Ludwigshafen Rhein-Neckar: Freie Fahrt auf beiden Rheinseiten?

Der Berliner Platz in Ludwigshafen: Hier kreuzen sich viele Linien, auch aus Mannheim kommend.
Der Berliner Platz in Ludwigshafen: Hier kreuzen sich viele Linien, auch aus Mannheim kommend.

Die Bundesregierung kann sich vorstellen, in Mannheim als einer von fünf Städten kostenlosen öffentlichen Nahverkehr zu testen.

Die deutsche Politik steht unter Druck, weil in vielen Städten die Grenzwerte bei Luftstoffen überschritten werden. Ludwigshafen und Mannheim gehören zwar nicht zu den 20 Städten in Deutschland, in denen die Situation besonders gravierend ist. Aber die Belastung der Anwohner vielbefahrener Straßen durch Stickstoffdioxide (die zu einem guten Teil aufs Konto von Dieselfahrzeugen gehen) ist dennoch alles andere als befriedigend. Die Bundesregierung will nun deutlich mehr tun, um eine verbesserte Luftqualität in deutschen Städten zu erreichen. Für eine ziemliche Überraschung auf beiden Seiten des Rheins sorgte gestern diese Meldung: Mannheim ist eine von fünf Kommunen, die der Bund als Modellstadt für die Umsetzung möglicher Maßnahmen ausgewählt hat. Das hat natürlich auch auf Ludwigshafen Auswirkungen. „Ich begrüße, dass Mannheim bei den Städten ist, die wirksamere Maßnahmen testen können und sehe darin Chancen“, sagte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Sein Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU) assistierte ihm: Als schnell umsetzbare Maßnahme „sehe ich nur Verbesserungen im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV)“. „Wir werden uns nun mit dem Bund zusammensetzen, um zielführende ÖPNV-Maßnahmen für Mannheim zu besprechen“, heißt es vorsichtig von der rechten Rheinseite. Der vom Bund ins Spiel gebrachte kostenlose Nahverkehr bilde hierbei eine denkbare Option. Auch auf der linken Rheinseite, in Ludwigshafen, freute man sich darüber, dass man „sich in Deutschland nun intensiver mit der Rolle des entgeltlosen Fahrscheins auseinandersetzen will“. Dies sagte Klaus Dillinger (CDU), Dezernent für Bau, Umwelt und Verkehr und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV). Zugleich betonte er aber, dass er wenig davon halte, die Quadratestadt isoliert zu betrachten. Schließlich sei der Nahverkehr in der Region ein vernetztes System, in dem sich die drei Städte Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg zusammengeschlossen haben. Ins gleiche Horn stieß auf Mannheimer Seite der ÖPNV-Dezernent Specht: „Sinnvollerweise würden auch Ludwigshafen und Heidelberg in das geplante Sofortprogramm des Bundes aufgenommen“. Die Frage, wie man den Nahverkehr besser machen könne, müsse „jetzt in Ruhe angegangen werden“, forderte Dillinger. Ihm zufolge gab es einen Kontakt nach Mannheim in dieser Frage aber „erst in diesen Tagen“. Ein Problem sei sicherlich die Kostenseite: Wolle der Bund, dass der Nahverkehr verbessert werde, so müsse die Bundesregierung „ganz sicher“ Geld zuschießen. Über Preisgestaltung, Taktung und Fahrzeugeinsatz in den Schwesterstädten müssten sich die Verantwortlichen in den Rathäusern einigen. Dillinger: „Wir stehen noch ganz am Anfang der Überlegungen, wie insbesondere ein flächendeckender Nulltarif aussehen könnte“. Der Gedanke sei verlockend, jedoch stelle sich die Frage: „Wo sind die Grenzen?“ Specht, der zudem Vorsitzender des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) ist, mahnte: „Wer über kostenlosen ÖPNV spricht, muss wissen, um welche Dimensionen es hierbei geht.“ Allein in Mannheim, so rechnete er vor, betrügen die Fahrgeldeinnahmen für Stadtbahnen und Busse rund 80 Millionen Euro jährlich. „Für den Verkehrsverbund Rhein-Neckar reden wir von Einnahmen in Höhe von 300 Millionen Euro pro Jahr.“ Einnahmeausfälle in dieser Größenordnung könnten von den Kommunen nicht getragen werden. Und dies sei nur ein Teil der Kosten. Hinzu kämen weitere Millionen Euro, denn zu erwarten sei, dass sich durch kostenlose Tickets „die Fahrgastzahlen abrupt vervielfachen“ würden, so Specht. Als Ergebnis müssten neue Busse und Straßenbahnen angeschafft werden, für die man dann ja auch wieder Fahrer und Wartungspersonal brauche. Politik

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