Ludwigshafen Viel Zündstoff an der Tankstelle

Der Griff zur Zapfsäule wird immer teurer.
Der Griff zur Zapfsäule wird immer teurer.

Die Preise steigen weiter – auch an den Tankstellen. An den Zapfsäulen ist der Tankrabatt längst verpufft. Jetzt, da die Benzinpreise wieder an der Zwei-Euro-Marke kratzen und Diesel diese überschreitet, verfolgen Kunden unterschiedliche Strategien, um ihren Frust zu dämpfen.

Es gibt jedenfalls immense Preisunterschiede an den Tankstellen. So kostet der Liter Super bei Aral in der Heinigstraße bei einer Stichprobe 1,88 Euro, während er zur gleichen Uhrzeit bei Esso in der Maudacher Straße für 1,96 Euro verkauft wird.

„Gigantische Preisunterschiede von teilweise bis zu 30 Cent lassen sich durch die Nachwirkungen des Tankrabatts begründen“, erläutert Herbert Rabl, Pressesprecher des Tankstellen-Interessenverbands mit Sitz in Neustadt. Bei einigen Tankstellen seien die unterirdischen Lager noch mit Restbeständen des vergünstigt eingekauften Sprits gefüllt. Dadurch könne ein deutlich günstiger Preis geboten werden als an den Tankstellen, die bereits neu befüllt haben.„Das wird sich in den kommenden zwei Wochen vermutlich erledigt haben. Dann sind die Reste aufgebraucht, und alle haben neu einkaufen müssen. Dann ist die Ausgangslage wieder überall gleich“, erwartet Rabl. Danach werde sich der Benzinpreis voraussichtlich zunächst flächendeckend bei etwa zwei Euro stabilisieren.

E-Roller statt Auto

Ohnehin ist der Preis nicht das einzige wesentliche Kriterium bei der Tankstellenwahl. Auch die Erreichbarkeit fällt ins Gewicht. So geht es auch Attes Abdullah. „Ich wohne in der Nähe, die Shell-Tankstelle ist am nächsten“, sagt er. Außerdem achte er beim Tanken eher auf die Uhrzeit. „Früh morgens ist der Sprit teurer als am Vormittag. Darauf versuche ich zu achten, tanke aber, wann es passt“, erläutert er.

Das bestätigt auch Claudia König. Sie tankt dort, wo es am nächsten ist. In ihrem Fall sei das die Aral-Tankstelle in der Heinigstraße. Günstiger fährt sie ohnehin mit Plan B: „Ich versuche, das Auto einfach weniger zu nutzen“, sagt sie. Neben dem Fahrrad hat sie sich deswegen ein Jobticket und einen E-Roller gekauft, um Wege zurückzulegen. Dadurch habe sie ihre Autonutzung zu zwei Dritteln reduzieren können.

Tanken für Kleingeld

Das empfiehlt auch Thorsten Süß. Er fährt seit der Preissteigerung der vergangenen Monate weniger mit dem Auto. „Oft sind diese Wege unnötig und können vermieden werden“, sagt Süß. Er sei deswegen auf das Fahrrad umgestiegen. „Das ist gut für die Gesundheit, man hat Bewegung und es macht Spaß“, zählt er auf. Nur bei schlechtem Wetter fahre er Auto. Und wenn er dringend Kleingeld benötigt, tankt er auch mal spontan für durchschnittliche Preise an der Jet-Tankstelle in der Bruchwiesenstraße. „Ich möchte mir auf dem Heimweg an einem Selbstbedienungsstand Kürbisse kaufen und habe kein Kleingeld mehr“, erzählt er lachend.

Markenbindung spielt eine Rolle

Neben der Standortwahl zeigt sich, dass auch Markenbindung eine Rolle spielt. So tankt ein von uns angesprochener Kunde einer Marke, der seinen Namen nicht nennen will, gewohnheitsmäßig dort, auch wenn es auf der anderen Straßenseite bei der Mineralölkonkurrenz eventuell günstiger ist. „Ich habe gar nicht darauf geachtet, wo es günstiger ist. Ich tanke immer hier“, sagt er darauf angesprochen. Außerdem stehe die Tankanzeige schon auf Rot. Der Preis bewege sich allgemein auf einem hohen Niveau, da komme es auf ein paar Cent nicht an.

„In Dörfern oft teurer“

Das findet auch Lohman Baylan. „Das macht vielleicht fünf bis zehn Euro pro Tankfüllung aus“, sagt er und zweifelt, ob es sich lohnt, immer die günstigste Tankstelle anzufahren. Das koste Zeit, und man müsse gegebenenfalls kilometerweit fahren, nur um wenige Cent zu sparen. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es in Dörfern oft teurer sei. Denn dort seien die Menschen dringend auf das Auto angewiesen und hätten keine Alternativen. Das werde an der Zapfsäule ausgenutzt.

Tankstellen-Verbandssprecher Herbert Rabl.
Tankstellen-Verbandssprecher Herbert Rabl.

Zur Sache: Pächter haben keinen Einfluss

„Wir haben eine Art Eskalationskultur“, kritisiert Tankstellen-Verbandssprecher Herbert Rabl. Anstatt Krisen mit Optimismus zu begegnen, werde in Deutschland schnell gejammert. „Wir müssen die Herausforderungen ernst nehmen und Lösungen finden“, fordert er.

Groll gegen die Betreiber der Tankstellen sei jedenfalls unberechtigt. Sie verdienten je verkauftem Liter im bundesweiten Durchschnitt pauschal einen Cent, egal wie viel die Kraftstoffe kosten. Auf die Preisgestaltung vor Ort hätten die Pächter keinen Einfluss. „Das regeln die Mineralölkonzerne in großen Zentralen in Abhängigkeit vom Ölpreis, dem Weltmarkt und Faktoren wie dem Krieg“, erläutert der Pressesprecher.

Da mit der Überschreitung der Zwei-Euro-Marke eine Schallmauer durchbrochen sei, sei nicht damit zu rechnen, dass der Preis für Benzin und Diesel auf lange Sicht sinkt. Er werde sich vermutlich tendenziell Richtung 2,50 Euro entwickeln, prognostiziert Rabl. „Die Konzerne betreiben mittlerweile eine Preispolitik, mit der so viel Gewinn wie möglich erwirtschaftet werden soll. Dazu gehört es, den Preis künstlich hochzuhalten“, führt er aus. An dieser Stelle sei Kritik berechtigt und angebracht.

Von Apps, die die Preise an den Tankstellen vergleichen, hält er nicht viel. „Das ist völliger Quatsch. Das ist vor allem ein mächtiges Marketingwerkzeug für Konzerne, die so ihre Konkurrenten dauerhaft beobachten können“, kritisiert er. Dadurch könnten diese flexibler und schneller auf Preisschwankungen reagieren und mitziehen. Das mache vereinzelte Einsparungen insgesamt zunichte.

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