Ludwigshafen „Neues Rathaus am Berliner Platz“

Zwei 67 und 29 Meter hohe Türme sehen die „Metropol“-Pläne für den Berliner Platz vor.
Zwei 67 und 29 Meter hohe Türme sehen die »Metropol«-Pläne für den Berliner Platz vor.
Herr Keller, was passt Ihnen nicht an der Entwicklung am Berliner Platz?

Wir haben dort seit Jahren ein unschönes Loch. Aber wenn das jetzt mit irgendetwas gefüllt werden soll, nur damit da was hinkommt, dann befürchte ich, dass man das Falsche baut. Dann haben wir jahrzehntelang keine Chance mehr, das Richtige zu bauen. Mit irgendetwas meinen Sie das „Metropol“-Hochhaus? Ja. Es soll ja mit Hotelbetten, Büros, Gastronomie und ein bisschen Einzelhandel im Erdgeschoss gefüllt werden. Das wird doch kein Anziehungspunkt werden, den wir an dieser Stelle brauchen. Was wäre Ihr Vorschlag? Ein Anziehungspunkt wäre ein neues Rathaus vor Ort. Diese Lösung ist derart naheliegend, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Politik da nicht selbst schon darüber nachgedacht hat. Vermutlich traut man sich nicht in Anbetracht der finanziellen Situation der Stadt, diesen Gedanken näher zu verfolgen. Sie wissen aber schon, dass das Gelände in Privathand ist? Die Politik müsste halt mal mit dem Investor reden und ihm vorschlagen, dort ein modernes Rathaus zu bauen. Das jetzige Rathaus ist vor 40 Jahren gebaut worden. Leitungen und Kommunikationstechnik sind veraltet. Und wenn man das den heutigen Anforderungen anpassen will, kostet das einen Haufen Geld. Hinzu kommt die Sicherheitstechnik. Meiner Ansicht nach ist die Reparatur des jetzigen Rathauses kostenmäßig ein Fass ohne Boden. Sehen Ihre Kollegen das ähnlich ? Ja. Das ist die Meinung vieler Kollegen. Wir haben schon im Kreis der Mitglieder von „Top in Lu“ sowie im Kreis der IHK-Tischrunde darüber gesprochen. Alle sagen, wenn wir die Ludwigshafener Innenstadt in Ordnung bringen wollen, dann muss auf den Berliner Platz ein Magnet hin. Das Rathaus bietet sich doch geradezu an. Wir haben eine einmalige Chance, das jetzt zu realisieren und verbauen uns diese Möglichkeit womöglich mit einem x-beliebigen Hochhaus. Haben Sie die Oberbürgermeisterin schon darauf angesprochen? Ich habe mit Jutta Steinruck bereits im Vorjahr darüber gesprochen. Da kriege ich natürlich die Antwort: Das sei eine Überlegung wert. Aber die Verwaltung müsse erst wissen, was die Instandhaltung des bisherigen Rathauses kostet. Für den bisherigen Rathaus-Standort sehen Sie keine Zukunft mehr? Nein. Absolut nicht. In Sachen Umbau weiß ich, wovon ich rede. Bei Schuh-Keller haben wir zwei größere Umbauten samt Sanierungen hinter uns. Der Umbau 1978 ist um 100 Prozent teurer geworden als geplant. Und 2002 hatten wir 40 Prozent mehr Kosten als veranschlagt. Was treibt Sie um? Wir wollen ja irgendwann mal wieder eine besuchenswerte Innenstadt haben. Dazu benötigen wir mehr Einzelhandel als derzeit. Dazu brauche ich auch Laufwege, denen die Kunden folgen. Und diese Achse könnte die Ludwigstraße bilden zwischen Rhein-Galerie als großem Einkaufszentrum und dem Berliner Platz als Nahverkehrsknotenpunkt und Sitz des Rathauses. In der Ludwigstraße hätte die Ansiedlung eines Inhaber-geführten Einzelhandels mit Spezialsortimenten damit durchaus eine Perspektive als Alternative zur Rhein-Galerie. Ihr Appell an die Politiker? Befasst euch mit dem Gedanken, das Rathaus am Berliner Platz zu bauen und unterhaltet euch mit „Metropol“-Investor Günther Tetzner, wie man das auf den Weg bringen kann und wie es gestaltet werden soll. Es geht dabei nicht um die Hülle, sondern um das Innenleben. Auch der Besatz im Erdgeschoss muss stimmen. Das muss abgeklärt werden, bevor man den ersten Spaten in die Hand nimmt. Im Rathaus könnte ich mir auch ein schönes Café und ein Restaurant vorstellen. Von der gepflegten Art haben wir ja kaum welche im Zentrum. Wir haben manchmal Kunden aus Freiburg, Karlsruhe oder Stuttgart, die teils mit dem Chauffeur anreisen, sich bei uns Schuhe kaufen und fragen: Wo können wir hier gut essen gehen? Wo soll ich die denn hinschicken? Da sieht es schon ein bisschen trübe aus bei uns. So wie die Pläne für den Berliner Platz jetzt sind, da graust es mir. Damit holen wir keinen zusätzlichen Besucher in die Innenstadt. Haben Sie Herrn Tetzner auf Ihre Idee hin angesprochen? Ja. Ich glaube, der Gedanke Rathaus ist ihm nicht unsympathisch. Der Stadtrat wäre gut beraten, mit Tetzner schnell ins Gespräch zu kommen, bevor der mit dem „Metropol“ tatsächlich Nägel mit Köpfen macht und mögliche Verträge abschließt. Zur Person Edmund Keller (88) ist seit 1960 Vorsitzender des Ludwigshafener Einzelhandelsverbands. Mit seinem 45-jährigen Adoptivsohn führt er das Schuhhaus Keller mit aktuell 18 Mitarbeitern, das es bereits seit 1936 gibt, am Standort Ecke Wrede-/Ludwigstraße seit 1954.

70 Meter hoch und ein Sanierungsfall: das Ludwigshafener Rathaus.
70 Meter hoch und ein Sanierungsfall: das Ludwigshafener Rathaus.
Führt den Ludwigshafener Einzelhandelsverband bereits seit 59 Jahren: Edmund Keller.
Führt den Ludwigshafener Einzelhandelsverband bereits seit 59 Jahren: Edmund Keller.
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