Ludwigshafen Röhrig hört bei TSG Friesenheim auf

Ludwigshafen

. Es ging nicht mehr. Martin Röhrig wird die TSG Friesenheim verlassen. Der 49-Jährige hat schon vor einem Jahr mit diesem Gedanken gespielt. Ihm lag damals eigenen Angaben zufolge ein Angebot des Bundesligisten Füchse Berlin vor. Doch er entschied sich aus mehreren Gründen, ein weiteres Jahr bei der TSG Friesenheim zu bleiben. Nun aber geht es nicht mehr. Nach zwölf Jahren wird der gebürtige Saarländer endgültig den einzigen männlichen rheinland-pfälzischen Handball-Bundesligisten verlassen. „Ich habe das Gefühl, was Neues machen zu wollen, zu müssen“, sagte er gestern. Röhrig beteuert, dass es keinen Plan B gibt. Es könne daher auch sein, dass er künftig etwas ganz Anderes machen werde. „Es ist nach zwölf Jahren normal, dass man über etwas Neues nachdenkt. Ich überlasse meinem Nachfolger eine gute Struktur.“ Martin Röhrig hatte keinen leichten Stand im Verein. Als er 2003 kam, fand er einen Zweitligisten mit zusammen elf Mannschaften vor, der wenige bis keine Strukturen beim Nachwuchs hatte. Röhrig versuchte – trotz einiger Widerstände – seine Philosophie durchzusetzen. Röhrig baut auf leistungsorientierten Handball. „Die ersten zwei bis drei Jahre waren schwierig. Es gab kaum Verständnis für meine Art von Handball“, erzählt Röhrig. Er eckte an. Doch die Erfolge sprachen klar für ihn. Heute hat die TSG 20 Teams. Die vergangenen acht Jahre bekam der Verein siebenmal das Zertifikat der Handball-Bundesliga für exzellente Jugendarbeit. Diese Auszeichnung erteilt der Verband jährlich. Die Klubs können sich bewerben und müssen Kriterien erfüllen. Diese werden dann von einer Kommission geprüft. Mittlerweile gehören auch fast alle TSG-Jugendteams zur Spitze in Rheinland-Pfalz. Die ersten Erfolge ernteten Röhrig und sein Trainerteam ab 2008. Da wurden die B-Junioren überraschend Dritter bei der deutschen Meisterschaft. Erstmals nahm die TSG an nationalen Meisterschaften teil. 2009 wurde die gleiche Mannschaft – mittlerweile bei den A-Junioren – abermals Dritter. Der bislang größte Erfolg folgte dann 2010: Die A-Jugend wurde deutscher Vizemeister. 2012 kam die TSG bis in Gruppenphase der deutschen Meisterschaft, 2013 wurden die B-Junioren Vierter bei der DM. 2014 gab es dann ein Novum. Erstmals in der Vereinsgeschichte nahmen zwei Jugendmannschaften an den nationalen Titelkämpfen teil. Außerdem formte Röhrig viele talentierte Akteure zu Nationalspielern – unter anderem Christian Dissinger, Jörn Christmann, Marvin Gerdon, Dominik Claus oder Alexander Falk. Es war aber nicht alles rosig für Röhrig bei der TSG. Seine Art polarisierte – nicht nur im Klub. Auch im Landesverband war Röhrig umstritten. 2011 trat er deshalb zum zweiten Mal als Landestrainer zurück. Viele konnten zwischen Röhrig als Trainer und Mensch nicht unterscheiden. Das führte zu Konflikten – vornehmlich in Friesenheim. „Das letzte Jahr bei der TSG war das schwierigste“, gab er gestern zu. Die Situation eskalierte damals. Die Handball-Abteilung war in zwei Lager gespalten. Die Opposition wollte Röhrig aus dem Verein jagen. Das misslang. „Das hat bei mir Spuren hinterlassen“, sagte er und betonte gestern: „Mit Schönrednern und Weichspülern kommt man im Leistungssport nicht weiter. Die Mentalität steht vor der Qualität, und die Leistung folgt der Einstellung.“ Für Jürgen Karl, seit März 2014 Abteilungsleiter Handball in Friesenheim, kam der Entschluss von Röhrig nicht überraschend. „Ich bedaure die Entscheidung von Martin sehr, kann sie aber auch nachvollziehen. Das ist wie in jedem Beruf. Gute Leute sind für andere interessant. Ich weiß, dass Martin bei anderen Vereinen im Gespräch ist“, sagte Karl gestern. Er sei nun auf der Suche nach einem Nachfolger. Bislang gebe es fünf Kandidaten. Es könnten mehr werden, denn Karl will die Stelle extern ausschreiben. „Ideal wäre es, wenn wir bis Ende Februar einen geeigneten Mann finden würden.“ Er wolle eine Übergangsperiode schaffen, sprich Röhrig soll seinen Nachfolger einarbeiten. Karl würde den neuen Koordinator durchaus gerne längerfristig an den Klub binden. Das Problem: das fehlende Geld. „Das Umfeld in Friesenheim ist nicht bundesligareif, weil die Investitionsbereitschaft der Region fehlt“, klagt Karl.

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