Ludwigshafen Sexy und schillernd

Ludwigshafen

. In Berlin sind Erfolgsmeldungen rar. Fußball-Bundesligist Hertha BSC Berlin kämpft gegen den Abstieg, der Stadtstaat Berlin mit seinen 3,4 Millionen Einwohnern ist mit 61,3 Milliarden Euro verschuldet. Der ehemalige Regierende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, hatte deshalb mal gesagt: „Berlin ist arm, aber sexy.“ Das trifft auf die Bundesliga-Handballer der Füchse Berlin nur zum Teil zu. Arm ist der Klub nicht, aber sexy – und schillernd. In die Klatschmagazine hat es der Verein schon mehrmals geschafft, als 2009 bekannt wurde, dass die Schauspielerin Simone Thomalla und Füchse-Torwart Silvio Heinevetter ein Paar sind. Außerdem sind die Füchse Berlin der einzige Handball-Bundesligist in Deutschland, dessen verantwortliches Spitzenpersonal eine Doppelfunktion ausübt. Trainer Dagur Sigurdsson ist auch noch Bundestrainer und Geschäftsführer Bob Hanning nebenher noch Vizepräsident des Deutschen Handballbundes. Zumindest die Doppelbelastung von Sigurdsson endet bald. Denn der Isländer wird ab Ende Juni nur noch Bundestrainer sein. Sein Nachfolger in Berlin wird Erlingur Richardsson. Der 42 Jahre alte Isländer, den sie in der Hauptstadt schon „Berlingur“ nennen, setzte sich gegen Ola Lindgren, Markus Baur und Klavs Hörlykke Bruun Jörgensen durch. „Dass Erlingur mein Nachfolger wird, ist eine gute Sache für die Füchse, denn er ist ein sehr gut ausgebildeter Trainer“, sagt Dagur Sigurdsson. Hanning meint: „Er hat eine eigene Linie und einen eigenen Charakter. Er ist hungrig auf Erfolg und arbeitet gern mit jungen Spielern.“ Die Jugendarbeit ist nämlich ein wichtiger Baustein im Konzept der Füchse Berlin. Die A-Junioren wurden fünfmal in Folge Deutscher Meister. Viele Jahre hat Hanning die Mannschaft nebenher noch betreut. Möglichst jedes Jahr soll ein junger Spieler ins Profiteam integriert werden. Für die kommende Saison wurden auch schon einige Akteure verpflichtet – fast alles junge Spieler. „Ich will jeden Spieler besser machen, vor allem die jungen“, sagte Richardsson bei seinem zweiten Besuch in Berlin. Anfang Juli wird er mit seiner fünfköpfigen Familie aus Wien – dort ist er derzeit Trainer – umziehen. Seit Wochen lernt der ehemalige Nationalspieler eifrig Deutsch. „Bei uns ist die Amtssprache Deutsch“, betont nämlich Hanning und scherzt: „Wenn er bis Sommer kein Deutsch spricht, dann bekommt er sein Gehalt in isländischen Kronen.“ Richardsson kommt zu einem Verein, der sich in den vergangenen zehn Jahren rasant entwickelt hat. Eng verbunden ist das alles mit Bob Hanning. Seit Juli 2005 ist er Manager der Füchse Berlin. Zusammen mit Klubpräsident Frank Steffel und dem ehemaligen Nationaltorhüter Uli Theis, zwei tatkräftigen Unternehmern als Mitgesellschaftern, baute Hanning eine schlagkräftige Mannschaft auf. 2007 stieg der Klub in die Bundesliga auf. 2010 qualifizierten sich die Berliner als Tabellendritter erstmals für die Champions-League und wären beinahe ins Finalturnier gekommen. Ein Jahr später nahmen sie – wieder als Tabellendritter der Liga – abermals an der europäischen Königsklasse teil und wurden Vierter. Spätestens jetzt war Berlin in der internationalen Handballwelt ein Begriff. Doch ein Titel fehlte noch. Der folgte dann voriges Jahr. Die Füchse wurden deutscher Pokalsieger. Auch dieses Jahr stehen sie wieder im Endturnier (9./10. Mai). Und auch dieses Jahr wird wieder – zum zweiten Mal in Folge – das Finalturnier des Europapokals in Berlin ausgetragen (16./17. Mai). 450.000 Euro kostet die Füchse die Ausrichtung. Vergangenes Jahr blieb ein kleines Plus übrig. Heuer soll es mehr werden. So nebenbei erhält der Sieger 100.000 Euro. Um diese Summe allerdings zu kassieren, müssen sich die Füchse erheblich steigern. Denn in dieser Saison verlief einiges wild durcheinander beim Bundesligisten. Hanning und Sigurdsson hatten deshalb zwischenzeitlich auf den Tisch gehauen. Hanning forderte als Reaktion diese Saison einen Titel. Damit es zumindest etwas mehr Erfolgsmeldungen aus und in Berlin zu vermelden gibt.

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