Mannheim Sherlock Holmes als Familienvater im Rosengarten

Ethan Freeman (vorne) mimt Sherlock Holmes, Merlin Fargel spielt Sohn John.
Ethan Freeman (vorne) mimt Sherlock Holmes, Merlin Fargel spielt Sohn John.

Die Musical-Macher Rudi Reschke und Theodor Reichardt bringen in „Sherlock Holmes – Next Generation“ den wohl berühmtesten Detektiv der Welt nach Mannheim.

„Sein außerordentlicher Blick für Details hat mich schon immer ebenso fasziniert wie seine leidenschaftslose Art“, erinnert sich Musical-Darsteller Ethan Freeman an die von ihm in Mannheim gemimte Figur. „Sherlock Holmes ist kein Mann großer Gefühle, sondern ein Gehirn auf Beinen.“

Und 136 Jahre nach seiner Feder-Geburt durch den studierten Mediziner und Schriftsteller Arthur Conan Doyle längst weit mehr als nur eine literarische Figur: Weltweit erfreut sich der wohl britischste aller Detektive – messerscharf sein Intellekt, leicht arrogant sein Auftritt, seine Umgangsformen gleichen denen eines Gentlemans – ungebrochener Beliebtheit, weit mehr als 200-mal sind die Abenteuer des Privatermittlers verfilmt worden, und allein in sein Londoner Museum Baker Street 221b im Stadtteil Marylebone strömen alljährlich 200.000 Besucher.

Vom Vater „angelernt“

Inspiriert sind sie alle von Doyles berühmten Kriminalgeschichten – so wie auch Freeman, der als Jugendlicher einst von seinem Vater an die kniffligen Fälle herangeführt wurde: Hatte der Senior doch nicht nur sämtliche Bücher über den mythischen Schattenmann gelesen, sondern „auch ein außerordentliches Detailwissen über Holmes“.

Und so kommt das jüngste Musical-Engagement seines Sohnes denn für den alten Herrn auch einem Ritterschlag gleich: Der 63-Jährige Ethan Freeman hat doch in dem Musical über den Meisterdetektiv, das nun in den Mannheimer Rosengarten kommt, die Hauptrolle übernommen. Glücksmomente einer Vater-Sohn-Beziehung, die sich in anderer Form auch im Stück selbst wiederfinden, schließlich geht es in „Sherlock Holmes – Next Generation“ um eben jene Söhne und Töchter, die den verdienten Helden bei der Lösung des Falls zu Pop- und Rockklängen, Walzer, Operette und Rap zur Seite stehen.

Holmes mit Privatleben

Regisseur Rudi Reschke erzählt im London des Jahres 1910 die Geschichte von der Vereinigung zweier Generationen: Spannung, Liebe, Tod und Leidenschaft – für Reschke bieten die Holmes-Abenteuer alle Essenzen für ein Musical. Doch da der Produzent und seine Co-Autoren Jo Quirin und Christian Heckelsmüller zugleich etwas Neues schaffen wollten, haben sie dem mythischen Meisterermittler kurzerhand ein Privat- und Familienleben verpasst – und so taucht nun neben den üblichen Verdächtigen wie Dr. Watson und Inspektor Lestrade in Holmes-Sohn John die nächste Schnüffler-Generation auf der Bühne auf.

Dass letzterem bei seinen Recherchen eine gewisse Catherine Mason zur Seite steht, bringt dabei mehr als nur eine romantische Note ins Spiel: Ist sie doch die Nichte von James Moriarty – eben jenem Oberkriminellen und langjährigen Widersacher von Holmes, den dieser selbst zwei Jahrzehnte zuvor in einem historischen Kampf getötet hatte.

Alle Geschichten gelesen

„Wir stellen die Frage, wie Holmes als ganze Figur zu sehen ist“, verteidigt Freeman jene neuen Seiten des Manns mit Deerstalker-Mütze, Pfeife und Pelerine, die manchen Doyle-Fan trotz aller literarischen Bezüge irritieren könnten. Und fügt schmunzelnd hinzu: „Es gibt kein Gesetz, in dem steht, dass man an Sherlock Holmes nicht ein bisschen herumpfuschen darf.“

Was nicht heißt, dass der erfahrene Darsteller – allein in Deutschland hat der US-Amerikaner bereits in fast allen großen Musicals von „Aladdin“ bis „Tarzan“ mitgewirkt – das Original nicht ernst nähme: „Ich habe alle Geschichten nochmal gelesen und mir überlegt: Wie kann ich Doyles Sherlock mit unserem verbinden?“ Dass solch eine Aktualisierung der historischen Figur sehr wohl möglich sei, habe in der jüngeren Vergangenheit ja nicht zuletzt die international erfolgreiche BBC-Serie „Sherlock“ gezeigt: „Man kann die Faszination in unsere Zeit heben – und dennoch bleibt es eine andere Welt.“

Information

Musical „Sherlock Holmes – Next Generation“, Mannheim, 6. Dezember, Rosengarten/Mozartsaal, 20 Uhr, Karten: 42,95 bis 60,95 Euro. Weitere Informationen unter Telefon 0621 41060.

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