarn regional ausgezeichnet, voriges Jahr sogar international. Bei der größten Weinmesse räumte Gratz regelrecht ab. Die Jury stufte sein Weingut außerdem zu den Top 100 in der Welt ein.

Projekt im Saarland

Es ist das Ergebnis einer Weinproduktion, die auf Qualität und Tradition Wert legt. Gratz ist von März bis September jeden Monat etwa zehn Tage in Ungarn und arbeitet in seinem zwei Hektar großen Weinberg. Dort ist Handarbeit angesagt. Vor Ort hat er fünf Helfer zwischen 57 und 76 Jahren. Von Mitte September bis Ende Oktober bleibt er ganz dort. Seine Lebensgefährtin Dorothée Schmitt und Sohn Raphael helfen fleißig mit.

Wolfram Gratz hat aber weitere Ideen. Im Saarland beabsichtigt er ein altes Herrenhaus samt kleiner Scheune zu sanieren und will dort ein kleines, aber feines Restaurant eröffnen. Wolfram Gratz ist eben ein umtriebiger Mann. Und ein Mann mit Herz.

Philipp Grimm, Teammanager der Eulen Ludwigshafen, mit Fotograf Claus Geiss. Geiss brachte einen Bildband über Handballer heraus
Philipp Grimm, Teammanager der Eulen Ludwigshafen, mit Fotograf Claus Geiss. Geiss brachte einen Bildband über Handballer heraus.
Günter Thomas ist seit Jahren Betreuer und die gute Seele bei den Eulen Ludwigshafen.
Günter Thomas ist seit Jahren Betreuer und die gute Seele bei den Eulen Ludwigshafen.
Eulen-Spieler Max Neuhaus lässt sich den edlen Wein von Wolfram Gratz schmecken.
Eulen-Spieler Max Neuhaus lässt sich den edlen Wein von Wolfram Gratz schmecken.
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