Ludwigshafen Volkssport aus der Schweiz

Minigolf hat in Ludwigshafen Tradition. Die Anlage mit ihren 18 Bahnen im Ebertpark zählte zu den ersten 120 Sportstätten dieser Art in Europa. Köpfchen, räumliches Denken und eine gute Motorik sind von Anfang an bei dem Sport gefragt. Der Miniaturgolfclub Ludwigshafen (1. MGC) feiert am kommenden Samstag seinen 50. Geburtstag.

Zu Beginn der 1960er-Jahre schwappte die Minigolfwelle auch nach Deutschland. Ursprünglich stammt das Freizeitvergnügen aus der Schweiz. Nach Plänen des eidgenössischen Gartenarchitekten Paul Bongi wurde am 19. März 1954 in Ascona am Lago Maggiore die erste genormte Minigolfanlage errichtet. Die Sportart verbreitete sich schnell in Europa, und in den Nachbarländern wurden ebenfalls Kleingolfanlagen errichtet – auch im Ludwigshafener Ebertpark. Das große Interesse der Spieler, die sich regelmäßig zum Minigolf in der Grünen Lunge Friesenheims trafen, führte dazu, dass im Frühjahr 1964 rund 20 Mitglieder den 1. Miniaturgolfclub Ludwigshafen gegründet haben. Treibende Kraft dabei war der erste Präsident Otto Johann. Der Sportbetrieb auf den Bahnen erlebte eine Blüte. Schon ein Jahr später fand am 3. Oktober 1965 erstmals das Ebertpark-Wanderpokal-Turnier im Minigolf statt. Das hatte zur Folge, dass immer mehr Mitglieder dem Verein beitraten und auch den Weg zum Leistungssport fanden. Nur zwei Jahre nach seiner Gründung feierten sowohl die Herren-, die Damen und Seniorenmannschaften die deutsche Meisterschaft. Ein imposante Entwicklung, mit der die Vereinsgründer nicht gerechnet hatten. Der 1. MGC Ludwigshafen zählte 1996 als der erfolgreichste Kleingolfverein im Allgemeinen Deutschen Kleingolf Sportverband. Nachdem die Stadt in den Anfangsjahren die Anlage unterhalten hatte, entschied sich der Verein unter damaligen Führung des ersten Vorsitzenden Horst Bräunig zum Erwerb des Minigolfplatzes. Ein Schritt, der notwendig wurde, um weiter auf höchstem sportlichen Niveau vertreten zu sein. Denn die Ansprüche an die Bahnen sind im Laufe der Jahre gestiegen, so dass man 1981 mit einem Aufwand von 1030 Arbeitsstunden die alten Betonbahnen abgebaut und die neuen Eternitbahnen errichtete. Zugleich investierte der Club in den Bau seines Vereinsheims. Passend zur Einweihung der neuen Anlage 1984 schaffte die erste Herrenmannschaft den Aufstieg in die Bundesliga. Der Verein feierte 1996 bis 1999 gleich vier deutsche Meistertitel mit der Herrenmannschaft. Auch die Nachwuchsarbeit kam nicht zu kurz. Die jungen Talente zählten zu den besten in der Republik. Thomas Magin wurde 1984 im Einzel als auch mit der Mannschaft deutscher Champion, ebenso Miroslav Stoparic (1998) und David Schuster (1999) im Einzel. Die Jugendmannschaft holte 1999 den Titel. Die Krönung folgte 2003 mit dem EM-Gewinn für Dany Hess. Den letzten nationalen Titel für den MGC holte vor zehn Jahren Sebastian Schwind, der in der Schülerklasse dominierte. Auch als Veranstalter hat sich der Verein, der heute vom Vorsitzenden Harald Burger geführt wird, hohe Anerkennung erworben. Gleich drei nationale Meisterschaften (1966, 1996 und 2000) führten die besten deutschen Minigolfer auf die Anlage im Ebertpark. Der Verein hat heute noch 62 Mitglieder, und seine Mannschaften nehmen am Spielbetrieb der Zweiten Bundesliga teil. Doch nicht nur Profis können im Ebertpark den Golfschläger schwingen. Von März bis Oktober ist die Anlage für die Öffentlichkeit geöffnet. Die Herausforderung, mit möglichst wenigen Schlägen den Gummiball ins Loch zu bekommen, fasziniert Jung und Alt. Viele Familien versuchen auf den kleinen Bahnen, die Hindernisklassiker, wie Salto, Netz, Vulkan oder Blitz, zu meistern. Die Zeiten, als Minigolf als „kleiner Bruder“ des „richtigen“ Golf abgetan wurde, sind lange vorüber. „Das sind zwei verschiedene Sportarten“, sagt der frühere Europameister Harald Erlbruch. In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Minigolfsportverbands knapp 4000 Anlagen und 300 Vereine mit 11.000 Mitgliedern. Minigolf ist zum Volkssport geworden.

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