Ludwigshafen Wüste Bilder und Töne des Sturms

Prospero (Rainer Furch,Mitte) mit dem dreifachen Luftgeist.
Prospero (Rainer Furch,Mitte) mit dem dreifachen Luftgeist.

2016 war Shakespeares 400. Todestag. Nun, gegen Ende der Spielzeit 2016/17, hat das Pfalztheater Kaiserslautern dem Dramatiker mit der Neuproduktion seines letzten Theaterstücks „The Tempest“ („Der Sturm“) gedacht. Intendant Urs Häberlis Inszenierung stellte das Werk – nun auch im Pfalzbau – mit Henry Purcells Bühnenmusik als Semiopera vor: mit Schauspiel, Musik und Tanz.

Den Vorstellungen der künstlerisch Verantwortlichen an der Kaiserslauterer Bühne kam die Konstellation der englischen Barockgattung Semiopera entgegen. Ihre Idee war, sämtliche Sparten des Hauses in einer gattungsübergreifenden Produktion zusammenzuführen und andererseits an den Erfolg der Produktion „Fairy Queen“, ebenfalls ein Werk Shakespeares, mit Musik von Benjamin Britten, aus dem Jahr 2011 anzuknüpfen. Zustande kam ein von Häberli in Anna Kirschsteins strengem Bühnenbild einfallsreich inszeniertes, bewegtes, auf jeden Fall kurzweiliges, zwischen Spaß und Ernst balancierendes Spektakel mit zahlreichen unterhaltsamen Pointen. Sie fand bei den Besuchern im Pfalzbau freundliche Aufnahme. Letztere wurden gleich beim Eintritt ins Theater durch wüste Bilder und Töne des Gewitters empfangen: durch heftigen Donner, vom Orchester improvisierte bizarre Geräusche und vom Ballett in wüsten Körperverrenkungen beschworene Zeichen des Meeressturms. Dieser ließ Antonio, den Herzog von Mailand, und den neapolitanischen König Alonso, deren Intrige Mailands rechtmäßigen Fürsten Prospero vertrieben hatte, an der Insel stranden, auf der nun Prospero herrschte. Das Ende des Spiels waren dann jedoch großherzige Verzeihung und Liebesglück. Der Schwerpunkt der Inszenierung lag auf den Gattungen Schauspiel und Tanz, wobei letzterer, in James Sutherlands großartiger Choreographie, durch Abwechslungsreichtum und Ausdrucksgewalt die faszinierendsten Akzente gesetzt hatte. Der musikalische Teil aus Purcells „Tempest“ und weiteren Kompositionen von ihm offenbarte selbstverständlich immer wieder das Genie des „Orpheus Britannicus“ und erreichte einen überwältigenden Höhepunkt zu Beginn und zum Schluss mit der Trauermusik für Königin Mary. Nicht zu vergessen dabei ist die Glanzleistung des Chors (Einstudierung: Johannes Köhler) und Uwe Sandners umsichtige Stabführung. Durchweg ansprechende Leistung des Schauspielensembles mit Rainer Furch als Prospero von zwingender Präsenz und dem Luftgeist Ariel in dreifacher Ausfertigung: mit den Schauspielern Stefan Hermann, Camilla Marcati und der glänzenden Sängerin Arlette Meißner besetzt. Sympathisch das Liebespaar: Neele Sommer und Luca Zahn.

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