Ludwigshafen „Speisekarte ohne Schnickschnack“
Eine saisonale, gutbürgerliche und vor allem bezahlbare Küche mit familienfreundlichem Ambiente und gutem Service: Dieses Angebot wünscht sich die Mehrheit der Leser im Turmrestaurant. Am 21. September entscheidet eine Jury, welcher Gastronom das Lokal im Ebertpark übernimmt. Eine Auswahl der zahlreichen Reaktionen zu unserem Aufruf vor einer Woche.
„Ganz klassisch“ wünscht sich Friedrich Hornung aus Ruchheim die Ausrichtung im Turmrestaurant. „Natürlich muss Schnitzel auf der Karte stehen, aber ich brauche kein Rumpsteak für 25 Euro“, sagt der 63-Jährige, der lange in der Gastronomie beschäftigt war. „Eine Mischung aus Pfälzer, deutscher und internationaler Küche“ würde für ihn prima zum Standort passen, ein Sternekoch wäre fehl am Platz. Eine „gutbürgerliche, bezahlbare Küche“, wie sie Vorstand Ernst Merkel von der Wohnungsbaugesellschaft GAG als Eigentümerin des Restaurants favorisiert, würde auch Regina Eichhoff-Diefenbach gefallen. „Ich wünsche mir außerdem, dass saisonal, also mit frischen regionalen Produkten, gekocht wird, die auch der Jahreszeit entsprechen.“ Sie kann sich ferner internationale Themenwochen mit einer kleinen Auswahl von Gerichten vorstellen, die es dann auch in einer Seniorenversion geben sollte. Anita und Werner Stengel sehen das ähnlich: „Eine gutbürgerliche, bezahlbare Küche wäre das Beste. Es sollte auf frische Zutaten und auf eine nicht zu große Karte Wert gelegt werden. Die Terrasse mit Biergartenflair wäre super.“ Das wäre auch ganz nach dem Geschmack von Esther Gregori: „Mich würde eine frische, regionale und abwechslungsreiche Küche überzeugen.“ Für eine „bodenständige Gastronomie ohne Schnickschnack“ spricht sich Gabriele Krick aus: „Bitte keine gehobene Küche, was aber nicht nur Schnitzel mit Pommes heißen soll.“ Und sie hat noch eine Bitte: „Schließt Gäste mit Hunden nicht aus, die sind nämlich gerade in Parks ein großes Klientel.“ Für eine „qualitativ gute Küche mit deutschen Gerichten“ plädiert Dieter Köppe. „Denn daran mangelt es inzwischen ja nicht nur in Ludwigshafen.“ Daneben wünscht sich Alexander Gajen „ein vernünftiges Angebot an vegetarischen und veganen Gerichten. Denn es gibt auch junge Menschen, ob mit oder ohne Familie, die nicht nur Schnitzel mit Pommes oder Saumagen mit Brot auf ihren Tellern haben wollen.“ „Ich denke, ein Lokal mit gutbürgerlicher Küche – auf keinen Fall nur Pfälzer Küche – und ein entsprechendes Preisgefüge kann doch nur erfolgreich sein. Beim Vorgänger hat der Service einfach nicht gestimmt, das war ausschlaggebend“, schreibt Renate Morgenstern. Gisela Schaar bringt die Familie Imhof ins Spiel, die jahrelang das „Engel’s am Theater“ in Mitte betrieben hat und aktuell den Kallstadter Hof in Kallstadt führt. „Sie bringt die Fähigkeit mit, gute Qualität zu vernünftigen Preisen anzubieten und hat organisatorisch stets beste Leistungen erbracht. Sie wäre für uns prädestiniert, das Restaurant zu einer attraktiven Adresse zu machen.“ Dem bisherigen Pächter sei das nicht gelungen. In dessen Zeit sei teils gefrorener Kuchen auf der Terrasse serviert worden. „20 Minuten nach dem Kaffee. Es ist gut, dass ein schneller Schluss gefunden wurde.“ Auch für Ingrid Herrle wären die Imhofs die richtige Wahl. „Die sind auf viele Gäste und auf Stoßzeiten eingestellt.“ Für die früheren „Engel’s“-Betreiber macht sich ferner Petra Gilmer stark. „Dort stimmte der Service, die Küche hatte durchgehend geöffnet. Mit den leckeren Tagesgerichten gab es auch immer eine günstige Variante. Das wäre für mich eine tolle Lösung fürs Turmrestaurant.“ Der Zuschlag für die Imhofs wäre für Ute Neu-Melchingersie „ein großer Gewinn für die Region und ein neuer Anziehungspunkt für die Besucher des Ebertparks. Ich wünsche der Jury ein glücklicheres Händchen als beim letzten Mal.