Ludwigshafen Kirchenbrand: Fast ein „Notre-Dame 2.0“

Zurück von der Intensivstation: Pater Wojciech Kordas.
Zurück von der Intensivstation: Pater Wojciech Kordas.

In einer jahrhundertealten Kirche in der Oggersheimer Kapellengasse hat es gebrannt. Ein mutiger Pfarrer musste auf die Intensivstation. Trotz seines Eingreifens sind erhebliche Schäden entstanden. Was von dem geschichtsträchtigen Gebäude gerettet werden kann, ist unklar.

Der vergangene Mittwoch beginnt wie ein ganz normaler Morgen mit dem Gebet in der Kapelle. Wenig später, gegen 11 Uhr, steht alles in Flammen, während der Pfarrer die Kirche zu retten versucht. Es gelingt ihm großteils, wie sich später herausstellt. Pater Wojciech Kordas ist der mutige Mann, der sich – ausgestattet mit mehreren Feuerlöschern – am 28. September in die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Oggersheim gewagt hat. Mitarbeiter hatten zuvor Rauch entdeckt und den Geistlichen informiert.

„Mein Instinkt hat mir gesagt, dass ich das Feuer löschen muss“, erinnert sich der 57-Jährige. Also habe er sich kurzerhand mit mehreren Feuerlöschern aus der Sakristei auf die Suche nach dem Brandherd gemacht. Am Altar in der Loreto-Kapelle sei er fündig geworden. Diese befindet sich innerhalb der Wallfahrtskirche.

Weil die Kripo ermittelt, ist das Areal weiter gesperrt.
Weil die Kripo ermittelt, ist das Areal weiter gesperrt.

Heilige Maria brennt

„Das muss man sich wie eine kleine Kirche in einer Größeren vorstellen, und im ganzen Gebäude stand Rauch. Ich konnte erst nicht viel sehen, dann habe ich das große Feuer entdeckt“, schildert Kordas. An alles Weitere erinnert er sich nur noch teilweise. So habe er mit Löscharbeiten begonnen, Mitarbeiter hätten weitere Feuerlöscher gebracht. „Mein Adrenalinspiegel war hoch. Das war purer Stress“, führt der Geistliche aus. Er sei erleichtert gewesen, als die Feuerwehr eintraf und die Situation übernahm. Die Einsatzkräfte löschten nicht nur das Feuer, sondern brachten auch wertvolle Gegenstände aus der Gefahrenzone.

Dazu zählt auch eine Madonna-mit-Kind-Statue. Diese stand neben anderen Figuren wie Engeln auf dem Altar und sei geschmückt gewesen. „Sie hat sehr unter dem Feuer gelitten, sie stand mittendrin“, erläutert Kordas. Andere Werke konnten zum Glück gerettet werden, bevor das Feuer auf sie übergriff.

„Mein Herz blutet“

„Ich bin entsetzt, mein Herz blutet“, sagt auch Pater Kamil Czupski, Kaplan in der zuständigen Pfarrei Hl. Franz von Assisi. Denn in der 1775 erbauten Kirche und der noch älteren Kapelle stecke viel Geschichte. Die Gemeinde in Oggersheim sei sehr mit ihr verbunden. Viele Menschen kämen zum Betten und würden Halt in der Kirche finden. „Wir hatten Glück im Unglück. Ohne den Einsatz von Pater Kordas hätten wir Notre-Dame 2.0 gehabt“, sagt Czupski.

Wurde 1775 erbaut: die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Oggersheim.
Wurde 1775 erbaut: die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Oggersheim.

Doch das fordert auch seinen Preis. So musste der engagierte 57-Jährige wegen einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus. „Die Behandlung auf der Intensivstation war sehr gut. Ein großes Lob und Dank an das verantwortliche Team. Ich fühle mich schon wieder besser“, sagt Kordas kurz nach seiner Entlassung am Donnerstag.

Kirche bleibt geschlossen

Trotz des schnellen Handelns sei ein erheblicher Schaden entstanden. Das bestätigt auch die Polizei. Demnach mussten Anbauteile entfernt und mehrere Glutnester gelöscht werden. Auch das Dach über dem Altar ist vom Brand betroffen und laut Feuerwehrangaben einsturzgefährdet. Während die Polizei den Schaden auf 5000 Euro schätzt, heißt es seitens des zuständigen Bistums Speyer, dass es dazu „noch keine gesicherten Erkenntnisse“ gebe. Gleiches gilt für die Brandursache. „Wir warten die Untersuchungsergebnisse ab“, sagt Kordas.

Das Gotteshaus müsse ohnehin während der Instandsetzungsmaßnahmen geschlossen bleiben. „Die gesamte Kirche wird entraucht. Die Kapelle wird gereinigt, und es muss nach weiteren Feuerspuren gesucht werden“, führt Kordas aus. Der Geistliche geht davon aus, dass die Wallfahrtskirche für mehrere Wochen geschlossen bleibe. Die Loreto-Kapelle sei voraussichtlich noch länger unzugänglich. Das bestätigt auch das Bistum Speyer. Gottesdienste sollen alternativ in der nahe gelegenen Klosterkapelle gefeiert werden.

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