Interview LU-AfD zur Bundespräsidentenwahl: Otte besser als Steinmeier

 Max Otte (Mitte) mit den AfD-Spitzenpolitikern Alice Weidel und Tino Chrupalla.
Max Otte (Mitte) mit den AfD-Spitzenpolitikern Alice Weidel und Tino Chrupalla.

Die AfD hat den CDU-Politiker und Vorsitzenden der erzkonservativen Werteunion, Max Otte (57) offiziell als ihren Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten präsentiert. Daraufhin entschied der CDU-Bundesvorstand einstimmig, Otte aus der Partei auszuschließen. Die Mitgliederrechte würden ihm sofort entzogen. Dazu haben wir Johannes Thiedig (45) befragt, Vorsitzender der sechsköpfigen AfD-Fraktion im Ludwigshafener Stadtrat.

Herr Thiedig, wie stehen Sie zu der umstrittenen Kandidatur Ottes?
Ich begrüße Ottes Kandidatur, da ich es zum einen grundsätzlich gut finde, wenn es bei demokratischen Wahlen eine echte Auswahl gibt und keinen Einheitskandidaten, der ohne Gegenkandidatur gewählt werden soll. Vor allem, wenn dieser seine Aufgabe – alle Deutschen unabhängig ihrer politischen Überzeugung gleichermaßen zu vertreten – in meinen Augen bisher nur völlig unzureichend ausgefüllt hat. Frank-Walter Steinmeier von der SPD hat das Volk stärker gespalten als jeder Bundespräsident vor ihm und ist daher für dieses Amt in keinster Weise geeignet.

Warum hat die AfD keinen Bewerber aus den eigenen Reihen nominiert?
Ich hätte einen Kandidaten der AfD für zu polarisierend gehalten, weswegen ich die Entscheidung des AfD-Bundesvorstands absolut begrüße.

Was sagen Sie zur Reaktion der CDU?
Die Reaktion der CDU, die offensichtlich noch nicht verstanden hat, dass sie sich jetzt ebenfalls in der Opposition befindet, zeigt, dass sie ihren für Deutschland, aber auch für sie selbst verhängnisvollen Linkskurs auch unter dem vermeintlich konservativen Heilsbringer Friedrich Merz fortzuführen gedenkt. Das Problem ist nicht einmal, dass sie Otte jetzt in teils an stalinistische Rhetorik erinnernder Weise dämonisiert, denn das war zu erwarten.

Was ist dann das Problem?
Das Problem ist, dass die Union nicht fähig oder auch nur willens ist, einen eigenen Kandidaten aufzustellen und damit eine Alternative zu zwei Linksaußen-Kandidaten zu bieten. Wer jetzt noch CDU wählt, kann sich sicher sein, dass diese Partei – man denke an die Thüringer Ministerpräsidentenwahl – im Zweifel immer den Steigbügelhalter für eine linksorientierte Politik geben wird.

Das sagt Thiedigs Stellvertreter Manfred Hartinger, 77, der bis November Kreisverbandsvorsitzender der AfD war und dann sein Amt frustriert niederlegte.

„Da die CDU keinen Kandidaten aufstellte, finde ich es gut, dass sich Herr Otte von der AfD aufstellen ließ. Ein Mann oder eine Frau von der AfD hätte nie eine Chance gehabt und wäre auch von keiner Partei akzeptiert worden. Meiner Meinung nach reagiert die CDU falsch mit dem Rauswurf von Herrn Otte, denn die CDU hat noch nicht kapiert, dass sie in der Opposition eine andere Arbeit leisten muss. Ich sehe in der Ampelpartei einen Untergang von unserem Land. Dies wäre mit einer starken Oppositionsarbeit von CDU und AfD aufzuhalten.“

Der Ludwigshafener AfD-Fraktionschef Johannes Thiedig (45).
Der Ludwigshafener AfD-Fraktionschef Johannes Thiedig (45).
Manfred Hartinger
Manfred Hartinger
x