Ludwigshafen Quartiere für 771 Flüchtlinge bis Jahresende
In der vergangenen Woche sind 37 Flüchtlinge am Ludwigshafener Stadthaus Nord angekommen, für den 21. Juli hat die Erstaufnahmeeinrichtung in Trier der Stadtverwaltung bereits 41 Neuankömmlinge angekündigt. Das hat Bürgermeister Wolfgang van Vliet (SPD) am Mittwochabend beim 29. Runden Tisch für Integrationsarbeit im Rathaus mitgeteilt.
Bisher habe Ludwigshafen im laufenden Jahr 426 Asylbewerber aufgenommen, informierte van Vliet. Bis zu 800 sollen es werden. Die meisten (89) stammen aus Syrien, 86 kommen aus Albanien, 44 aus dem Kosovo und 37 aus Mazedonien. Im Wesentlichen handelt es sich um alleinreisende Männer. Wie der Bürgermeister weiter berichtete, ist der alte Bahnhof in Oggersheim inzwischen mit 60 Flüchtlingen voll belegt. Zudem habe die Stadt 24 Wohnungen angemietet, in denen 123 Asylbewerber einquartiert werden konnten. Zwölf Familien leben in Wohnungen in der Munden-heimer Ebernburgstraße. Bis Mitte Juli soll van Vliet zufolge eine Notunterkunft mit 170 Plätzen in der Rheingönheimer Wattstraße fertig werden, in der Flüchtlinge vorübergehend untergebracht werden. Ab August/September sollen in einem Containerdorf in der Mannheimer Straße in Oggersheim bis zu 200 Flüchtlinge ein neues Zuhause finden. Insgesamt, so hofft der Bürgermeister, sollen bis Ende des Jahres in der Stadt Unterkünfte für 771 Flüchtlinge fertig sein. Zum Monatsanfang hat die Verwaltung eine neue Sozialarbeiterin eingestellt, die die ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen in der Stadt koordinieren soll. Um die zusätzlichen Aufgaben im Zusammenhang mit der Unterbringung und Betreuung der Asylbewerber stemmen zu können, wurden in der Verwaltung 15,5 zusätzliche Stellen geschaffen. „Wir haben in den nächsten Jahren noch einiges vor uns“, fasste van Vliet die Situation zusammen. Stephanie Gutting von der Caritas, die aktuell 100 jugendliche Flüchtlinge in Ludwigshafen, dem Rhein-Pfalz-Kreis und Speyer betreut und berät, schilderte die Beweggründe der jungen Menschen, in die Pfalz zu kommen und ihre Ziele für die Zukunft. Am wichtigsten sei es für die Flüchtlinge, möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen, eine Schule zu besuchen und dann auf eigenen Füßen zu stehen. Wie Jugendamtsleiter Jürgen May erklärte, leben derzeit 19 minderjährige Flüchtlinge, die allein nach Deutschland eingereist sind, im Einzugsbereich des Jugendamtes. Das jüngste dieser Kinder sei im Alter von zwölf Jahren hier gestrandet, nachdem es zuvor eineinhalb Jahre lang allein durch die halbe Welt gereist sei. May zufolge soll in der Vorderpfalz ein Verbund aufgebaut werden, um den derzeitigen Standard bei der Unterbringung von Flüchtlingskindern in zum Beispiel Wohngruppen zu halten. Über ihre Motive und Erfahrungen als ehrenamtliche Helferin im Mundenheimer Café Asyl erzählte Gerlinde Bensch. Ihre Motivation schöpfe sie einerseits aus ihrem Glauben. Als Mitglied der protestantischen Christuskirchengemeinde sei Hilfe für den Nächsten für sie selbstverständlich. Zudem haben ihre Eltern Krieg und Flucht erlebt und in der Fremde mit nichts ganz neu anfangen müssen, schilderte Bensch. Genauso gehe es heute den Flüchtlingen, die in Ludwigshafen ankommen. Das Café Asyl versorge diese Menschen mit dem Nötigsten: einem freundlichen Wort, Haushaltsgegenständen und Kleidung. Die Flüchtlinge seien dort Gäste und würden auch so behandelt, bekräftigte Bensch. Interessierte dürften sich das gerne unverbindlich anschauen: dienstags ab 15.30 Uhr im Gemeindezentrum. (evo)