Ludwigshafen Sechs Jahrzehnte für Vogelschutz eingesetzt

Vogelschützer: Klaus Eisele und Franz Stalla (rechts).
Vogelschützer: Klaus Eisele und Franz Stalla (rechts).

Franz Stalla (86) tritt als Führungsfigur der Ludwigshafener Vogel- und Naturschützer ab. Die Leitung des von ihm gegründeten Arbeitskreises für Ornithologie- und Naturschutz an der Volkshochschule Ludwigshafen (VHS) hat der Friesenheimer gestern in jüngere Hände an Klaus Eisele (62) übergeben.

Der 86-jährige Stalla war bis zur Rente als Maschinenbauingenieur tätig. Neben seinem Beruf gehörte seine Leidenschaft der Vogelkunde, mit der er sich ab 1956 befasste. Unter anderem veröffentlichte er Bücher über die Vogelwelt in Ludwigshafen und dem Pfälzerwald und schrieb für wissenschaftliche Zeitschriften. Ornithologische Reisen führten ihn in 26 europäische Länder sowie nach Afrika, Indien, Australien und Südamerika sowie in die Arktis und Antarktis. Als Ornithologe machte er sich einen Namen weit über Ludwigshafen hinaus. In einer Feierstunde in der VHS im Bürgerhof wurden gestern Vormittag Stallas Verdienste gewürdigt: Der frühere Umweltdezernent und scheidende GAG-Chef Ernst Merkel (CDU) erinnerte daran, dass sich Stalla schon zu einer Zeit für Vögel einsetzte, als es in Deutschland noch gar keinen institutionalisierten Umweltschutz gab. Doch der Friesenheimer Stalla habe beharrlich zu einem Bewusstseinswandel beigetragen. Ihm sei es zu verdanken, dass es seit 1968 im Maudacher Bruch die Ornithologische Beobachtungsstation Altrhein (Orbea) gibt. Auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern finden seitdem VHS-Kurse, Tage der offenen Tür und Führungen für Schulklassen statt. Stalla habe klar gemacht, dass es nicht nur um den Schutz einzelner Vogelarten gehe, sondern man müsse das gesamte Ökosystem betrachten, verdeutlichte Merkel. Deswegen habe er als Umweltdezernent mit Stalla das Landschaftsschutzgebiet „Schleusenloch“ in der Nähe der Pfingstweide geschaffen. Die GAG habe bei Häusersanierungen Ersatznistkästen für Vögel geschaffen. Stalla habe Ludwigshafen lebenwerter gemacht. Auch der städtische Umweltamtschef Rainer Ritthaler hob Stallas Beitrag zum Naturschutz hervor. Mit Hilfe der VHS habe er mehr als 1000 Menschen zu Ornithologen gemacht. Er und seine Mitstreiter hätten in knapp sechs Jahrzehnten fast 70.000 Vögel aus 109 Arten im Auftrag des Max-Planck-Instituts für Vogelforschung (Vogelwarte Radolfzell) beringt. Auf diese Weise erhalten Ornithologen Informationen über Lebensalter, Zugwege und Verbreitung der Vogelarten. Ferner sorgte Orbea für viele Baum- und Gehölzpflanzungen in der Stadt und hängte über 1000 Nist- und Fledermauskästen auf. Biotope und Landschaftsschutzgebiete in der Vorderpfalz wurden geschaffen, etwa am Neuhofener Altrhein Lob gab’s auch aus Ludwigshafens Partnerstadt Dessau, aus der vier Ornithologen angereist waren, um Franz Stalle die Ehrenmitgliedschaft im dortigen Ornithologischen Verein anzubieten. „Wir haben viel von Franz Stalla gelernt“, sagte Roland Schmidt. Hedwig Kiefer, bei der Stadt für die VHS verantwortlich, betonte, dass Franz Stalle rekordverdächtige 58 Jahre als ehrenamtlicher VHS-Dozent tätig gewesen sei. Er sei ein sehr guter Lehrer gewesen. Sein Motto sei: „Nur was man kennt, kann man auch schützen.“ Für seine Arbeit als Ornithologe wurde Stalla mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Umweltpreis der Stadt Ludwigshafen (1987) und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse (1991). Stalla selbst zeigte sich erfreut über die vielen lobenden Worte und meinte: „Der Erfolg der Arbeit ist immer das Ergebnis von Vielen.“ Orbea sei bei Klaus Eisele in guten Händen.

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