Ludwigshafen Irgendwo in Lu: Bernhard Fertig verkauft seit 55 Jahren Weihnachtsbäume

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Verkaufsstand am Goerdelerplatz: Bernhard Fertig im Gespräch mit Janine Arendt.

„Irgendwo in Lu“ sind wir jede Woche in der Stadt unterwegs auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Gestern haben wir auf dem Goerdelerplatz im Hemshof Bernhard Fertig getroffen. Der 65-Jährige aus dem Odenwald verkauft seit 55 Jahren Weihnachtsbäume in Ludwigshafen.

Herr Fertig, am Wochenende haben wir schon den dritten Advent gefeiert. Sind die schönen Bäume jetzt schon alle weg?

Nein, es kommen ja immer wieder welche nach. Mein Sohn schlägt jeden Tag frische Bäume. In diesem Jahr werden wir wohl sogar noch bis Donnerstag Bäume schlagen. War das in den Vorjahren anders? In diesem Jahr werden unglaublich viele Bäume gekauft, mehr als in den letzten Jahren. Woran liegt das? Es hat sich generell viel verändert. Die Bäume werden auch insgesamt früher gekauft. Heute stellen sich die Leute schon am ersten Advent ihren Baum in die Wohnung, damit sie länger etwas davon haben. Aber nicht alle kommen so früh, oder? Nein, die meisten haben ihren Baum wohl am vergangenen Wochenende gekauft. Vereinzelt kommen auch noch Leute am 24. Dezember. Die sind sich unsicher, ob sie überhaupt einen Baum wollen – oder sie suchen noch einen günstigen. Wenn man den Baum schon früh aufstellt, muss man ihn ja auch gut pflegen. Wie macht man das am besten? Bei uns bekommen die Bäume alle einen frischen Anschnitt. Dann muss man sie gut gießen und mit viel Wasser versorgen. Ansonsten gilt: Je kälter, desto besser. Direkt neben dem Ofen trocknet der Baum natürlich viel schneller aus. Welcher Baum ist der meistverkaufte? Die Nordmanntanne. 80 bis 90 Prozent der Kunden kaufen eine. Wir haben aber auch Nobilis und Blautannen. Die riechen ganz besonders, sind aber eher Liebhaberbäume. Für einen Kunden habe ich jetzt auch zwei Kiefern besorgt. Das ist aber selten. Wer kauft welchen Baum? Wer eine große Wohnung hat, kauft auch meistens einen großen Baum. Solche riesigen Bäume hat auch nicht jeder. Wir pflanzen alle selbst an. Die kleinen Bäume sind häufig Massenware. Sie werden von Singles, alten oder ärmeren Leuten gekauft. Gibt es bei der Baumsuche Unterschiede zwischen Frauen und Männern? Jeder hat einen anderen Geschmack, da kommt es auch öfter mal zu Meinungsverschiedenheiten. Aber Frauen haben immer das letzte Wort (lacht). Haben Sie sich schon um Ihren eigenen Weihnachtsbaum gekümmert? Ja, ich habe zu Hause eine 2,40 Meter hohe Nordmanntanne – die steht auch schon. Hatte ihre Frau auch das letzte Wort? Dieses Jahr habe ich eine ausgesucht. Ich habe dann einen Zettel drangehängt und gesagt: Das ist mein Baum. Aber wenn man das ganze Jahr so viele Bäume sieht und auch viel Stress damit hat, ist man froh, sich an Weihnachten mal auszuruhen. Sie verkaufen seit 55 Jahren Weihnachtsbäume. Erinnern Sie sich da noch an den ersten Baum, den Sie verkauft haben? Na ja, da war ich zehn Jahre alt. Wenn man so viele Bäume verkauft hat … Gab es vielleicht mal ein besonders schönes oder lustiges Erlebnis? Da gibt es so viele! Man müsste eigentlich ein Buch schreiben. Schön ist, dass manche Familien schon in dritter Generation zum Weihnachtsbaumkauf zu mir kommen. Wir haben 80 Prozent Stammkunden. Lustig sind auch die Fragen. Manche denken ja wirklich, dass einer der kleinen Bäume in nur einem Jahr so groß wächst (lacht).

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