Ludwigshafen Leere Räume, langer Atem
Ende Juli 2018. In der Bismarckstraße 53 lockt ein kleiner Garten in den eigentlich leerstehenden Laden. Dort wiederum hat Künstlerin Nicoleta Steffan sich gemütlich eingerichtet. Zumindest für drei Tage. „Leben im Leerstand“ nannte sich das Projekt. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) war hellauf begeistert: „Ich habe nur gedacht, wow, was man alles machen kann.“ Johann Wilhelm vom Planungsbüro Stadtimpuls hört das gerne. Denn genau um solche Aha-Momente geht es beim Projekt ExWost (siehe „Zur Sache“). Die Planungsexperten sehen sich als Impulsgeber, dass vor allem die für das Projekt ausgesuchte mittlere Bismarckstraße einen deutlichen Schritt nach vorne macht. Eines ist Wilhelm dabei gleich aufgefallen: „Der Bereich ist nicht so schlecht, wie er uns angekündigt war.“ Jetzt ist es Steinruck, die gerne zuhört und nickt. Die Oberbürgermeisterin weiß dennoch: „Wir haben einen Riesenhandlungsbedarf in der Innenstadt.“ Und doch wehrt sich Steinruck entschieden dagegen, die ganze Innenstadt einfach nur schlecht zu reden. Man müsse die Erdgeschosslagen in den Blick nehmen. In den Etagen darüber gebe es ganz viele Wohnungen. „Es ist nicht so, dass in der Stadt keine Menschen leben“, tritt sie Kritikern entgegen. Volker Adam, Bereichsleiter Stadtentwicklung, erinnert an die vielen Bemühungen der Verwaltung: Da gab es zunächst eineinhalb Jahre lang das Innenstadtmanagement, das im Mai 2017 von ExWost abgelöst wurde. Die zentrale Herausforderung beschreibt er wie folgt: „In den Innenstädten folgt Handel nicht mehr auf Handel.“ Heißt: Schließt ein Laden, steht nicht gleich ein neuer Interessent vor der Tür. Alles dem Markt überlassen, sei auch keine Lösung: „Dann hätten wir nur noch Shisha-Bars.“ Also müssten deutschlandweit die Städte auf die Immobilienbesitzer zugehen und diese in Gesprächen und mit Ideen überzeugen. Genau dies ist der Ansatz der Stadtimpuls-Experten bei ExWost. Wilhelm ist mit dem Ergebnis kurz vor Projektende zufrieden: „Wir haben vieles angestoßen, es wird sich einiges tun.“ Die neue Hoffnung ruht vor allem auf Wohnungen. Steinruck wirbt um Verständnis, dass diese Entwicklungen nicht von heute auf morgen gehen: „Wir können ja nur Ideen geben und unterstützen. Umsetzen müssen es die Eigentümer.“ Daher seien Vorzeigeobjekte wichtig, um andere mitzuziehen. Die OB nennt als Stichworte die neue TWL-Zentrale an der Ecke Bismarck-/Bahnhofstraße und die Umgestaltung des Bürgerhof-Entrées durch die Wohnungsbaugesellschaft GAG. Außerdem habe dank ExWost und Stadtimpuls auch ein Eigentümer schon mit dem Umbau seines Gebäudes begonnen. Dieses Vorzeigeprojekt, so Wilhelm, ist die Bismarckstraße 53. „Bis Jahresende soll es fertig sein. Das Haus bekommt ein neues Dach und einen Fahrstuhl. Ins Erdgeschoss kommt ein hochwertiges Café.“ Dass in der Innenstadt schon einiges verbessert worden ist, zeigt laut Monika Heller vom Bereich Stadtentwicklung auch ein Flyer: „Hausbesitzer sehen, dass sie nicht allein sind, und erkennen auf einen Blick, bei welchen Gebäuden bereits Geld in die Hand genommen worden ist.“ Wilhelm und Steinruck betonen, dass die Nachfrage nach Wohnraum in der Bismarckstraße vorhanden ist. Vor allem für Studenten solle es dort neue Wohnungen geben – wofür die Erdgeschosse aber umgebaut werden müssen. Diese Initiative wird im Anschluss an ExWost verfolgt. Es gehe jetzt darum, Unsicherheiten bei den Eigentümern abzubauen und Lösungen aufzuzeigen. Steinruck nickt:„Die Idee besticht, wir müssen jetzt die Hürden bei der Umsetzung meistern.“ Adam: „Die Ansatzpunkte haben wir. Jetzt brauchen wir einen langen Atem.“