Ludwigshafen Soziales Engagement belohnt

Ausnahmsweise mal nicht für außergewöhnliche schulische Leistungen, sondern für ehrenamtliches, soziales Engagement wurden gestern vier Schüler der Abschlussklassen der Ludwigshafener Realschulen plus geehrt. Als Anerkennung für ihre Hilfsbereitschaft wurde den vier Jugendlichen gestern vom protestantischen Dekanat und dem religionspädagogischen Zentrum Ludwigshafen der Albert-Schweitzer-Preis verliehen.

Am Tag seiner Einschulung hatte der junge Albert Schweitzer den ganzen Schulweg lang geweint – er wollte schlichtweg nicht in die Schule. Was sich damals schon abzeichnete, das hielt sich auch die nächsten Jahre konstant: Aus Schweitzer wurde nie ein Einser-Schüler. Berühmt wurde der Mediziner und Theologe aber nicht wegen seiner schlechten schulischen Leistungen, sondern wegen seines Engagements für andere, dem er sich stets selbstlos verpflichtete. Nach diesem kurzen biografischen Schlenker widmete sich Dekanin Barbara Kohlstruck gestern im Turm 33 dann den vier Preisträgern, die zwar nicht schlecht in der Schule sind, sich aber besonders über ihr soziales Verhalten gegenüber anderen auszeichnen. Sei es als stellvertretende Schülersprecherin wie Aysun Percin, als Streitschlichterin wie Natalia Wierzowska und Jason Burkhart oder als Klassensprecher wie Mehmet Özdemir. Obwohl sie alle auf verschiedene Realschulen plus gehen, haben sie eine Solidarität und Rücksichtnahme gegenüber ihren Klassenkameraden gemeinsam. „Unsere Gesellschaft braucht mehr Menschen, die diesen Blick auf andere haben“, wünschte sich die Dekanin. Auch Rainer Huy vom religionspädagogischen Zentrum freute sich über das Engagement der Jugendlichen. „Das können andere ruhig mal nachmachen“, lobte Huy. Dabei hatten es die Preisträger auch nicht immer leicht. Mehmet Özdemir ist zum Beispiel erst vor fünf Jahren aus der Türkei nach Deutschland gezogen, ohne ein Wort der neuen Sprache zu verstehen. „Inzwischen ist er sogar Klassenbester“, lobt sein Lehrer Tobias Böhn. Ebenfalls hat der 16-Jährige bei der Aktion „Saubere Stadt“ fleißig mitgeholfen. Nun strebt der Jugendliche aus Mitte ein Fachabitur an der BBS Wirtschaft an. Einen höheren Abschluss hat sich auch Aysun Percin in den Kopf gesetzt, damit sie eine Ausbildung zur Justizvollzugsbeamtin machen kann. Im Schulalltag engagiert sie sich, „weil ich Spaß daran habe, andere Menschen glücklich zu sehen“, sagte die 16-Jährige. So unterstützt sie auch ihre siebenköpfige Familie tatkräftig und setzt sich an der Schule in Friesenheim für einen Umgang ohne Rassismus ein. „Es war sehr schnell klar, wen wir für den Preis nominieren werden“, berichtete Klassenlehrer Andreas Bless. Ebenso schnell ist die Entscheidung an der Karolina-Burger-Realschule plus gefallen. „Ich möchte lieber, dass es in der Klasse friedlich ist statt zerstritten“, erklärte die 16-jährige Natalia Wierzowska ihr Engagement als Streitschlichterin. Dabei trennt sie jeweils die beiden Streithähne und versucht dann, eine Lösung zu finden. Auf diese Weise geht auch Jason Burkhart vor, wenn Mitschüler aneinander geraten. Der 17-jährige Oggersheimer findet, dass „man in der Klassengemeinschaft lieber zusammenarbeiten sollte, anstatt sich zu streiten. So ist das auch später auf der Arbeit mit den Kollegen.“ (akx)

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