Ludwigshafen Super, Mario

Die Eintrittskarten für seine Shows gehen weg wie kaltes Bier: Mario Basler in der Alten Feuerwache.
Die Eintrittskarten für seine Shows gehen weg wie kaltes Bier: Mario Basler in der Alten Feuerwache.

In auch nicht goldenen, aber doch deutlich besseren Zeiten als heute kam zu „Can’t stop“ von den Red Hot Chili Peppers die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern auf den Platz. Jetzt ist es die Einlaufmusik von Mario Basler. In einem T-Shirt mit seinem eigenen Gesicht kommt er auf die Bühne und ist dann tatsächlich nicht zu stoppen. Zwei Halbzeiten lang erzählt er davon, wie es ist, der Größte gewesen zu sein, der Geilste, der Chef in der Kabine, der Beste auf dem Platz. „Ich hätte für 14 Millionen zu Juventus Turin wechseln können“, behauptet er zum Beispiel, „das war so viel wie heute 480 Millionen.“ Ohne Zweifel: Mario Basler war ein großartiger Fußballer, wurde Deutscher Meister, Pokalsieger, Champions-League-Finalist und 1996 Europameister. Allerdings ohne Einsatz. Kurioserweise ist er nicht wegen Fehlverhaltens aus dem Kader geflogen, sondern musste wegen einer Verletzung schon vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft nach Hause reisen. Diese Anekdote kommt in Baslers Bühnenprogramm nicht vor. Für Verletzungen hat er wenig Verständnis. Knöchelverletzungen, Zerrungen, Faserrisse? Schambeinverletzungen gar, was er besonders witzig findet? „Habe ich nie gehabt. Es kommt halt auch auf die Ernährung an.“ Ein Brüller. Wer Mario Barth witzig findet, findet auch Mario Basler witzig, muss er sich irgendwann gedacht haben, und tatsächlich gehen die Eintrittskarten überall in Deutschland weg wie kaltes Bier. Kippen und Kaffee, Alkohol und am Abend vor dem Spiel auch gerne mal ein Wurstsalat mit Pommes: Das scheint im Wesentlichen die Ernährung des aktiven Profifußballers Mario Basler gewesen zu sein. Im Prinzip erzählt er dann mehrfach die gleiche Geschichte: vor dem Spiel Bier bis um vier, Sex im Hotelzimmer, gesoffen, geraucht, kaum geschlafen, ungern trainiert. Die Pointe: Und trotzdem gut gespielt, Tore geschossen, gewonnen. Weil Otto Rehhagel wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte („Bochum schieß’ ich alleine tot“), hatte Basler bei ihm Narrenfreiheit, zuerst bei Werder Bremen und später beim 1. FC Kaiserslautern. Dazwischen spielte Basler noch drei Jahre bei Bayern München und hatte im Champions-League-Endspieldrama am 26. Mai 1999 in Barcelona seine ganz eigene Rolle. Er schoss ein frühes erstes Tor und wurde in der 89. Minute ausgewechselt. Die zwei Tore, mit denen Manchester United die Bayern in der Nachspielzeit vom Platz schoss, hat er in der Kabine mitbekommen. „Ich hatte mir schon vorher überlegt, wie ich jubel’“, erinnert er sich. Was er sich auch nicht nehmen ließ, er habe ja schließlich 1:0 gewonnen. Bis 4.30 Uhr habe er gefeiert, „Bierchen“ getrunken, drei Tische kaputtgemacht. „Ach Gott“, sinniert er, „das ist 30 Jahre her.“ Kurze Pause. „20.“ Die richtig schlimmen Dinger allerdings, die sind immer nur den anderen passiert. Den neuen Porsche volltrunken an den Baum gesetzt? Das war Uli Borowka, der heute auch die Bühne sucht, aber ein bisschen anders als Basler. Borowka nennt seine Sauferei eine Sucht. Bei Bayern sei er übrigens zu Unrecht rausgeflogen, sagt Basler. Für die Schlägerei, die der Grund dafür war, sei Sven Scheuer verantwortlich gewesen, Oliver Kahns Ersatztorwart. Ach ja, Kahn: „Dem habe ich mal einen Deoroller gekauft. Er hat ihn nicht benutzt.“ Thorsten Legat, Erich Ribbeck, Willi Lemke – es gibt einige Fußballkollegen, die ganz schlecht wegkommen. Erst vergangenes Jahr habe er bei einer zufälligen Begegnung mit Joachim Löw seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, berichtet Basler. Nach seiner Meinung zu Hummels, Boateng und Müller gefragt: „Müller? Da hat es mich sowieso gewundert, dass der überhaupt Nationalspieler geworden ist.“ So geht es munter zwei Halbzeiten lang. Einmal zeigt Basler seine sympathische Seite und plaudert ganz ernsthaft mit einem behinderten jungen Mann über dessen Arbeitssuche. Nachdem tatsächlich ein Jobangebot aus dem Publikum nach vorne gebracht worden ist, verfällt er allerdings wieder in seine Prollrolle: „Wenn da gute Hühner sind, sag mir Bescheid. Nicht dass du denkst, du kannst mit den Weibern alleine rummachen.“ Nach zwei Halbzeiten ist Schluss. In der Nachspielzeit darf das Publikum mit Basler Selfies machen und Merchandise-Produkte kaufen: Feuerzeuge, Flaschenöffner und das T-Shirt, das er selbst trägt. „Mich interessiert nicht, wer spielt“, steht darauf, „Hauptsache ich spiele.“ Termin Mario Baslers zweiter Auftritt in der Alten Feuerwache in Mannheim heute um 20 Uhr ist ausverkauft.

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