Ludwigshafen Schleifen, entgraten, polieren
n seinem Lieferwagen sorgt Jens-Karsten Zumpe dafür, dass Messer und Scheren aller Art wieder ohne Probleme durch Fleisch, Papier oder Stoff schneiden. Zweimal im Jahr kommt er nach Ludwigshafen und bietet seine Dienste auf den Wochenmärkten der Stadt an.
I Zwei Schleifmaschinen und eine Poliermaschine gehören zum Inventar des Lieferwagens, den der 50-Jährige als Werkstatt benutzt. „Zum Geschäftsmodell gehört, mobil zu sein, um direkt zu gewerblichen Kunden zu fahren oder auf den Märkten in und um Ulm präsent sein zu können“, erklärt der gebürtige Potsdamer, der sich vor neun Jahren als Messerschleifer selbstständig gemacht hat. „Heute nennt man meinen Berufszweig Schneidwerkzeugmechaniker“, sagt er. Eine Arbeit, die jeder machen könne, aber nur wenige wirklich beherrschen würden. Zumpe arbeitet nicht nur für Marktbesucher, sondern zählt auch große Betriebe zu seinen Kunden, darunter Metzgereien, Groß- und Kleinküchen und Schneidereien. Üblicherweise bleibt er dabei in der Region um Ulm, entfernt sich nicht mehr als eine Stunde von der Stadt. Gestern schleifte er für die Besucher des Wochenmarkts der Innenstadt auf dem Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz Messer und Scheren. „Vor drei oder vier Jahren hat die Stadt mich kontaktiert und gefragt, ob ich regelmäßig nach Ludwigshafen kommen und meine Dienste hier anbieten würde“, sagt Zumpe. Der bisherige Schleifer habe aus Altersgründen aufgehört. „Seitdem komme ich einmal im Frühjahr und einmal im Herbst hierher.“ Er macht gerne Halt in der Stadt am Rhein. Hier sei es nicht so anstrengend wie bei den Schwaben. „Zum einen verstehe ich die Leute besser, auch wenn sie tiefstes Pfälzisch reden. Zum anderen sind die Menschen hier einfach lockerer, nicht so verklemmt.“ Zumpe interessierte sich schon früh für die Arbeit mit Klingen. Sein Vater hat ihm beigebracht, wie man Sensen dengelt. Da war Zumpe gerade erst 13 Jahre alt. Später machte er eine Ausbildung zum Baumaschinenschlosser, war spezialisiert auf Pumpen und Motoren. „Auch bei dieser Arbeit musste viel geschliffen werden.“ Als er schließlich keine Arbeit mehr fand, lag der Schritt in die Selbstständigkeit als mobiler Messerschleifer nahe. Dass die Arbeit ihm liegt und er noch immer Spaß an ihr hat, merkt man dem gesprächigen Mann mit Halbglatze und Brille deutlich an. Seinen Kunden gegenüber gibt er sich freundlich und hat auch mal den ein oder anderen lustigen Spruch auf den Lippen. Einer Dame, die eine genietete Schere bei ihm abgeben wollte, riet er, diese „nur noch zum Milchtüten aufschneiden“ zu benutzen. „Genietete Scheren kann man nach dem Schleifen nicht mehr einstellen, was aber unbedingt nötig ist“, erklärt er. „Da muss schon eine Schraube drin sein.“ Auch mit zu dicken Besteckmessern könne er nichts anfangen. Einer Schneiderin, die ihre Scheren bei ihm schleifen ließ, gab er das Trinkgeld zurück. „Davon gehen Sie lieber einen Kaffee trinken“, riet er ihr.