Ludwigshafen „Metropol-Pläne sind erschreckend“

„Metropol“-Komplex: Das Projekt ist umstritten. Der Stadtrat hat die Pläne dennoch genehmigt.
»Metropol«-Komplex: Das Projekt ist umstritten. Der Stadtrat hat die Pläne dennoch genehmigt.
„Meckern Sie nicht. Unterstützen Sie uns.“ Herr Forster, in der Stadtratssitzung am Montag haben Sie den Politikern deutlich gemacht, was Sie von ihnen erwarten. Was hat Sie an der Debatte genervt?

Das war viel Wahlkampf. Das Problem der Schulversorgung im Umfeld anhand unseres Projekts zu diskutieren, halte ich für abwegig. Es ist völlig klar, dass wir einen Kindergarten integrieren werden. Eigentlich sollte man doch froh sein, dass am Rheinufer Süd so ein tolles neues Quartier entsteht. Dafür erwarte ich von der Politik Unterstützung. Und keinen Schlagabtausch über eine Sozialquote im Wohnungsbau. Richtig. Das Thema kam für mich überraschend, weil in den Vorgesprächen nie von einer Sozialquote die Rede war. Dementsprechend hat der Investor einen Kaufpreis für sich entwickelt. Und wenn nun die Diskussion über eine Quote aufkommt, ist das nicht ganz ehrlich. Das hätte man dann vorher sagen müssen. Sie haben am Montag auch gesagt: „Die Reichen sind eh schon direkt am Ufer abgefrühstückt“, frei nach dem Motto: Macht euch keine Sorgen, die Wohnungen an der Rheinallee sind nicht nur was für Porsche-Fahrer. Genau so sehe ich das. Dieses Quartier soll ein Bindeglied zwischen dem qualitativ extrem hohen Rheinufer sein – der Klientel, die Sie angesprochen haben – und dem Gebiet auf der eher westlich gelegenen Seite. Irgendwo dazwischen wird sich das einpendeln, das heißt: Aus der geografischen Lage heraus ergibt sich automatisch das Preisniveau. Sozialquote und Stadtvillen, das passt ja auch kaum zusammen. Auf der Ufer zugewandten Rheinseite halte ich eine Quote auf jeden Fall für deplatziert. Ludwigshafen hat die Aufgabe, auch andere, wohlhabendere Bevölkerungsschichten anzuziehen und dafür attraktive Flächen anzubieten. Man muss nicht überall Sozialwohnungen dazumischen. Es gibt Bereiche, wo das Sinn ergibt, aber am Rheinufer Süd sehe ich das nicht unbedingt. Preise wie in Frankfurt, auch das haben Sie betont, werden hier ja keinesfalls aufschlagen. Oder doch? Wenn ich davon ausgehe, dass gegenüber der Rheinallee im Schnitt ein Mietpreis von neun Euro pro Quadratmeter aufgerufen wird, dann werden wir in diesem Bereich auch beim „Ludwigs-Quartier“ landen. Ein Bauherr kann nur das verlangen, was der Markt hergibt. Wie ist Ihr Bild von Ludwigshafen? Beim Thema Qualität hat Ludwigshafen riesigen Nachholbedarf. Inwiefern? Man kommt von Mannheim und fährt drüber – dieses Bild hatte ich lange von Ludwigshafen. Das war für mich das Image. Die Stadt wird hauptsächlich durch die riesigen Brückenanlagen definiert. Sie braucht deshalb mehr Identität in Quartieren. Dafür wollen wir mit unserem Projekt sorgen. Da geht’s auch um architektonische Qualität. Gab’s Reaktionen zu Ihrem Auftritt? Die Politiker fanden das alle sehr erfrischend, habe ich gehört. Und wie ging’s Ihnen als Zuhörer? Ich habe die Sitzung drei Stunden lang verfolgt und mir gedacht, das könnte alles ein bisschen schneller gehen. Die Politiker hören sich gerne reden, aber alle sagen mehr oder weniger das Gleiche. Vieles könnten Sie auch in einem Satz sagen. Aber das darf man ja nicht, weil die Position der Partei platziert werden muss. Für einen wie mich, der sich mit dem Bauen und handfesten Dingen beschäftigt, ist das etwas anstrengend. Aber so läuft Demokratie. Befürchten Sie, dass das Projekt noch zerredet werden könnte? Nein. Bisher lief alles sehr reibungslos. Da gibt’s ganz andere Städte wie Frankfurt, wo einem schnell mal Knüppel zwischen die Beine geworfen werden. Meine Meckerei an der Meckerei der Stadträte – das ist ja alles händelbar. In Ludwigshafen gibt es ganz andere Projekte, die sich viel schwieriger gestalten, wenn ich da etwa an das „Metropol“-Vorhaben am Berliner Platz denke. Darüber ist zurecht kontrovers diskutiert werden. Die Skepsis gegenüber dem Projekt verstehe ich. Bei uns gibt’s ja im Prinzip keine anstößigen Punkte. Im Gegensatz zum „Metropol“. Genau. Ein Hochhaus in zentraler Lage bietet immer Kritikpunkte. Das ist etwas völlig anderes als ein klassisches Wohnquartier. Das kennt man, das wirkt vertraut. Was halten Sie von den Plänen, am Berliner Platz zwei 67 und 29 Meter hohe Türme hinzustellen? Ehrlich gesagt, halte ich gar nichts davon. Es ist einfach erschreckend. Was erschreckt Sie? Es geht mir um den Raum, der da entsteht. Wenn da hinter dem Hochhaus für die Erschließung nach oben eine Gasse durchgelegt wird, lenkt das ab von dem zentralen Platz. Das halte ich für sehr schwierig. Ich habe aber natürlich ein Problem. Welches denn? Ich habe zu den verantwortlichen RKW-Architekten aus Düsseldorf ein gutes Verhältnis. Wir arbeiten in Dresden gemeinsam an einem Projekt. Und Kollegen zu kritisieren, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt, ist heikel. Die Schuld liegt ja meistens bei anderen. Wen meinen Sie? Projektentwicklern geht’s primär um hohe Auslastungen. Sie wollen so viel wie möglich auf ein Grundstück packen, und verdienen wollen sie auch was. Das sind die Zwänge der Investoren, die dann an die Architekten weitergegeben werden. Ihr Vorschlag für den Berliner Platz? Ich würde so eine Art Stadtreparatur vorschlagen und den Blockrand in Höhe der umgebenden Gebäude schließen, um das Areal wieder als Platz erkennbar herzustellen. Ich würde die Ecke also ganz unspektakulär schließen. Da kann durchaus ein kleiner Hochpunkt sein. Aber da ein Hochhaus hinzustellen, dafür sehe ich keine Notwendigkeit. Sie würden den Ball also – im wahrsten Wortsinn – eher flachhalten und keinen Wolkenkratzer bauen? Ja. Im Stadtrat hatte ich den Eindruck, dass es vor allem darum geht, das Thema schnell abzuhaken. Nach dem Motto: Hauptsache, da entsteht etwas. Aber man sollte nicht vergessen: Da wird jetzt etwas manifestiert, mit dem die Bevölkerung 80 bis 100 Jahre leben muss.

„Ludwigs-Quartier“: So könnten die Häuser aussehen, die an der Rheinallee entstehen sollen.
»Ludwigs-Quartier«: So könnten die Häuser aussehen, die an der Rheinallee entstehen sollen.
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