Ludwigshafen Raue Klänge aus dem Süden

Timo Gross spielt kraftvollen Blues und kommt aus dem Süden. Gemeint ist nicht Louisiana mit den Baumwollplantagen, sondern die Südpfalz mit ihren Weinbergen. Im Kulturzentrum Das Haus in Ludwigshafen war er Gast bei der Bluessession, und trotz Südstaatenhitze war das Konzert gut besucht.

Hart und entbehrungsreich, weil ohne ordentliche Musikversorgung ist Timo Gross in Bad Bergzabern aufgewachsen. „Wir sind heimlich nach Frankfurt getrampt, um im Zweitausendeins-Laden Platten zu kaufen“, erzählte er bei seinem Auftritt im Haus. Was ihn damals geprägt hat, verewigte er auf seinem Album „Landmarks“. In Ludwigshafen spielte er davon als erstes „Homesick“, von der Atlanta Rhythm Section. Seine Stimme ist ausgesprochen bluesig. Von Natur aus mit einem dunklen, tiefen Timbre ausgestattet, klingt Gross erdig und kehlig. Alles passt da zusammen, kommt von innen und ist authentisch. Seine eigenen Songs führen den Blues in die Gegenwart. „Lovesick“ vom zweiten Album „Road Worn“ ist zwar ein Blues mit allen klassischen Zutaten, aber auch hier kommt immer etwas Frisches, Packendes dazu. Ganz wichtig dabei sind Sound und Spielweise seiner Gitarren. Dieses Mal trat Gross ganz elektrisch an, mit Stratocaster und Tele. Sein Ton ist ziemlich rau und bluesmäßig „dreckig“, dazu kommt ein kräftiger Punch beim Anschlagen. Das klingt sehr markant. Für sein Stück „Slow down“ spielte er Slide auf seiner Tele, auch mit dieser Technik klingt er versiert und ausdrucksstark. Timo Gross gehört zur Oberklasse der Bluesgitarristen, und das hat sich nicht nur in Deutschland herumgesprochen, sondern auch in Frankreich und Großbritannien. Als Profigitarrist hat er schon in den 1990er Jahren bei vielen Studioproduktionen mitgewirkt, unter anderem für das Edo Zanki Studio. Auch mit Schlager und Country hat er sein Geld verdient und als Tourgitarrist gespielt. Er war musikalischer Leiter für Kathy Kelly und gehörte zur Renee Walker Band. Mit seinem ersten Soloalbum „Down to the Delta“ hat er aber 2005 klar gemacht, wo seine musikalischen Ziele liegen: Blues, der in der Tradition wurzelt, aber dessen frischen Triebe in der Gegenwart sprießen. Seither hat Gross viele Stücke geschrieben und sieben weitere Alben veröffentlicht, das nächste ist schon in Arbeit und erscheint im Herbst. Seine Musik beweist, dass Blues immer noch lebt und Spaß macht. Es müssen nicht immer die alten Klassiker sein, auch ein weißer Junge aus den Weinbergen kann das authentische Feeling haben. Zusammen mit Marion La Marché brachte Gross mit der Elville Blues Band noch Janis Joplins „One good Man“, und die Sängerin klang wieder mal wie Joplins Wiedergängerin. Die bewährte Band machte trotz Hitze ordentlich Dampf.

x