Ludwigshafen Kindern eine Freude schenken

Lebkuchen, Stollen und Glühwein stehen mittlerweile seit Wochen im Supermarkt bereit. Bei Ursula Weber werden die ersten Päckchen abgegeben. Man spürt: Es weihnachtet schon. Bis November wird gesammelt, dann werden die Weihnachtsgeschenke ihre Reise nach Osteuropa antreten und dort von Kindern mit großer Freude empfangen.

„Weihnachten im Schuhkarton“ heißt die Aktion, für die sich Ursula Weber seit 2008 engagiert. Sie ist Leiterin der Sammelstelle in Ludwigshafen und verantwortlich dafür, dass die Päckchen an die Kinder beispielsweise in Bulgarien, Polen oder Rumänien weitergeleitet werden. Angetrieben wurde die 62-Jährige von privaten Reisen nach Osteuropa, wo sie zum ersten Mal sah, wie manche Kinder dort leben müssen: „Abseits der Städte, auf den Dörfern, leben die Kinder in Behausungen, die gar nicht heizbar sind, sie haben keine Spielzeuge, gar nichts“, erzählt die Mainzerin, die schon seit 25 Jahren in Ludwigshafen in einem Buchladen arbeitet. Eine solche Armut könne man sich hier gar nicht vorstellen. Gezeichnet von diesen Erfahrungen, hat sie sich auf die Suche nach einer Hilfsorganisation gemacht, um diesen Kindern eine Freude zu bereiten. Wichtig sei ihr bei der Wahl gewesen, dass die Spenden wirklich bei den Betroffenen ankommen und die Prozesse transparent laufen. Bei dem christlichen Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung“, das das Projekt der Weihnachtspäckchen weltweit organisiert, war sie sich sicher, das Richtige gefunden zu haben. „In einem Bericht kann man genau nachvollziehen, wo die Päckchen hinkommen“, sagt sie. Persönlich die Bescherung miterleben kann sie leider nicht, da sie aus familiären und gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisen kann. „Gerne würde ich die Gesichter der Kinder selber sehen. Aber ich bekomme die Geschichten von anderen Helfern erzählt. Auch so kommen mir manchmal die Tränen.“ Besonders gerührt habe sie der Bericht, als ein kleiner Junge sein Paket bekommen hatte und dachte, er dürfe sich nur eines der Dinge heraussuchen. Als er erfuhr, dass alles für ihn sei, konnte er sein Glück nicht fassen. Genauso freue sie sich, wenn sie in einem Päckchen einen persönlichen Weihnachtsgruß findet, zum Beispiel von einem Kind, das auch ein Bild von sich mitschickt. Sollte mal ein Päckchen vertauscht werden und statt für einen Jungen für ein Mädchen bestückt sein, ist das auch nicht schlimm. „Da werden die Sachen einfach verteilt. Es ist irgendwie noch anders dort. Die Gemeinschaft hält zusammen, obwohl sie nichts besitzen“, berichtet Weber. Bei ihr daheim verzichten die Erwachsenen auch auf die Weihnachtsgeschenke. „Ich bin jetzt über 60, wir sind sechs Geschwister. Wenn einer zum Beispiel einen runden Geburtstag hat, wird auch etwas zum Spenden gesammelt. So schenken wir die Freude weiter.“ Auch wenn die Aktion viel Zeit kostet und sie jedes Jahr überlegt, ob sie es noch zeitlich und körperlich schafft, hält Weber an ihrem Projekt fest. „Es erfüllt mich mit einer solchen Freude und es gibt mir Kraft. Für mich ist das fast genauso ein Glücksgefühl wie für die Kinder auch.“ Und sie freut sich über jede Spende. Bis 15. November können bei ihr Päckchen abgegeben werden. Dabei sollte vorher entschieden und gekennzeichnet sein, ob der Karton für ein Mädchen oder für einen Jungen bestimmt ist, und für welches Alter – für Zwei- bis Vierjährige, Fünf- bis Neunjährige oder Zehn- bis 14-Jährige. Gesammelt werden neue Kleidung, Süßes, Spielzeug, Schulsachen oder Hygieneartikel. Wenn nicht ein ganzer Karton gefüllt werden kann, helfen auch schon einzelne Gegenstände, die sie zu Kartons zusammenstellt. „Schon die kleinste Spende hilft“, sagt sie mit einem Lächeln. Sie freut sich jetzt schon auf die Päckchen, die langsam eintreffen. „Zwei Frauen zum Beispiel stricken schon das ganze Jahr über Pullis und Schals. Letztes Jahr waren 150 Schals dabei.“

x