Ludwigshafen „Suppenküche ist ein Armutszeugnis“

Der Andrang war groß im Gemeindehaus der Kirche. Neben zahlreichen Gerichten wurde auch eine Tomate-Mozzarella-Platte serviert.
Der Andrang war groß im Gemeindehaus der Kirche. Neben zahlreichen Gerichten wurde auch eine Tomate-Mozzarella-Platte serviert.

Zum elften Mal haben gestern Schüler der Berufsbildenden Schule (BBS) Technik II für Besucher der Suppenküche in der Apostelkirche gekocht. Sie verwöhnten die über 100 Gäste mit einem internationalen Menü. Die Veranstaltung war der Auftakt zum 25-jährigen Bestehen der Suppenküche.

Schon um kurz nach 11 Uhr drängten sich die Gäste der Suppenküche im Foyer des Gemeindehauses der Apostelkirche. Längst wissen sie, dass es etwas Gutes zu essen gibt, wenn die angehenden Köche der BBS für sie kochen. Die 14 Schüler hatten sich in diesem Jahr ein Menü mit Gerichten aus ihren Heimatländern ausgedacht. Da gab es Bärlauchsuppe und verschiedene Salate als Vorspeise, eine türkische Fleischpfanne, deutsche Rinderrouladen und einen italienischen Cannelloni-Auflauf als Hauptgang. Zum Nachtisch tischten die jungen Köche Panna Cotta, Mousse au Chocolat und hausgemachte Quarkknödel auf. „Einfach köstlich“, lautete die einhellige Meinung der Besucher. „Ich finde es toll, dass sich die jungen Leute für uns engagieren“, dankte Paul den Schülern. Er besucht die Suppenküche täglich. „Ich habe mich schon wochenlang auf heute gefreut“, erzählt er, bevor er zum zweiten Mal zum Büfett geht. „Ich finde es sehr gut, dass wir für die Bedürftigen ein tolles Büfett kochen“, sagt Samira Herrmann. Die 21-Jährige ist die Projektsprecherin. Sie berichtet, dass die Schüler, die alle im zweiten Lehrjahr sind, das Projekt organisiert haben. Angefangen von der Menü-Zusammenstellung bis hin zum Einwerben von Spenden und der Berechnung der Mengen. Schon am Montag haben sie mit dem Kochen angefangen. Am Eingang zum Bertha-Steinbrenner-Saal schweben zwei silberne Luftballons mit einer Zwei und einer Fünf. 25 Jahre alt wird die Suppenküche nämlich in diesem Jahr. Das Gastspiel der BBS in der Suppenküche ist der Auftakt zum Jubiläumsjahr. Für Dekanin Barbara Kohlstruck ist das Jubiläum allerdings eine ambivalente Angelegenheit. „Die Suppenküche ist ein Armutszeugnis“, sagte sie. Denn sie zeuge von Armut in der Stadt. Andererseits sei sie ein Schatz. „Es ist wertvoll, dass wir diese Anlaufstelle haben und dass Menschen hier täglich geholfen wird“, betonte sie. Ein besonderer Schatz sei das tolle Essen und der Einsatz der BBS-Schüler. Für die Dekanin ist es ein besonderer Moment, wenn sie die Besucher und ihre Freude auf ein gutes Essen sieht. „Ich freue mich auch, wenn ich den Stolz der Schüler in den Gesichtern sehe, alle Aufgaben rechtzeitig geschafft zu haben“, sagte sie. Bei der Kochaktion kämen Welten zusammen, die sich nicht oft berühren. Apostelkirchen-Pfarrer Stefan Bauer berichtet, dass die Zahl der täglichen Besucher bei etwa 60 liege und in den vergangenen Jahren stabil geblieben sei. Sie schwanke im Monatsverlauf. „Am Monatsanfang kommen meist weniger als am Monatsende“, hat er beobachtet. Kohlstruck und Bauer freuen sich, dass es seit 25 Jahren immer wieder gelingt, genügend Ehrenamtliche zu gewinnen, die die Suppenküche betreiben. Und dass es genügend Spenden gibt, um Suppe, Brötchen und süße Teilchen sowie Kaffee zu finanzieren. „Die Suppenküche ist für viele Menschen ein Treffpunkt und ein Stück Zuhause“, bilanzierte Bauer.

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