Ludwigshafen Junge Schifferstadter Mannschaft zeigt Nerven
SCHIFFERSTADT. Das war ein herber Rückschlag. Nach der 0:1 (0:0)-Heimniederlage im ersten Aufstiegsspiel zur Fußball-Verbandsliga gegen den TuS Rüssingen braucht Phönix Schifferstadt am Samstag, 17 Uhr, im Rückspiel eine gewaltige Leistungssteigerung, um seine Aufstiegschance zu wahren.
Nach der Partie gingen die Köpfe der Schifferstadter nach unten, die ausdruckslosen Gesichter spiegelten die große Enttäuschung über Spielverlauf und Ergebnis wieder. „In der ersten Hälfte haben wir zu viel Respekt und wenig gute Aktionen nach vorne gehabt. Nach dem Wechsel haben wir nie richtig Druck ausüben können. Rüssingen hatte zu viel Platz und hat sich Chancen erarbeitet“, analysierte Phönix-Sportchef Jürgen Grimm. „Unser Ziel war, kontrolliert zu spielen, kompakt zu stehen und ein frühes Gegentor zu vermeiden“, sprach Spielertrainer Marc Lautenschläger über die taktische Ausrichtung. Er wollte die Rüssinger mit den dribbel- und spielstarken Kevin Selzer und Ismael Imre über die Flügel knacken, weil der Gast in der Zentrale mit Ausputzer Mario Basler und den beiden langen Verteidigern Ante Zurak und Philipp Hornung stark besetzt war. Eine nachvollziehbare Entscheidung. Doch der Plan ging nicht auf, weil sich Selzer und Imre bei aller spielerischen Qualität kaum entscheidend durchsetzen konnten und nicht effektiv genug waren. Die Aktionen der Gastgeber waren zu durchsichtig, zu vorhersehbar, das Überraschungsmoment fehlte fast völlig. Dem Spiel der Schifferstadter gingen vor allem vor der Pause Geschwindigkeit, Leichtigkeit und Kombinationssicherheit ab. Tugenden, die die Qualität von Phönix eigentlich ausmachen. Vielversprechende Pässe in die Tiefe wie von Selzer auf Imre (35.) oder von Lautenschläger auf Imre (66.) kamen viel zu selten. Hinzu kam, dass die Rüssinger ihre fünfköpfige Defensive nie entblößten. Dadurch kam das schnelle Umschaltspiel der Schifferstadter nicht zum Tragen. Der Phönix auf den Leib geschneiderte Konter- und Tempofußball fiel aus. „Insgesamt haben wir zu gehemmt gespielt“, fasste Lautenschläger die Partie zusammen, in der die Gastgeber zu mutlos agierten. Das Spiel war auch das Duell eines Teams, das jugendlichen Elan repräsentiert, und einer Mannschaft, die über einen riesigen Erfahrungsschatz verfügt. Klammert man Lautenschläger aus, dann hat Phönix ein Durchschnittsalter von 21,6 Jahren, wobei keiner älter als 24 ist. Die eingesetzten Rüssinger sind im Mittel 29,1 Jahre alt. Der Jüngste ist Semir Borogovac, der demnächst 26 wird. Am Mittwochabend siegte die Routine. Die erste Hälfte verlief nahezu ereignislos. Beide Mannschaften legten Wert auf die Defensive und mieden jegliches Risiko. Im zweiten Abschnitt wurde die Partie offener. Kapitän René Reichert wurde zum Antreiber und setzte die meisten Impulse. Die Innenverteidiger Jens Kohlgrüber und Alexander Hödl standen sicher, ließen nur zwei Chancen für Ivica Dzijan zu. Bei einem Kopfball reagierte Torhüter Kevin Rebholz super (55.) und einmal rettete die Latte (65.). Die Entscheidung fiel nach einer Standardsituation der Gäste. Davor hatte Lautenschläger eindringlich gewarnt. Nach einem Eckball von Hakan Akten stand der eingewechselte Sabri Abichou goldrichtig und staubte ab (86.). „Die Mannschaft wird aus dem Spiel viel lernen und ihre Lehren ziehen“, ist Grimm überzeugt. Auch Lautenschläger hat noch längst nicht aufgegeben: „Am Samstag werden wir 90 Minuten brennen und alles geben, um ein drittes Spiel zu erreichen.“ Das gibt es bei einem Schifferstadter Sieg, egal wie hoch, weil das Torverhältnis nicht zählt. Gewinnt Phönix nicht, ist Rüssingen aufgestiegen. Vielleicht kann sich Schifferstadt ja Darmstadt 98 zum Vorbild nehmen. Die Südhessen haben in der Relegation für die 2. Bundesliga gegen Arminia Bielefeld ihr Heimspiel auch verloren, haben es aber dennoch geschafft. (thl)