Ludwigshafen Unter Hochspannung

Mit Barockmusik und Frühklassik hat das Kurpfälzische Kammerorchester sein drittes Mannheimer Schlosskonzert bestritten. Der erste Teil mit einer Suite von Johann Bernhard, einer Sinfonie Carl Philipp Emanuels und Johann Sebastians drittem Brandenburgischen Konzert konnte auch als tönendes Familientreffen der Bachs verstanden werden. Nach der Pause folgten Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Hans-Peter Hofmann leitete die „Kurpfälzer“ vom ersten Geigenpult, Solist bei Vivaldi war Yury Revich.

Zu berichten ist über einen Abend, an dem Leerlauf, gar Langeweile ausgeschlossen war. Vielmehr stand das Geschehen vom ersten bis zum letzten Ton im Zeichen von Hochspannung und mitreißendem Schwung. Von ihrem Gastkonzertmeister, dem Saarbrücker Musikhochschulprofessor Hans-Peter Hofmann, wurden die „Kurpfälzer“ mit beträchtlichem Bewegungsaufwand und intensiver Körpersprache unermüdlich zu emotionsgeladener, betont impulsiver Spielweise angehalten. Mit Erfolg. Von seinem stets präsenten Willen zum Formen und zum Ausdruck ließen sich die Musiker anstecken, spielten sehr kompakt, konzentriert, beschwingt, mit zwingendem Nachdruck, akzent- und kontrastfreudig auf. Musikantischer Elan, vorwärtsdrängende Energie und Intensität der Tonsprache wurden an diesem Abend groß geschrieben. Gleich beim ersten Stück des Programms, der dritten Orchestersuite in e-Moll von Johann Sebastian Bachs Vetter Johann Bernhard, beeindruckte sowohl der Ideenreichtum und der vom Stil französischer Orchestermusik geprägte Farben- und Abwechslungsreichtum der Komposition als auch die Eleganz der Wiedergabe. Auf ebenso überlegene wie differenzierte Weise wurde anschließend das Orchester den barocken Stil kontrastierenden frühklassischen Strukturen von Carl Philipp Emanuel Bachs Sinfonie in G-Dur (Wq 182, Nr. 1) gerecht. Und danach, in Johann Sebastians drittem Brandenburgischen Konzert, beeindruckte die unbestechliche Klarheit der Exposition mehrstimmiger kompositorischer Vorgänge bei sehr vitaler Darstellungsweise. Nach der Pause schlug die Stunde der Virtuosen. Bei Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zog der aus Russland stammende, in Wien lebende junge Violinist Yury Revich sämtliche instrumentalakrobatischen Register und begeisterte durch eine höchst brillante, farbenprächtige, bei den bizarren lautmalerischen Eingebungen außerordentlich fantasievolle Aufführung. Seine rasanten Tempi bewältigte Revich absolut überlegen, bravourös, blitzsauber. Sein Spiel bestach mit ebenso genau wie sensibel ausgehörten raffinierten dynamischen und farblichen Abstufungen, scharf charakterisierenden Akzentuierungen sowie durch beseelte Lyrismen. Schließlich: Sehr intensiv und nahtlos entspann sich der Dialog zwischen dem Solisten und dem flexibel mithaltenden Kurpfälzischen Kammerorchester.

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