Ludwigshafen Lustige Blockflöte

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Blockflöte gibt`s jetzt auch mit Spaß – sogar für die Zuhörer: Deutschlands erster und vermutlich immer noch einziger Diplom-Jazz-Blockflötist Tobias Reisige bewies im Schifferstadter Club Ebene Eins, dass man auf diesem Instrument virtuos, fetzig, jazzig und sehr lustig musizieren kann. Am Tag zuvor ist in der Kulturscheune eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers Lutz J. Koch eröffnet worden.

Wildes Holz nennt sich das Trio, das Tobias Reisige zusammen mit Anto Karaula an der Gitarre und Markus Conrads am Kontrabass gegründet hat. Und tatsächlich geht es im Konzert stellenweise geradezu wild zu. Da wird kernig gerockt und gejazzt. Ein schönes Beispiel ist „Mozart 40“. Den Titel nannte ein Schüler als Reisige vor einer Schulklasse ein Stück anspielte und nach dem Titel fragte. „Mozart 40“ so hieß der Klingelton auf dem Handy des Schülers. Das Stück ist allerdings nicht von Mozart, sondern von Bach, nämlich die bekannte „Badinerie“. In Schifferstadt ging diese Komposition nahtlos in „Billy Jean“ von Michael Jackson über, später folgte noch ein Abstecher zu „Paradise City“ von Guns ’n’ Roses. „Die Blockflöte vom schäbigen Ruf eines Kinderspielzeugs zu befreien“, das hat sich Reisige vorgenommen. Das gelingt ihm auch. Denn jeder Zuhörer, der das Trio einmal erlebt hat, verlässt den Konzertraum nicht nur gut gelaunt, sondern mit einem gehörigen Respekt vor diesem meist unterschätzten Instrument. Reisige spielt von der bleistiftgroßen Sopranino bis zur über zwei Meter messenden Sub-Kontra Bassflöte alles, was zur Blockflötenfamilie gehört. Mit enorm viel Witz und Können arrangiert das Trio Klassik, Rock und Jazz und macht daraus eine rasante musikalische Achterbahnfahrt. Die Blockflöte wird gerne von Musiklehrern kleinen Kindern in die Hand gedrückt, die dann Eltern, Geschwister und Haustiere mit ihrem Gefiepe auf die Nerven gehen. Wenn in frühen Teenagerjahren die Kinder sich Instrumente nach ihrer eigenen Neigung suchen, hat es die Blockflöte schwer. Denn so ziemlich jedes Instrument ist im Vergleich zur Blockflöte cooler. Das könnte sich ändern. Wenn demnächst ein junger Mensch eine Blockflöte aus dem Gürtel zieht wie Luke Skywalker sein Lichtschwert, dann hat er vielleicht einen Blockflötenjazzkurs bei Meister Reisige besucht. Reisige hat Jazz an der Folkwang-Musikhochschule in Essen studiert, ebenso seine Mitmusiker. Als die drei sich kennenlernten, spielte Reisige offiziell Saxophon und die Blockflöte nur heimlich. Doch aus dem Jux bei einer gemeinsamen Session wurde 1998 eine Band und ein Programm und längst eine Erfolgsgeschichte. Sieben Alben und eine DVD wurden inzwischen veröffentlicht, das aktuelle Programm „Astrein“ wird landauf, landab gefeiert. Reisige hält Workshops, besucht Schulen und kommt seinem Ziel immer näher, die Blockflöte in neue musikalische Bereiche zu tragen und neue Fans für das Instrument zu gewinnen. Am Abend zuvor wurde in der Kulturscheune eine Ausstellung mit Bildern von Lutz J. Koch eröffnet. Der Künstler aus Bremen hat in Aquarellen und Acrylbildern besondere Perspektiven auf technische Anlagen und Architektur entwickelt. Beispiele sind die verschieden großen Ritzel eines Zahnkranz-Pakets oder Pleuelstange und Kolben. Im Makro-Bereich orientiert sich der Künstler oft an Gebäuden, im Mikro-Bereich lässt er sich von Leiterbahnen und Schaltkreisen inspirieren. Öffnungszeiten Ausstellung mit Bildern von Lutz J. Koch im Club Ebene Eins in Schifferstadt, Burgstraße 23, bis 1. Mai; geöffnet Freitag 17-19 Uhr, Sonntag 11-13 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: 06235/920399.

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