Ludwigshafen Kunstvoller Abstrich: Warum die Galerie Lauth Corona-Schnelltests anbietet

Er würde auch einen guten Arzt abgeben, meinte eine Dame, die von Werner Lauth in der Ludwigshafener Galerie getestet wurde.
Er würde auch einen guten Arzt abgeben, meinte eine Dame, die von Werner Lauth in der Ludwigshafener Galerie getestet wurde.

Shoppen macht nicht so richtig Spaß, wenn man sich nach dem Bummel nicht ins Café setzen kann. Und wofür braucht man das schicke neue Kleid, wenn man es nicht im Theater ausführen kann? Nein, Konsumkultur in Corona-Zeiten sieht folgendermaßen aus: Vor dem Friseur erst noch zum Schnelltest. Klingt nicht vergnügungssteuerpflichtig. Wie wäre es, das Ganze mit dem Genuss echter Kunstwerke zu krönen?

In Ludwigshafen, der vermeintlich so kulturlosen Stadt, ist’s möglich. Die Galerie Lauth in der Mundenheimer Straße 252 bietet seit Anfang April kostenlose Corona-Schnelltests an. Drei bis vier Tage vorher kann man einen Termin ausmachen. In voller Montur samt Kittel, Schutzbrille, Handschuhen und Mund-Nasen-Schutz bereitet Werner Lauth an einem Stehtisch alles für den Nasenabstrich vor. Das Auge schweift in dem lichten Raum sofort zu den Wänden, dem dichten goldenen Wald, den die Künstlerin Marlis Albrecht aus Wachs getropft hat. Selbst der Raumlüfter mutet in dem Ambiente wie ein abstraktes Kunstwerk an. Hat da jemand ein Schlupfloch entdeckt, das Kultur in Dosen ermöglicht, so wie in der Musikalischen Andacht in der Kirche ein Mini-Konzert als Beiwerk erlaubt ist?

Jetzt läuft der Laden nicht, also wird er Teststation, unkten manche Leute, erzählt der Inhaber Werner Lauth lachend und stellt klar: „Nein, das ist alles ehrenamtlich. Ich verdiene damit nichts. Aber eine Dame meinte, ich gäbe einen guten Arzt ab. Also ab nächstem Jahr mache ich Hüft-OPs“, scherzt der 58-Jährige. Schmerzhaft sei die Absage der Art Karlsruhe gewesen, die sonst einen Viertel des Jahresumsatzes einbringe. Doch dadurch, dass die Galerie eine Vergolder-Werkstatt hat, Rahmen baut und Gemälde reinigt, „kriegen wir unsere Kosten rein und können davon leben“.

Wie kam es dann zu dem branchenungewöhnlichen Angebot? Über seinen Webseiten-Experten, der die Corona-Test-App fürs Deutsche Rote Kreuz in Haßloch gebaut hat, sei er auf die Idee gekommen, eine Schulung zu machen, weil er sein Team aus sieben Leuten zwei Mal wöchentlich testet. Den Service wollte er auch seinen Kunden bieten, und tatsächlich kam einer vorbei, der während des Wartens aufs Ergebnis gleich noch einen Rahmen aussuchte. Das sei die Ausnahme unter den rund 60 Leuten, die das Angebot wahrgenommen haben.

Wegzuckende Männer

„Die meisten kommen, weil sie einen Friseur- oder Fußpflegetermin haben“, sagt Lauth. „Und – die Beobachtung muss ich mal loswerden –, es ist signifikant, dass Frauen dabei entspannter sind, während Männer schon wegzucken, wenn ich mit dem Stäbchen noch gar nicht in der Nase bin.“ Auch das erzählt er sichtlich vergnügt, weil er den Kontakt zu den Leuten mag, obwohl es ein gewisses Risiko für ihn bedeutet und organisatorischen Aufwand, da er häufig zu Kundenbesuchen unterwegs ist und die Termine abstimmen muss.

Etwas Gutes zu tun, sei aber schön, meint Lauth, denn dieser PoC-Antigentest läuft hochoffiziell übers Deutsche Rote Kreuz, wo man bei der Anmeldung registriert wird. Positive Ergebnisse würden weiter ans Gesundheitsamt gemeldet, sodass sie in die Statistik fließen. Die Getesteten können 15 Minuten auf das Ergebnis abwarten, aber auch direkt nach dem Abstrich nach zwei bis drei Minuten wieder gehen, denn die Bestätigung erhalten sie automatisch per Mail. Der kürzeste Ausstellungsbesuch aller Zeiten also?!

Kontakt

www.galerie-lauth.de, Telefon 0621/563840.
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