“ „Ich kann mir vorstellen, dass eine Bewirtung wie man sie beim Maffenbeier im Hemshof kennt, gut ankommen würde: deftig, regional, preiswert“, schreibt Ursula Sprenger. „In dieses Schmuckstück von Ludwigshafen gehört ein sehr guter italienischer Koch. Für Pfälzer Teller wollen wir gerne ein paar Kilometer fahren“, meint Waltr Jaegr. „Pasta ja. Aber ohne die Straßenbahnlinie 10 über den Ebertpark kommen keine ältere Menschen. Dann wird alles sterben“, meint Sieglinde Reimer. Das Abkoppeln der Linie 10 vom Park ist auch für Klaus Marquart eine der wichtigsten Ursachen für das bisherige Scheitern einer Gastronomie im Turmrestaurant. „Hier fehlt der Personenkreis aus den großen Stadtteilen.“ Die Buslinie 71 sei nur ein mäßiger Ersatz. Marquart hofft künftig „auf eine durchgehend warme Küche, eventuell auf kleinerer Karte auch in der Nachmittagszeit“. „Was ist gutbürgerlich?“, fragt sich Gerhard Schäfer. „Schnitzelparadiese, Döner- und Pizza-Buden gibt es an jeder Ecke.“ Statt einer breiten Auswahl wäre ihm „ein reduziertes, qualitativ hochwertiges Angebot mit frischen Zutaten der Saison wesentlich lieber“. Heidi Oertel meint: „Italiener und Griechen haben wir genug. Ich wünsche mir einen Koch, der mit Gemüse umgehen kann und aus einfachen Zutaten etwas zaubert. Auch für wenig Geld geht das – keine Bratwurst, Schnitzel und Leberknödel.“ „Der Spagat zwischen gutbürgerlich und bezahlbar muss nicht nur auf ältere Gäste ausgerichtet sein“, findet Monika Kalweit aus Niederfeld. „Junge Familien und auch die mittleren Jahrgänge müssen mit ins Boot.“ Der Park-Förderverein sollte das Turmrestaurant auch für Stammtische oder Sitzungen nutzen. „Ohne Schnickschnack und überschaubar, lieber weniger, dafür gut“ – so stellt sich Kalweit die Speisekarte vor. Ein deutscher Betreiber wäre für sie „erste Wahl“. Optimal für einen weihnachtlichen Start wären kleine Buden auf der Terrasse und ein Nikolaus im Lokal. „Dann kommen Kinder, Eltern und auch Oma und Opa“, ist sie überzeugt. „Kein Schnickschnack“ – das ist auch ganz im Sinne von Gisela Steiger aus Friesenheim. „Es wäre vielleicht angebracht, ein gutbürgerliches Restaurant familiengerecht mit einer Spielecke zu betreiben. Es müssen auch keine Stoffservietten auf dem Tisch liegen. Viele Restaurants bieten einen Frühstücksbrunch. Oder wie wäre es mit einem schönen Samstagsabendbrunch für das etwas jüngere Publikum?“ Marianne Konrad schließt sich Stadtmarketingchef Michael Cordier an („Ein Italiener geht immer“). „Man sollte auch die Gelegenheit haben, nur Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen“, findet sie. Anders sieht das Gunter Defren aus Schauernheim. Cordiers Empfehlung zeige, wie lapidar mit dem Thema umgegangen werde. „Das Vorgehen ist spiegelbildlich zu der desaströsen Entwicklung der Innenstadt.“ „Das Angebot sollte mehr auf die Besucher im Park in Form von speziellen Rentner- und Familienangeboten ausgerichtet werden“, meint Anwohnerin Roswitha Minges. Sie schlägt „bezahlbare Frühstücksbrunchs und ein Familienkaffeeklatsch am Wochenende“ vor. „Toll wäre auch im Winter der Verkauf von Glühwein oder heißen Säften.“ Angela Campidelli und ihr Partner haben im August 2011 als erstes Paar Hochzeit im Turmrestaurant gefeiert. „Wir wurden dort auch getraut. Der Saal war toll, das Essen super lecker. Seitdem kommen wir jedes Jahr wieder, um unseren Hochzeitstag zu feiern“, erzählt sie. Sie übt aber auch Kritik: „Wir hätten uns eine gehobene, aber nicht völlig überteuerte Speisenauswahl gewünscht, die den Jahreszeiten entspricht. Leberknödel und Saumagen gibt’s überall, Italiener wie Sand am Meer. Eine internationale Küche, mehr Events im Restaurant, bezahlbare Snacks und im Sommer ein Eisstand für die ganze Familie auf der Terrasse. Damit wäre das Turmrestaurant immer einen Besuch wert“, meint sie. Und: „Diese wundervolle Kulisse darf nicht leer stehen. In meinen Augen ist das einer der schönsten Flecken in der Stadt. Und eine echte Chance für Ludwigshafen, nicht nur auf Chemie und Döner reduziert zu werden.“