Ludwigshafen Schwiegersohn mit Rocker-Fantasie

Helmut Lotti (hier im Rosengarten. 2017) ist mit seiner Rock-Platte auf die Nase gefallen.
Helmut Lotti (hier im Rosengarten. 2017) ist mit seiner Rock-Platte auf die Nase gefallen.

Interviews mit Künstlern sind eine der spannendsten Aufgaben meines Berufs. Mir ist dabei wichtig, ein tiefer gehendes Gespräch zu entwickeln und nicht Fakten abzufragen, die man anderswo nachlesen kann. Eine Stunde Recherche zur Person ist das Minimum, es kann aber auch mehr werden. Dann habe ich genügend Hintergrund, um spontan im Gespräch reagieren zu können oder mal Kontroverses anzusprechen. Wenn der Interviewpartner spürt, dass man gut vorbereitet ist und er sich im Gespräch wohlfühlt, können die tollsten Sachen passieren – die oft nur mit einem einzelnen Satz in die Textfassung kommen, weil nicht zum Thema gehörend. Kim Wilde hat über ihre Leidenschaft fürs Gärtnern gesprochen, mit Ian Anderson hatte ich schon längere Gespräche über Katzen, Gentechnik oder Politik. Vom Gespräch mit Helmut Lotti hatte ich nichts Spektakuläres erwartet. Er bewegt sich im Gebiet popularisierter Klassik („Crossover“) und hat ein Image als „präsentabler Schwiegersohn“. Auf meine vorsichtige Frage, ob er sich dadurch nicht eingeengt fühlt, erlebte ich eine Überraschung: Helmut Lotti erzählte, er wäre gerne ein Rocker. Zuhause hört er Black Sabbath, Deep Purple und Iron Maiden, deren Leadsinger Bruce Dickinson er bewundert. Er hat in Belgien eine Rock-Platte gemacht, ging auf Tour – und fiel auf die Nase. Rock-Fans wollen keinen Lotti und Lotti-Fans keinen Rock, erklärte er mir. Ich war von Lottis Offenheit und seinem trockenen Humor verblüfft. Der Mann ist total cool, stellte ich fest. Jetzt macht Lotti wieder seine beliebte Easy Listening Musik aus Klassik, Pop und etwas Folklore. Am 15. Januar, 20 Uhr, kommt er in den Mannheimer Rosengarten. Heimspiel für Al-Deen in der Region Laith Al-Deen weiß womöglich nicht, dass er mit Lotti einiges gemeinsam hat: Al-Deen ist nämlich im Grunde seines Herzens ein Rocker. Dass der Mannheimer nach seinem Hit „Bilder von Dir“ als „Schmuse-Sänger“ abgestempelt wurde, hat ihn zuerst genervt, erzählte er mir in einem Interview. Später wurde er etwas lockerer damit und rockte bei Live-Auftritten kernig. Tatsächlich würde er gerne mal ein Hardrock-Album machen. In der Region bekannt geworden ist Al-Deen schon als Sänger der „Swamp Tourists“, bevor er ab 2000 seine Solo-Karriere startete. Am 25. Januar, 20 Uhr, kommt er mit der HR-Big Band ins Congressforum Frankenthal. Was will man für sein Streben nach Wissen opfern? Die Figur des Doktor Faust finde ich seit meiner Jugend faszinierend. Goethes Drama über den mysteriösen Alchimisten, der auf der Suche nach Erkenntnis einen Pakt mit dem Teufel eingeht, war in der Schule Pflichtlektüre. Später habe ich das ältere Werk von Christopher Marlowe gelesen und in Knittlingen, wo der echte Faust gelebt haben soll, das Faust-Museum besucht. Welche Grenzen überschreitet der Mensch im Streben nach Wissen? Was bewegt jemanden, seine Seele dafür zu opfern? Das sind zeitlose Fragen, die der Faust-Stoff stellt. Charles Gounod hat daraus eine Oper gemacht, die am Freitag, 18. Januar, 19.30 Uhr, und Sonntag, 18 Uhr, im Pfalzbau zu sehen ist. Dank zitternder Beine Jazzsängerin geworden Ella Fitzgerald wollte mit 17 Jahren bei einem Tanzwettbewerb mitmachen. Allerdings zitterten ihr vor Aufregung so die Beine, dass sie spontan beschloss, lieber zu singen. Und so wurde sie ohne Absicht, aber mit fantastischer Stimme zu einer der größten Jazz-Sängerinnen und prägte das Genre wie kaum jemand sonst. Nicht umsonst nennt Thomas Siffling seinen Club unter dem Rosengarten „Ella & Louis“. Dort treffen sich am 21. Januar, 20 Uhr, drei Sängerinnen, um an die unsterbliche Ella zu erinnern: Nicole Metzger, Janice Dixon und Julia Nagele. Die Kolumne Lieber ins Konzert oder in die Ausstellung gehen? Ins Musical oder zur Lesung? Das Kultur-Angebot in der Region ist groß. Worauf wir uns besonders freuen, erzählen wir freitags in „Ausgesucht“.

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