Ludwigshafen Unrühmliches Ende
MUTTERSTADT. Der Höhenflug des Fußball-Verbandsligisten TDSV Mutterstadt ist zu Ende. Ausgerechnet nach dem größten sportlichen Erfolg in der Vereinsgeschichte wurde die Erste Mannschaft aus der Verbandsliga abgemeldet. Die zweite Garnitur soll aber weiter in der B-Klasse spielen und firmiert dann unter TDSV I (wir informierten).
Am Mittwochmorgen schickte der Verein eine Mail an den Südwestdeutschen Fußballverband, in der er den Rückzug erklärte. Der Verband reagierte schnell und nahm Absteiger Fortuna Mombach anstelle der Mutterstadter wieder in der Liga auf. Ohne Geld und ohne Führung war es dem TDSV nicht möglich, eine Verbandsligamannschaft in den Wettbewerb zu schicken. „Zwei Tage zuvor habe ich von Adem Aydin eine SMS erhalten, in der er mitgeteilt hat, dass er nicht mehr zur Verfügung steht. Auch die Spieler hat er auf diesem Weg informiert“, sagt der ehemalige Teamchef Ediz Sari. Aydin, der nach außen selbstbewusst auftrat und den Eindruck vermittelte, dass er der neue starke Mann sei, wird noch nicht mal als Vorsitzender im Vereinsregister geführt. Dort steht noch immer der ehemalige Vereinschef Ismail Torun. Laut Sari hat Aydin seinen Ausstieg damit begründet, dass er eine neue berufliche Perspektive in der Türkei aufgezeigt bekommen hat und dauerhaft in sein Heimatland zurückkehren will. Für eine Stellungnahme war Aydin nicht zu erreichen. Die Spieler, Trainer Meliksah Özenc und Sari, der mit eigenen finanziellen Mitteln für den vermeintlichen Sponsor und Vereinschef eingesprungen war, sind stocksauer. Adem Aydin schien der Heilsbringer zu sein, doch was er sagte, kann man im Nachhinein nur als heiße Luft bezeichnen. „Er hat Versprechungen gemacht, doch er hat uns angelogen. Die Enttäuschung ist riesengroß“, betont Sari, der sich ausgenutzt fühlt. Mitte Mai hatte Aydin nach dem Spiel gegen Neustadt auf dem Spielfeld öffentlichkeitswirksam erklärt, dass die ausstehenden Aufwandsentschädigungen für Spieler und Trainer binnen vier Tagen beglichen werden sollen. Letztlich sind laut Sari aber immer noch rund 15.000 Euro offen. Etwa die gleiche Summe habe der ehemalige Teamchef selbst vorgestreckt. „Adem hat vor kurzem noch Hoffnungen geweckt, dass es hier weitergeht. Er wäre besser gewesen, ehrlich zu sein und uns nicht hinzuhalten“, kritisiert Trainer Özenc. Schon im Herbst stand eine Abmeldung im Raum, doch die wurde auf den letzten Drücker vermieden. Einmal mehr wurde der Verein in der abgelaufenen Saison von Finanzproblemen gebeutelt. Das passte nicht zu den vollmundig geäußerten Plänen. Die Oberliga sei in der kommenden Runde das Ziel, sagte Aydin vor Wochen. Zu Zeiten von Spielertrainer Hakan Atik war sogar von der Regionalliga die Rede. Doch in gleichem Maße wie die Begeisterung und die Zuschauerzahlen abnahmen, wurden die finanziellen Engpässe größer. Etliche Spieler haben schon in früheren Zeiten den Klub verlassen, weil Zusagen nicht eingehalten worden seien. Versprechungen erwiesen sich oft als Lippenbekenntnisse. Der TDSV ist aber nicht nur an finanziellen Schieflagen gescheitert. Genauso gravierend war, dass nie Strukturen aufgebaut wurden, weder im Jugendbereich noch im Umfeld. Die Mängel in der Administration wurden mit dem sportlichen Erfolg übertüncht. „Der Verein hat sich mit der Abmeldung blamiert“, nimmt Sari kein Blatt vor den Mund. Jürgen Veth, der Staffelleiter der Verbandsliga, ist froh, dass die Mail des TDSV rechtzeitig kam und ist Sari sowie dem neuem Spielleiter Hüseyin Samut dankbar, dass sie sich um die pünktliche Abgabe bemüht haben. „So konnten wir Mombach und Herxheim in ihren bisherigen Klassen belassen. Wäre die Abmeldung nach der Staffeleinteilung erfolgt, wäre das nicht möglich gewesen. Dann hätte die Verbandsliga mit 15 Teams gespielt“, verdeutlichte der Funktionär. Wie Veth informierte, können die Spieler des TDSV den Verein wechseln, wenn sie die Freigabe bekommen. Dafür will Sari sorgen. Möglich ist ein Wechsel auch, wenn der Akteur bei seinem neuen Klub einen Amateurvertrag unterschreibt. Von den knapp 20 Spielern, die das Vorbereitungstraining aufgenommen haben, ist der erste bereits weg. Kapitän Gökhan Dogan hat am Dienstag, als sich das Ende des TDSV abzeichnete, beim Bezirksligisten Phönix Schifferstadt unterschrieben. Der von den A-Junioren des FK Pirmasens verpflichtete Torhüter Benedikt Fath ist bei Arminia Ludwigshafen im Gespräch (siehe Bericht oben). (thl)