Ludwigshafen „Kleines Dorf, große Verwandtschaft“

Zwei äußerst erfolgreiche Amerikaner stammen aus demselben Pfälzer Dorf: aus Kallstadt im Landkreis Bad Dürkheim. Die Vorfahren von Henry John Heinz („Heinz Ketchup“) und des Immobilien-Tycoons Donald Trump wanderten im 19. Jahrhundert von hier in die USA aus. Ebenfalls aus Kallstadt kommt die inzwischen in Mannheim lebende Regisseurin Simone Wendel, die über ihr Dorf und seine berühmten Nachkommen die Dokumentation „Kings of Kallstadt“ gedreht hat.

„Das kann doch kein Zufall sein, dass gerade zwei dieser Giganten aus meinem kleinen Dorf stammen. Da muss es hier doch etwas Besonderes geben, irgendetwas, was die Kallstadter von den anderen unterscheidet“, vermutet Simone Wendel in ihrem Film und begibt sich auf Spurensuche. Wendel betrachtet das Kallstadter Leben genauer, um das Besondere zu entdecken. Sie sieht und hört sich im Vereinsleben um sowie bei Mitgliedern der Familien Heinz und Trump, die in der Pfalz geblieben sind. Sie sei mitten im Zentrum des Dorflebens aufgewachsen, erzählt Simone Wendel. „Ich war das Kind von den Postlern, und mein Vater war Trainer im Turnverein. Da waren immer Leute, da kennt einen jeder“, erinnert sich die 39-Jährige. Ihre Kallstadter Kindheit sei eine unabdingbare Voraussetzung für den Film gewesen. Für sie habe das Thema in der Luft gelegen. „Kleines Dorf, große Verwandtschaft, das mochte ich schon immer“, sagt sie. Die Personen, die im Film auftauchen, kennt sie zum großen Teil noch von früher. „Ich wusste, mit denen will ich drehen, wenn ich einen Film mache“, so Wendel. „Ich bin einfach hin, und es hat auch so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Es kommt der Dokumentation zugute, dass die Kallstadter per se gerne kommunizieren, wie Wendel sagt, „übers Wetter, Gott und die Welt, aber auch über Dinge, die man im Dorf so munkelt“. Als die deutschen Großcousins und Großcousinen ihre Familienverhältnisse aufdröseln, erweist es sich, dass eine verwandtschaftliche Verbindung der Dynastien Heinz und Trump besteht, die in Kallstadt ihren Anfang nahm. „Meine Oma ist ’e geborene Trump und mein Opa ist ’n geborener Heinz“, sagt einer. Die Kallstadter berichten, was aus der Geschichte ihrer Vorfahren überliefert ist und stellen Mutmaßungen über die Gründe des Auswanderns wie über den großen Erfolg der Ausgewanderten an. Die verschiedenen Aussagen, manchmal nur einzelne Sätze, reihen sich in „Kings of Kallstadt“ ergänzend und aufschlussreich aneinander. Der Schnitt, den der gebürtige Ludwigshafener Mario A. Conte besorgte, springt räumlich und zeitlich hin und her, stellt Äußerungen geschickt gegeneinander oder lässt sie miteinander wirken und sorgt insgesamt für Tempo, Witz, Spannung und beste Unterhaltung. In New York City zählt Donald Trump persönlich die Tugenden der Kallstadter auf und schreibt sie sich selbst zu: Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit. Die Kallstadter seien stark, klug und hart im Nehmen, lobt er. Aus dem Ort kämen sehr gute Leute, „Güteklasse 1A“. „Ich liebe Kallstadt“, tönt er, ohne jemals vor Ort gewesen zu sein. Es besteht die Möglichkeit, dass der „King of New York“ zur Premiere ins Mannheimer Cinemaxx kommt. Simone Wendel, die ihn im Trump Tower an der 5th Avenue traf, hat ihn jedenfalls eingeladen. „Wenn ich in Deutschland bin, komme ich auf jeden Fall nach Kallstadt“, verspricht er im Film und zeigt sich beeindruckt, dass das Jahrhunderte alte Haus seines Großvaters in Kallstadt noch so gut in Schuss ist. Schade ist nur, dass sich im Umfeld der Pittsburgher H. J. Heinz Company kein Nachfahre des ausgewanderten Kallstadters Johann Heinrich Heinz fand, der ähnlich wie Donald Trump die Pfalz von den USA aus in den Blick hätte nehmen können. Wendel berichtet, sie habe Kontakt zu einem Mitglied des amerikanischen Zweiges der Familie bekommen. „Aber die waren halt nicht gleich begeistert, in den Film zu kommen. Die sind ein bisschen medienscheuer.“

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