Irgendwo in LU Traum vom eigenen Häuschen in Oppau erfüllt

Aus dem Nichts hochgearbeitet: Gertrude Willhammer im Gespräch mit Volker Endres.
Aus dem Nichts hochgearbeitet: Gertrude Willhammer im Gespräch mit Volker Endres.

Irgendwo in Lu sind wir jede Woche auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Am Montag haben wir in Oppau Gertrude Willhammer getroffen. Die 75-jährige Spätaussiedlerin ist Banater Schwäbin und lebt seit 25 Jahren in Ludwigshafen – wo sie eigentlich nie hinwollte.

Seit wann sind Sie in der Region?
Wir sind 1986 nach Mannheim gekommen.

Hatten Sie dort Verwandtschaft?
Nein. Meine Verwandtschaft lebte eher in Schwenningen oder Ludwigsburg. In Mannheim gab es nur eine Freundin. Aber ich wollte in eine große Stadt wegen der Arbeit. Ich habe mir gedacht, dass man hier leichter Arbeit findet.

Hat das geklappt?
Absolut. Wir sind im August angekommen, im November hatte ich Arbeit. Erst war ich in einer Bäckereifiliale, aber dafür konnte ich angeblich nicht gut genug deutsch. Danach war ich fünfeinhalb Jahre lang in einem Supermarkt in der Innenstadt tätig. Über eine Zeitungsanzeige bin ich danach zur Post/Telekom gekommen, obwohl ich schon 46 Jahre alt war. Dort war ich bis zur Rente.

Was haben Sie dort gemacht?
Ich war erst in der Auskunft bei der 11833. Als die Telekom dann an die Börse ging, bin ich ins Rechnungswesen gewechselt. Aber gearbeitet habe ich immer. Bei meinem Mann war es schwieriger.

Inwiefern?
Er war Bankkaufmann und hat hier nichts gefunden, weil er damals schon 50 Jahre alt war. Er hat zwei Jahre lang gesucht, bis er eine Stelle als Buchhalter gefunden hatte.

Und wie sind Sie dann in Ludwigshafen gelandet?
Ich wollte eigentlich nie hierher, aber mein Mann hat immer von einem eigenen Häuschen geträumt, und das haben wir schließlich 1997 in Oppau gefunden.

Haben Sie sich mittlerweile mit Ludwigshafen angefreundet?
Auf jeden Fall! Ich habe mich hier eingelebt. Und vieles ist seither auch besser geworden. Zum Beispiel die Nähe zur BASF. Vor 25 Jahren hat es bei einem Wetterwechsel immer nach faulen Eiern gerochen. Das ist heute nicht mehr so. Die Luft ist viel sauberer geworden. Deshalb bin ich nach dem Tod meines Mannes auch hiergeblieben und wohne in einem Haus der GAG. Dort bin ich sehr zufrieden. Nur das Schlafzimmer könnte ein bisschen größer sein.

War der Entschluss, 1986 Rumänien zu verlassen der richtige?
Aussiedeln war schwer, aber wir waren damals jung und voller Zuversicht. So leicht wie die Flüchtlinge heute hatten wir es nicht. Aber das ist kein Vorwurf, ich gönne es ihnen. Vor allem gönne ich es denjenigen, die arbeiten wollen. Denn das habe ich gelernt: Wer in Deutschland arbeiten will und auch arbeiten geht, der kann auch etwas erreichen. Wir sind damals mit nichts hierhergekommen und haben uns hochgearbeitet. Das geht!

Was war Ihr letzter Kontakt nach Rumänien?
Ich war neulich in Stuttgart. Dort gab es eine Ausstellung über Deportierte, also auch über mich, denn meine Familie war von 1951 bis 1956 deportiert, weil wir Deutsche waren. Ich wollte mir die Ausstellung ansehen, weil ich wissen wollte, ob sie das zeigt, was wirklich war.

Und?
Ja, sie hat alles gezeigt. Auch deshalb kann ich sagen: Uns geht es heute gut!

x