Über den Kirchturm hinaus Humor ist ein Geschenk Gottes

Lachen hät gesund
Lachen hät gesund

Selbst Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Gottesglauben haben, werden bestätigen: Mit Humor lässt sich das Leben leichter ertragen. Wer alles und jeden immer nur ernst nimmt, wird es schwerer im Leben haben. Jetzt, in der Zeit der Faschingskampagnen, haben wir reichlich Gelegenheit, uns das Leben auf diese Weise leichter zu machen.

Was aber ist mit den Grenzsituationen des Lebens? In der Ukraine und anderswo toben grausame Kriege, und wir haben erst in der letzten Woche den Holocaust-Gedenktag begangen. Kann man angesichts von Auschwitz noch lachen?

Lachen befreit von Angst

Ich bin der Frage lange ausgewichen. Zwei Filme haben mir hier geholfen. Da ist zum einen der Klassiker „Der große Diktator“ des unvergesslichen Charlie Chaplin von 1940. Durch diesen Film habe ich begriffen, dass Humor eine wirksame Waffe in der Hand der Entrechteten und Ohnmächtigen ist. Das Lachen über die Mächtigen und die Unterdrücker in dieser Welt befreit von Angst und macht einem die eigene Würde wieder bewusst. Ein Volk ohne Angst kann nicht mehr unterdrückt werden. Das Geschenk des Humors bedeutet Befreiung.

Alban Meißner
Alban Meißner

Der andere Film ist von 1997 und heißt: Das Leben ist schön. Robert Begnini erzählt hier die Geschichte des Spaßmachers Guido, der mit seinem Sohn Giosuè in ein nationalsozialistisches Konzentrationslager deportiert wird. Er macht dem Kleinen vor, dass das alles ein kompliziertes Spiel sei, und wenn er genau die Regeln beachte, werde er am Schluss gewinnen. Das Grauen wird nicht verharmlost, und manchmal bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Aber insgesamt zeigt der Film, dass Humor ein Mittel zum Überleben ist.

Mittel, Erniedrigung zu ertragen

Das bestätigen auch Berichte von Überlebenden der Shoa. Manche überstanden das stundenlange Stehen in Kälte und Dunkelheit dadurch, dass sie sich gegenseitig Witze erzählten. Nicht umsonst gibt es den berühmten jüdischen Humor. Für das jüdische Volk war dies über Jahrhunderte hinweg ein Mittel, um Erniedrigung und Entwürdigung zu ertragen und zu überleben.

Dass so nicht nur Christen und Juden denken, sondern auch Muslime den Humor als Geschenk Gottes ansehen können, dem wollen wir am 12. Februar in einer Online-Veranstaltung des christlich-muslimischen Gesprächskreises nachgehen. Wir haben diesen Abend mit der Behauptung des Anfangs überschrieben: Humor ist ein Geschenk Gottes. Seit über zwei Jahren besteht dieser Kreis, und alle vier Wochen widmen wir uns je einem bestimmten Thema aus der Sicht zweier Religionen. Anmelden kann man sich über die Homepage des Vereins Fontäne: https://fontaene-ev.com/christlich-muslimische-begegnung/. Wir freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen.

Der Autor

Alban Meißner (60) ist Pfarrer der Pfarrei Hll. Petrus und Paulus.

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