Ludwigshafen Platzregen in der Kirche

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Altrip. Die Young Voices des Männergesangsverein 1867 Altrip und der Chor Zeitlos des Vereins Ars Musica aus Ochtendung haben am vergangenen Samstag gemeinsam in der katholischen Kirche Altrip das Publikum auf eine bunt gemischte musikalische Reise mitgenommen und begeistert. Das Motto der von Kevin Breitbach geleiteten Chöre lautete „Lieblingslieder“.

Die Kirche ist bunt geschmückt. Farbige Tücher, gebastelte Blumen aus Papier und Stoff und ein sehr farbenfrohes Gemälde schmücken die Wände und den Chorraum, der durch Stellwände abgegrenzt ist. Hinter den Wänden treten die Sänger der Young Voices hervor, laufen von den Seiten und durch die Mitte zu Klavierspiel ein. Der Begrüßungsapplaus lässt auf sich warten, denn alle lauschen gebannt dem Klavier. Mit „In the last days“ beginnen die Young Voices. Musikgeschmack ist unterschiedlich, deshalb ist ihr Programm so vielseitig und bunt wie die Dekoration. Sie wollen Farben und Töne sprechen lassen. Das Bild wurde auf einem Geburtstagsfest von mehreren Leuten geschaffen. Jeder durfte zum Pinsel greifen. Blumen, Sonne und bunte Formen sind zu erkennen. Herbert Grönemeyers „Mambo“ wird a capella gesungen. Manche Lieder haben sehr humorvolle Texte. „Nur für dich“ von den Wise Guys ist ein etwas anderes Liebeslied, das mit seinem ungewöhnlichen Ende für Gelächter sorgt. Auch das verpatzte „Rendezvous“, bei dem das Haus abbrennt, zeigt, dass es nicht immer ernst zugehen muss. Doch die Musiker mögen auch Lieder mit eher geistlichem Hintergrund. „Teach us to pray“ gehört dazu. Das Lied „Platzregen“ wird mit buntem Regenschirm anmoderiert. Das Publikum soll die Augen schließen und sich auf die Ohren verlassen. Ein leises Knistern setzt ein, das in stärkeres Schnipsen über geht und schließlich zu heftigem Platschen und Klatschen wird. Hinzu kommt ein leises Grollen. Ob der aufzuckende Blitz zum Programm gehört, oder ob nur ein Fotograf in den vorderen Reihen ein Bild macht, lässt sich nicht nachvollziehen. Das akustische Unwetter ist perfekt und ebbt dann langsam wieder ab. Zur Voices-Zugabe „Let the sun shine in“ werden große gebastelte Blumen hochgehalten. Sie werden an die Frauen von „Zeitlos“ überreicht, die damit auch den musikalischen Teil übernehmen. Ihr erstes Lied ist „Happy together“, das in der Ursprungsversion von den Turtles geschrieben wurde. Es ist auch bekannt aus dem Film „Imagine me and you“. In der Chorversion wird es noch beschwingter. Auch Zeitlos bringt mit „From a distance“ und „Sim Shalom“ religiöse Lieder mit ein. Die restlichen Lieder sind geprägt von Liebe, Träumen und Sonne. Den Frauenchor „Zeitlos“ aus Ochtendung bei Koblenz leitet Kevin Breitbach seit elf Jahren, er setzt sich aus Müttern zusammen, die ihre Kinder zum Kinderchor brachten und bald selbst singen wollten. Die „Young Voices“ sind ein gemischter Chor und bestehen seit 1988, seit zwei Jahren unter der Leitung von Breitbach. Zum Abschluss singen beide Chöre zusammen „Engel“, ein Stück das im Original von Rammstein, hier im Arrangement von Oliver Gies als A-capella-Version vorgetragen wird. Der stürmische Applaus erinnert fast an den Platzregen, wenn er nicht so rhythmisch übergehen würde. Die Zugabe kommt, doch anders als gedacht. „Wir haben uns überlegt, welcher Chor die Zugabe singen soll. Da dachten wir, das können auch sie machen, sie hatten ja die ganze Zeit nichts zu tun“, sagt Kevin Breitbach. Er hat einen vierstimmigen Kanon vorbereitet, der sich unter einem aufgeklebten Bild auf dem Programmheft versteckt. Leise Seufzer und nicht sehr zuversichtliches Stöhnen breiten sich aus. Doch der Chordirektor lässt sich nicht abbringen und singt mit allen gemeinsam die erste Strophe „Schöne, helle, goldne Sterne, grüßt die Liebste in der Ferne“. Bis dahin klappt es gut, doch bei Strophe zwei müssen „Zunge und der Kiefer etwas lockerer werden“. Zur eigenen Überraschung schafft es das Publikum letztendlich doch vierstimmig, mit der Hilfe der an den Kirchenwänden aufgestellten Chormitglieder.

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