Ludwigshafen Kampf um einen Riesenburger

Ein phantastisches Stück mit Anregungen aus dem Publikum. Hanna Valentina Röhrich richtet sich nach ihnen.
Ein phantastisches Stück mit Anregungen aus dem Publikum. Hanna Valentina Röhrich richtet sich nach ihnen.

Fragen wir doch die Kinder selbst, was sie im Theater sehen wollen, dachten sich die Theatermacher am Jungen Nationaltheater Mannheim und haben das Forschungsprojekt „Join“ auf den Weg gebracht. Daraus ist „Monsterzottel Monsterburger“ hervorgegangen, ein theatraler Parforce-Ritt für Bühnenprofis nach den Ideen von Achtjährigen und ein Mordsspaß für nahezu jedes Alter.

Intendantin Ulrike Stöck hat sich mit Kindern getroffen und im Gespräch erfahren, was sie so denken und fühlen. Über die Liebe zum Beispiel. Einer der Jungen hat sich in das Mädchen in der Gruppe verliebt, „weil sie so nett und hübsch ist“. Und Mama und Papa? „Die sind doch getrennt.“ Die Kinder wollten ein anderes Foyer als das übliche. Um Monster in einer fernen Galaxie soll es in ihrer Geschichte gehen, um den Kampf zwischen Gut und Böse; aber echt böse ist Monster Obivan nicht, sondern nur böse auf Monsterzottel, weil er dessen Monsterburger fressen will. Gleich im Foyer beginnt das etwas andere Bühnenerlebnis, das unter Ulrike Stöcks Regie entstanden ist. Da gibt es ein Spielfeld, durch das sich jeder, ob jung oder älter, hindurchwürfeln muss. Am Ende winken je nach Augenzahl eine Handvoll Popcorn, ein Eis am Stiel oder ein Videospiel, sofern man nicht das Pech hatte, eine Fünf oder Sechs zu würfeln. Zu beiden Seiten des Spielfelds ist eine Comic-Doku aufgestellt über Entscheidungen und Orte im Theater. Das Foyer wurde wie auch die Bühnenausstattung aus riesigen weißen Kissen, in Kooperation mit der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim gestaltet. Spielerisch geht es vor und in einer weißen Kissenlandschaft weiter. Sebastian Reich, Hanna Valentina Röhrich und Uwe Topmann hantieren an drei Overhead-Projektoren, die auf dem Boden hin- und hergeschoben werden. Auf den Kissenflächen erscheinen die kleinen „Kuratoren“ im Foto oder als Strichmännchen. Die Kommunikation mit den Darstellern zeichnet den Entstehungsprozess als unterhaltsame Doku nach. Sie bedient sich dazu auch inszenierter Bilder. Liebe wird da zum Riesenburger aus zwei Schichten Mensch zwischen dicken Kissen. Liebe steht aber nicht auf dem Programm, sondern Streit um den Monsterburger. Zweimal drei Kissen werden aufeinander getürmt, farbige Folien darauf projiziert – schon stehen sie da in voller furchteinflößender Pracht: Monsterzottel und Obivan. Der Monsterburger, der aussieht wie ein Fettsack im Rettungsring, springt herein. Wer wird ihn bekommen? Monsterzottel und Obivan versuchen es zunächst mit einem Wettkampf, der schon bei Achtjährigen „Challenge“ heißt. Dafür laufen und hüpfen sie possierlich über ausgestreute Lego-Steine. Ein Sieger kann nicht ermittelt werden. Deshalb heißt es halt, jetzt seid ihr dran, das Publikum. Ihr erfindet die Geschichte neu. Dazu begeben sich die Darsteller mit Schreibblock und Folienkasten bewaffnet in die Zuschauerreihen, bilden drei Zirkel und diskutieren mit den Zuschauern. Wie soll die Geschichte ausgehen? Was sagen die Protagonisten? Um sie zusammenzubauen, könnt ihr andere Folien aussuchen. Schluss mit der Publikumsbefragung, jetzt sind die Bühnenprofis dran. Sie treten zu einem geheimen Klüngel zusammen, tauschen Folien und Notizblöcke aus, tuscheln miteinander... Und schon geht sie los, die fantastisch schöne Monstergeschichte, die sie in Windeseile aus drei verschiedenen Vorschlägen zusammengebastelt haben. Uwe Topmann tanzt herein als Burger und Erzähler: „Es lebten einmal in einer weit entfernten Mannheimer Mess Monsterzottel und Obivan... und sie kämpften um den Burger.“ Wow, war das eine Geschichte! Sie ist so nur ein einziges Mal passiert. In jeder Vorstellung wird eine neue Geschichte erzählt, und die werdet ihr, die Zuschauer, erfinden. Die Profis bringen dann eine Mega-Blitz-Show auf die Bühne. Bravo! Termine Vorstellungen am 6. Juli um 11 Uhr und 8. Juli um 9.30 Uhr im Studio Feuerwache. Karten unter der Rufnummer 0621/1680-302 oder jungesnationaltheater@mannheim.de,

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