Über den Kirchturm hinaus Sich Blumen schenken lassen

 Der Song „Flowers“ von Miley Cyrus hat in der zweiten Januarwoche auf Spotify einen Wochenrekord von über 96 Millionen Streams
Der Song »Flowers« von Miley Cyrus hat in der zweiten Januarwoche auf Spotify einen Wochenrekord von über 96 Millionen Streams aufgestellt.

Vielleicht sind Sie mit dem Song „Flowers“ von Miley Cyrus vertraut, der in der zweiten Januarwoche auf Spotify einen Wochenrekord von über 96 Millionen Streams aufgestellt hat. Die zentrale Botschaft des Lieds: Ich bin mir selbst genug, da ich mich ja sowieso besser lieben kann als jeder andere es könnte.

Ich denke, dass der Song so erfolgreich ist, weil er die Themen unserer Zeit anspricht: das Streben nach Selbstbestimmung, Loslösung von alten, negativ bewerteten Strukturen, Selbstliebe und Unabhängigkeit. Für mich persönlich sind all diese Themen immer wieder auf meinem Lebensweg wichtig gewesen. Heute spüre ich mit Blick auf Vergangenes, dass alle Themen ohne ein Gegenlenken zu ungesunden Extremen ausarten können: Das unkontrollierte Streben nach Selbstbestimmung à la „du kannst sein, wer du willst“ kann zu einer Identitätskrise werden. Der unbedingte Wille nach Loslösung von alten Strukturen zum Tunneldenken verkommen, das blind ist für Gutes in vorhandenen Strukturen. Selbstliebe kann zu Egoismus mutieren, der sich selbst über andere stellt und lieblos und rücksichtslos handelt. Unabhängigkeit kann zu Orientierungslosigkeit werden.

Elisabeth Bauer
Elisabeth Bauer

Als Christin bin ich jedoch aufgerufen, mich nicht in mir selbst zu verlieren, mich stattdessen auf Gott und meine Mitmenschen zu konzentrieren. So bekomme ich einen neuen Fokus: Ja, ich darf und muss mich selbst lieben, aber ich kann darauf vertrauen, dass auch ich geliebt werde und es ein Wachsen aus seiner Liebe ist. Ich kann täglich neu überlegen: Wo kann ich lieben? Ist es ein Gespräch, ein Lieblingsessen oder der Versuch einen Standpunkt einzunehmen, den ich nicht teile? Und wo erfahre ich Liebe? Dass ich sensibler werde für kleine Zeichen und Gesten der Nächstenliebe und ernsthaft versuche, meinem Partner, meinen Arbeitskollegen, meinen Glaubensgeschwistern liebevolles Handeln zuzutrauen. Lassen Sie sich Blumen schenken! Es lohnt sich, auch wenn es dem Zeitgeist der Ich-Überhöhung widerspricht.

Die Autorin

Elisabeth Bauer, 27, ist Jugend- und Ministrantenreferentin Bistum Speyer.

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