Ludwigshafen Klezmer-Klarinette trifft Rock-Gitarre

Eine Klezmer-Klarinette, eine Indie-Rock-Gitarre und ein Jazz-Kontrabass – die Besetzung zeigt, dass bei Levantino ganz verschiedene musikalische Stile zusammenfließen. Beim „Creole Sommer“ im Ludwigshafener Ebertpark stellte sich die noch recht junge Band vor. Die musikalischen Brücken zwischen Tradition und Gegenwart, Ost und West erwiesen sich dabei als tragfähig.

Wenn Michl Bloching die Töne seiner Klarinette ein wenig zieht, das Instrument damit seufzen lässt, denkt man schnell an Klezmer, den Teil der jüdischen Musiktradition, der vor allem auf Hochzeitsfesten gespielt wurde. Tatsächlich hat Bloching schon als Teenager in Klezmer-Bands gespielt. Michl Bloching war auf der selben Schule wie Tom Wörndl, der ein paar Jahre älter ist und Gitarre spielt. Während er bei Levantino eine akustische Gitarre verwendet, spielte er früher in Heavy-Metal-Bands richtig harte Elektro-Bretter. Heute ist sein Sound einerseits akustisch geprägt, andererseits wird der Gitarrenklang mal mehr, mal weniger angeraut. Manche Begleitungen, bei denen Wörndl durchgängig schnell Akkorde schlägt, klingen auch stark nach Britpop und Indie-Rock. Der Dritte im Bunde ist eigentlich Michls Bruder Max Bloching am Kontrabass, doch der fällt verletzungsbedingt für einige Zeit aus. Stattdessen zupft und streicht nun Lorenz Heigenhuber den Kontrabass und macht das genauso jazzig. Die Bloching-Brüder, Wörndl und ein Akkordeonist starteten ihre Zusammenarbeit mit Klezmer und italienisch-mediterraner Musik der fünfziger Jahre. Sie spielten vorwiegend auf Festen und Hochzeiten. Die jungen Musiker bereisten auch die Mittelmeerregion und waren als Straßenmusiker unterwegs. So entwickelten sie allmählich gemeinsam einen eigenen Stil, in den die musikalische Vergangenheit aller Beteiligten einfließt. Heute sind sie ein Trio. Michl Bloching singt und zwar in Jiddisch, Deutsch, Französisch und Spanisch. Zudem greift er auch zu Bassklarinette, Tenorsaxophon und Akkordeon. Schon die Instrumentierung sorgt daher für Abwechslung. Deutlich zu merken ist die Spielfreude der Jungs – die Moderationen wirken dagegen etwas liebenswert tapsig. Der Spaß bei den Konzertauftritten führte schließlich dazu, dass nicht nur ein großes Publikum, sondern auch eine Plattenfirma aufmerksam wurde. Beim Weltmusik Label GLM sind immerhin auch Quadro Nuevo unter Vertrag, so dass Levantino sich dort in guter Gesellschaft befinden. Im Ebertpark stellte die Band Stücke aus ihrem Debütalbum „Chapter One“ vor. Dabei sind einige Klassiker, wie Django Reinhardts „Minor Swing“ oder die Lieder „Bei mir bist du scheen“ und „Wenn ich einmal reich wär“, die zum Standardrepertoire jeder Klezmerband gehören. Mit Jacques Brels „Ne me quitter pas“ ist auch ein Chanson dabei. Dazwischen gibt es eigene Stücke, wie „Barcelona“, ein leises Stimmungsbild, mit sehr atmosphärischen Klängen. Klangfarben wissen die Musiker gut zu nutzen. Der gestrichene Bass, ein paar wenige Töne auf dem Akkordeon, mit wenigen Strichen entwerfen sie Bilder, die in den Köpfen der Zuhörer entstehen. So unterschiedlich die Stücke auch sein mögen, Levantino schaffen es, mit ihrem eigenen Sound die verschiedenen Stile und Epochen zusammenzubringen. Am Ende des Konzertes nach etwa 75 Minuten, entschuldigte sich Michl Bloching, man habe noch kein großes Repertoire. Aber nachdem jetzt alle drei in einem Haus mit Proberaum in München wohnen, würden die Ideen nur so sprudeln.

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