Ludwigshafen Thüringer Bratwurst mit Senf war gestern
Mit dem ersten Ludwigshafener Street-Food-Festival hat die Rhein-Galerie am Wochenende die kulinarische Straßenfestsaison eröffnet. Auf der Speisekarte standen Spezialitäten aus aller Welt. Damit liegt die Latte hoch für die anstehenden Festivitäten in der Metropolregion. Gemäß einer Meldung der Deutschen Presseagentur hat sich der Absatz der Thüringer Bratwurst verdoppelt, seit der Grillklassiker unter den besonderen Schutz der Europäischen Union gestellt wurde. Auf dem Platz der Deutschen Einheit war Wurst aus deutschen Landen am Wochenende trotzdem nicht so angesagt. Wenn schon, dann musste es eine Chorizo-Wurst aus Uruguay sein, die selbstverständlich nicht vom saarländischen Schwenker, sondern vom „Latino-Grill“ gereicht wurde. Und statt fettiger Pommes gab es dazu gebackene Kartoffeln vom Grillrost nebenan. Und was macht einen – zumindest auf den ersten Blick – herkömmlichen Rost über der Grillkohle zum „Latino-Grill“? Santiago Diaz kannte die Antwort: „Die Spanier brachten das Schwein zu uns nach Südamerika und die afrikanischen Sklaven später die Gewürze. Das alles haben wir mit unseren Pflanzen und Gewürzen vereint“, sagte er und verwies auf die Maiskolben neben den Blutwürstchen. Diese Mischung steht für ganz Lateinamerika.“ Dass der Grill dabei in Argentinien eigentlich Asado heißt? Geschenkt. Schließlich zählt der Geschmack, nicht der Name. Das war nebenan schon wieder ganz anders. Da machten alleine Bart und Brille des Anbieters aus einem seit Jahrhunderten bekannten Baumkuchen eine „Hippster-Rolle“. Die Coolness isst schließlich mit. Hungrige hatten die Auswahl aus Gerichten beinahe aller Kontinente – Australien fehlte jedoch, ebenso wie Arktis und Antarktis: obwohl es als Dessert auch gefrorenen Joghurt gab, allerdings ohne Angaben über die Herkunft der Spezialität. Der Altersschnitt der Besucher lag deutlich unter 30 Jahren. Generell war das Festival eher etwas für die jüngeren Semester. Ja, echte Fans hatten sich dafür sogar eigens über den Rhein nach Ludwigshafen aufgemacht. „Auf das frittierte Sushi habe ich mich gefreut, seit ich es im vergangenen Jahr in Mannheim kennengelernt habe“, sagte Student Rüdiger Ehmann aus Münster. Sein Sushi mit der gerollten Garnelenmitte lief unter dem Überbegriff „Dim Sum“ – gedämpfte Häppchen, die im asiatischen Raum aus den Garküchen am Straßenrand serviert werden. Aber im Anschluss war ihm eher nach Handfestem. „So ein Bacon Bomb Burger muss es schon noch sein.“ Elke Müller und ihre Freundin Yeong Sa aus Südkorea gaben sich experimentierfreudig. Angefangen bei schwedischem Gebäck und amerikanischem Grillgut, über afrikanische und südamerikanische Teigtaschen landeten die Frauen schließlich bei Käsespätzle aus dem Allgäu. Koreanische Küche gab es allerdings nicht: „Da gibt es in der ganzen Metropolregion wenig“, bedauerte Yeong Sa. „Das einzige Restaurant ist in Heidelberg.“ Ersatz war schnell gefunden. „Wir wollten unbedingt mal die indische Küche probieren“, waren sich die Frauen einig. Und wenn es nicht schmeckt? „Dann essen wir auf dem nächsten Straßenfest eben wieder Bratwurst.“