Mannheim Vom Klavier zur Kanun: Warum Laila Mahmoud die Kastenzither liebt

Die aus Syrien stammende Laila Mahmoud hat sich auf die Kastenzither Kanun spezialisiert.
Die aus Syrien stammende Laila Mahmoud hat sich auf die Kastenzither Kanun spezialisiert.

„Ich versuche, jede Art von Musik zu probieren“, sagt Laila Mahmoud. Sie spielt ein Instrument, das im Orient verbreitet ist, die Kanun. Doch sie hat viele Gemeinsamkeiten mit der Harfe, wie die Musikerin im „Digitalen Klassenzimmer“ der Staatsphilharmonie demonstriert. Für Mannheim als Studienort hat sich Laila Mahmoud bewusst entschieden, weil die Stadt ihr besondere Chancen bietet.

Angefangen hat die Musikerin schon mit fünf Jahren auf dem Klavier. Sie ist in Tartus, einer Hafenstadt am Mittelmeer aufgewachsen. Im Elternhaus wurde viel gesungen und gespielt, aber die Eltern waren keine Profimusiker. Die Kanun wollte sie lernen, um auch traditionelle Lieder aus ihre Heimatregion spielen zu können. Diese Musik verwendet andere Töne, die ein Klavier nicht bieten kann. „Ich habe beide Arten Musik gehört, die westliche und die östliche und zuerst die westlichen Dur/Moll-Tonleitern gelernt“, erklärt die 30-jährige Musikerin. Die Kanun habe sie in Tartus gehört. Das Instrument gehört zur Familie der Kastenzithern. Lehrer für dieses Instrument habe es dort nicht gegeben, aber zumindest etwas Theorie habe sie schon mitbekommen. Um Unterricht bei einem Profi zu bekommen, ging sie nach Damaskus. Sie studierte dann Musikpädagogik in Damaskus und Homs, wo sie auch privaten Unterricht auf der Kanun hatte.

Nach Deutschland kam Laila Mahmoud vor vier Jahren, ursprünglich, um ein Masterstudium Musikwissenschaft in Leipzig anzufangen. Dann aber hörte sie von der Popakademie in Mannheim, wo es den Studiengang Weltmusik gibt und weitere Kanunspieler. Und das reizte sie mehr als die eher trockene Musikwissenschaft. Sie schaffte die Aufnahmeprüfung und nach drei Studienjahren steht sie gerade vor ihrem Abschluss. Wichtig war ihr vor allem, tatsächlich Musik zu machen. Und diese Gelegenheit gab es an der Popakademie.

Brücken zwischen östlicher und westlicher Musik

„Ich habe hier einen Raum für mich und meine Musik gesehen. Es gibt hier viele Musiker, auch griechische und türkische Kanunspieler und es ist schön, die kennenzulernen und mit ihnen zu spielen“, sagt sie. Musik hat sie in verschiedenen Projekten gemacht, ihre eigene Band heißt „Syrial“. Hier schlagen die Musiker Brücken zwischen westlicher und östlicher Musik. E-Bass und Schlagzeug bilden die Rhythmusgruppe, Kanun und Oud, die arabische Laute, sind für Harmonie und Melodie zuständig und alle Musiker singen auch. Die Musik verbindet Elemente aus beiden Kulturen. Dazu gehören Melodien aus orientalischen Skalen, die Art des Zusammenspiels und Grooves kommt aus der populären Musik des Westens, wie in Beispielen auf Youtube zu hören ist.

Was unterscheidet die Kanun von der Harfe?

Im „Digitalen Klassenzimmer“ der Staatsphilharmonie sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der Konzert-Harfe von Frauke Adomait und Mahmuds Kanun deutlich geworden (wir berichteten „Keine Angst vor klassischer Musik“). Die Kanun mit ihren Stahlsaiten klingt härter als die Harfe und hat mehrere Saiten pro Ton. Beide Instrumente haben eine Mechanik zum Verändern der Tonhöhen. Bei der Harfe ist das eine Pedalmechanik, bei der Kanun sind es kleine Hebel, die per Hand bedient werden, um von der Grundstimmung abweichende Töne spielen zu können. Beide Instrumente können auch sehr gut zusammenspielen, wie die Musikerinnen zeigten. Die Zusammenarbeit mit der Staatsphilharmonie soll weiter gehen, sagt die Kanun-Spielerin. „Es ist eine Herausforderung, die verschiedenen Stile so zu mischen, dass eine echte Synthese daraus entsteht“, erklärt sie. Dafür arbeite sie an neuen Kompositionen. Ebenso wie sie selbst seien auch die Philharmoniker sehr motiviert. „Ich bin sicher, dass wir aus unserer Begegnung etwas Neues schaffen werden, das ist ein großer Schritt“, sagt sie. Auch die Finanzierung für dieses Crossover-Projekt sei schon zugesagt.

Mannheim als „tolle Musikstadt“

Laila Mahmuds Studium geht dem Ende zu, sie muss nur noch die Abschlussprüfungen ablegen. Wie wird ihr Leben weiter gehen? Mannheim sei eine tolle Musikstadt, die ihr viel gegeben habe und der sie sich deshalb auch verpflichtet fühle. Sie arbeite hier schon als freie Musikerin und in verschiedenen Projekten. Möglich sei aber auch, dass sie nach München gehe. Dort habe sie Verwandte, und dort gebe es auch eine große Szene.

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