Ludwigshafen Nach vorne gewählt, nach hinten gerutscht
Von Listenplatz 58 auf 15 – diesen Riesensatz nach vorne, den der scheidende Friesenheimer Ortsvorsteher Carlo Saxl (75, CDU) bei den Stadtratswahlen vor fünf Jahren gemacht hat, gelang am Sonntag zwar keinem der 361 Kandidaten, die von zehn Parteien ins Rennen geschickt wurden. Aber einige Bewerber gab es schon, die von den abgegebenen Personenstimmen enorm profitiert haben. Auffällig bei der SPD, mit 21 Sitzen weiter die stärkste Fraktion: Fast alle ihrer Kandidaten mit ausländischen Wurzeln haben überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Aus dem Rahmen fällt eigentlich nur die Vorsitzende des Migrationsbeirats, Hayat Erten, die von Listenplatz 8 auf 14 abgerutscht ist. Nord-Ortsvorsteher Antonio Priolo (Italiener) kletterte hingegen mit 18.769 Stimmen von Platz 9 auf 3, die Griechen Georgios Hondralis und Georgios Vassiliadis von 20 auf 13 beziehungsweise von 32 auf 20. Den größten Sprung aller ins Stadtparlament gerückten Bewerber machte allerdings Baris Yilmaz von Rang 30 auf 17. Der Türke ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt im SPD-Unterbezirk. Für den Ludwigshafener Parteichef Wolfgang van Vliet sind diese Resultate „ein Quantensprung für die Integration“. Die Genossen mit Migrationshintergrund hätten einen sehr intensiven Wahlkampf geführt, neue Medien gut genutzt und sich gegenseitig unterstützt. „Die türkische Community im Netz ist extrem groß“, sagt er. Groß war auch der Sprung nach vorne von Volker Ritthaler, dem heimlichen Ortsvorsteher von Rheingönheim. Er wurde von Platz 27 auf 18 gewählt und rutschte damit ins 20er-Feld der CDU. Von 23 auf 17 nach oben ging es für den Niederfelder Ulrich Sommer. Süd-Ortsvorsteher Christoph Heller kletterte von 8 auf 2, Peter Uebl von 10 auf 5. Mit dem griechischstämmigen Ioannis Chorosis aus Oppau gelang auch bei der Union einem Bewerber mit ausländischen Wurzeln ein Top-Ergebnis: Von Listenplatz 15 schaffte er es auf 10. Nach hinten durchgereicht wurden bei der CDU Torbjörn Kartes (von 3 auf 14), Daniel Beiner (von 5 auf 15) und Wilhelma Metzler (von 14 auf 19), immerhin Ortsvorsteherkandidatin in Mundenheim. Constanze Kraus hatte sich wohl auch mehr erhofft. Sie fiel von Platz vier auf 7 – wie übrigens auch ihr SPD-Konkurrent bei der Ortsvorstehersteher-Stichwahl am 8. Juni in Friesenheim, Günther Henkel. Erwartungsgemäß nach vorne gewählt wurde bei den Grünen Urgestein Bernhard Braun, der von 6 auf 3 kletterte und damit zum Fraktionsquintett zählt. Für Sebastian Steinke, auf Rang 5 gelistet und mit 22 der jüngste Bewerber der Partei, platzte damit der Traum vom Einzug in den Stadtrat. Mit 24 Jahren ist Juso-Chef David Schneider aus Süd der Junior im neuen Stadtrat. Er studiert Politik, Geschichte und Germanistik auf Lehramt an der Universität Heidelberg. Senior des 60-köpfigen Gremiums, dem mit 14 Frauen fünf weniger als 2009 angehören, ist der Ortsvorsteher der Gartenstadt, Klaus Schneider (CDU). Er ist am 21. Februar 1944 geboren. Auch der 70-Jährige wurde am Sonntag nach vorne gewählt – von 12 auf 9. Sein 46 Jahre jüngerer SPD-Namensvetter fiel dagegen von 10 auf 12 zurück. (Fotos: SPD/Kunz/Archiv)