Ludwigshafen Leitartikel: An die Arbeit!

Der Berliner Platz hat nicht nur viele Probleme, sondern auch viel

Potenzial. Wenn Politiker auch Gestalter sein wollen, dann sollten sie vor Ort mutig zur Tat schreiten. Die Aufgabe ist schwierig, aber lösbar.

Der Berliner Platz braucht eine Perspektive. Ein Bürgerforum

wäre ein erster Schritt.

Nein, Schubladendenken hilft dem Berliner Platz nicht weiter. Die Welt ist grau, nicht schwarz-weiß, sprich: Man muss differenzieren und sollte nicht weiter abgedroschene Klischees bedienen. Nix schönreden, aber auch nichts dramatisieren. Das hat unser Report gezeigt. Ja, Kriminalität ist sicher ein Thema vor Ort. Im Vorjahr ist die Deliktzahl erheblich gestiegen. Das gilt es zu analysieren. Deswegen ist der Platz aber weder ein „Angstraum“ noch ein klassischer „Kriminalitätsschwerpunkt“ – zumal sich viele Straftaten im Umfeld ereignen. An einem Verkehrsknotenpunkt mit 44.000 Passanten täglich passiert einfach mehr als an einer Bushaltestelle in Edigheim. Nirgendwo anders ist die Polizei präsenter als hier. In knapp einer Minute ist ein Einsatzwagen im Notfall zur Stelle. Das macht eine von manchen als „Abschreckung“ geforderte Polizeiwache am Berliner Platz überflüssig. Das Personal dafür fehlt ohnehin. Natürlich zieht die Diskothek Musikpark junge Leute an, die draußen auch mal über die Stränge schlagen. Aber deren Betreiber tut einiges, um dem entgegenzuwirken. Er trifft sich mit der Polizei, unterstützt Präventionsaktionen und ist Mitglied der Initiative „Wir vom Berliner Platz.“ Die macht genau das, was Politikern bisweilen abgeht: Sie spricht nicht nur über das Image des Areals, sondern poliert es vor Ort auf – mit Blumen, Flugblättern oder Infotagen. Ja, das ist mühsam, aber es ist der richtige Ansatz. Wie wär’s mal mit einem Open-Air-Stadtrat auf dem Berliner Platz? Oder noch besser: mit einer Sitzung direkt auf der „Metropol“-Baustelle? Apropos Hochhaus-Pläne: Wie lange lässt sich die Stadtspitze eigentlich noch von dem Investor eine Nase drehen? Ja, das Gelände ist in Privathand. Es liegt aber auf an einem zentralen Platz der Stadt, der ein Stück weit auch der Allgemeinheit gehört. Wenn der Berliner Platz für OB Jutta Steinruck tatsächlich „der Schlüssel zur Umgestaltung der Innenstadt“ ist, dann wird es Zeit, dort endlich Fakten zu schaffen. Ein Bürgerforum wäre ein erster Schritt. Der Platz braucht schlicht und ergreifend eine Perspektive. Geben „wir“ sie ihm.

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