Ludwigshafen Realist mit Leidenschaft

Mit dem EHC Zweibrücken gewann Maximilian Dörr vorige Saison den Titel in der Regionalliga.
Mit dem EHC Zweibrücken gewann Maximilian Dörr vorige Saison den Titel in der Regionalliga.

«Ludwigshafen.» Maximilian Dörr hat sich früh von seinem Traum verabschiedet, Eishockey-Profi zu werden. Trotzdem kann er bislang auf eine Karriere mit vielen Höhepunkten und großartigen Erfahrungen zurückblicken.

An dem Tag, an dem man sich mit Maximilian Dörr zum Interview trifft, hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Südkorea ein paar Stunden zuvor im Viertelfinale gegen Schweden nach Verlängerung mit 4:3 gewonnen. Die Vorlage zum entscheiden Treffer gab Frank Maurer. Mit ihm hat Dörr in der Jugend mal beim Mannheimer ERC zusammen gespielt. Wie auch mit Constantin Braun (heute Eisbären Berlin) oder mit Christopher Fischer (heute Iserlohn Roosters). Es ist jetzt allerdings nicht so, dass Maximilian Dörr deren Karrieren wehmütig verfolgt und sich denkt, warum spielen sie nun in der Deutschen Eishockey-Liga DEL – und ich nicht? Es ist vielmehr so, dass sich Maximilian Dörr denkt: „So schlecht kann ich nicht gewesen sein, wenn ich mit Frank Maurer in der Jugend mal zusammen in einer Reihe gespielt habe.“ Dörr hatte als kleiner Junge natürlich diesen Traum, den alle kleinen Jungen einmal haben. In ihrer Sportart ein Star zu werden. Aber der Mannheimer hat eigentlich schon relativ früh erkannt, dass dieser Weg mit vielen Unwägbarkeiten verbunden ist. Und dass das Scheitern realistischer ist als der real werdende Kindheitstraum. „Ich wollte kein Profi werden, bin da eher der Realist“, sagt Dörr. Er ist in solchen Situationen nicht so der Träumer. Er wiegt in solchen Situation ab und versucht, eine Lösung zu finden, mit der er – im wahrsten Sinne des Wortes – leben kann. Heute wie damals. Damals hat er sich gegen die Teilnahme am Try-Out für die Jungadler entschieden. Und dafür, der Schule die Priorität einzuräumen. Bereut hat er diese Entscheidung, so sagt der heute 30-Jährige, nie: „Wenn ich mein bisheriges Leben Revue passieren lasse, ist alles gut so wie es jetzt ist.“ Anstatt zu versuchen, einen Platz im Kader der Jungadler zu ergattern, blieb er beim MERC und spielte Junioren-Bundesliga. Die existierte bis 2014 neben der im Jahr 2000 eingeführten Deutschen Nachwuchs-Liga (DNL), in der die Jungadler spielen. Die größeren Talente spielten zwar in der DNL, aber auch aus der Junioren-Bundesliga schafften Spieler – zum Beispiel Thomas Oppenheimer oder Felix Schütz, der bei Olympia dabei war – den Sprung nach ganz oben. „Es war eine coole Zeit, ich habe mir wenig Gedanken gemacht, was passieren kann“, sagt Dörr. Er genoss es, seine Leidenschaft Eishockey ausleben zu können. Weiter ging es für ihn in der ersten Herrenmannschaft des MERC, bis es 2009 zum Zusammenschluss mit dem EC Eppelheim zu den Rhein-Neckar-Stars kam – mit geringeren sportlichen Ambitionen. Dies war eine große Enttäuschung und ein harter Einschnitt für Dörr. Es war der Tag, von dem an er Eishockey nur noch als Hobby sah. Er ist zufrieden mit seinem Leben als Hobbysportler. Denn loslassen konnte er bislang nicht vom Eishockey. Das wird ihm wohl auch in Zukunft nicht leicht fallen. Dafür ist die Leidenschaft einfach zu groß. Dörr, der rund zehn Jahre in Ludwigshafen wohnte, spielt nach Stationen in Darmstadt und bei den Mad Dogs Mannheim seit 2014 beim EHC Zweibrücken in der Regionalliga, gewann mit dem Team in der Vorsaison den Titel. Auf diesem Niveau kann er Hobby und Beruf – Dörr ist Filialleiter bei einer Bank – gut verbinden. Trotz der langen Fahrt von Mannheim nach Zweibrücken. Dörr, der sich auch im Fußball eine Karriere in einer höheren Spielklasse zugetraut hätte, sich aber in der Kindheit für die größere Leidenschaft Eishockey entschied, kann auf eine tolle Eishockey-Zeit zurückblicken. Er landete früh beim MERC, spielte in der Schüler-Bundesliga, nahm an Turnieren in ganz Europa teil. „So etwas erleben nicht viele“, sagt Dörr. Er konnte seine Leidenschaft ausleben, sammelte tolle Erfahrungen. Bereut hat er es jedenfalls nicht, seine Kindheit und Jugend gefühlt komplett auf dem Eis (teilweise hatte er an einem Tag drei Trainingseinheiten mit drei verschiedenen Teams) verbracht zu haben. „Was kann man sich Besseres wünschen? Man ist den ganzen Tag mit seinen Freunden zusammen“, sagt Dörr. Mittlerweile sieht er das ein bisschen anders. Er spielt immer noch gerne. Sehr gerne. Aber er freut sich mittlerweile auch auf die Sommerpause, wenn mehr Zeit für Freundin, Freunde und Familie ist. Und nicht mehrfach die Woche Training, nicht jedes Wochenende ein Spiel. Das ist halt der Lauf des Lebens.

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