Campus-Leben Hochschule: Theorie in praktische Pflege übersetzen

Zum Wohl der Patienten: Die richtige Bauchlagerung muss konsequent eingeübt werden.
Zum Wohl der Patienten: Die richtige Bauchlagerung muss konsequent eingeübt werden.

Grau ist alle Theorie. Wie kann für Auszubildende in den Pflegeberufen diese Theorie durch Erfahrungen in der Praxis aber lebendig werden? Dieses Thema lag Mechthild Löwenstein schon vor ihrem Studium der Pflegepädagogik an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft, damals hieß sie noch Evangelische Hochschule, am Herzen.

Die Praxis spielte eine große Rolle“, erinnert sich Löwenstein an die Zeit in Ludwigshafen und Kaiserswerth, dem zweiten Standort ihres Studiums. Von 2006 bis 2008 studierte die gelernte Kinderkrankenschwester dort Pflegepädagogik. Jetzt lehrt die 63-Jährige selbst als Professorin für Pflegepädagogik an der Hochschule Esslingen.

Einmal im Monat reiste sie für fünf Tage aus Aschaffenburg an, wo sie Leiterin der Berufsfachschule für Kranken- und Kinderkrankenpflege am Klinikum war. Aus ganz Deutschland kamen die Studenten des berufsbegleitenden Studiengangs in die Maxstraße. Die Hochschule in Ludwigshafen bot deutschlandweit als einzige berufserfahrenen Lehrerinnen und Lehrern dieses Studienmodell an.

Straffes Pensum

Während des Studiums und bei der anschließenden Promotion bei Professor Karl-Heinz Sahmel, der nicht nur in Ludwigshafen, sondern auch in Hall in Tirol lehrte, entwickelte sie ein Portfolio, das nicht nur Schülern im Bereich der Gesundheitsberufe beim Lernen helfen kann. Die Kluft zwischen Theorie und Praxis soll so kleiner werden.

„Es war schon straff“, erinnert sich Löwenstein an das eigene Lernen in Ludwigshafen. „Ab und an haben wir im Turm 33 Kaffee getrunken. Bis zum Rhein habe ich es nicht geschafft“, bedauert sie. Doch die Struktur des Studiums hat sie noch genau vor Augen. „Am Anfang gab es ein Riesen-Skript und auch danach regelmäßig Studienbriefe. Das waren ebenfalls Skripte, deren Bearbeitung Voraussetzung für die Teilnahme an der Präsenzphase war“, erinnert sie sich.

Mechthild Löwenstein.
Mechthild Löwenstein.

Die Professoren ließen die Studierenden mit den riesigen Stoffmengen jedoch nicht allein. „Die haben sich abends im Restaurant mit uns zusammengesetzt“, erzählt Löwenstein. Gern denkt sie auch an Vorträge zurück, in denen Pflegepädagogen ihre Forschungsergebnisse vorgestellt und mit den Studierenden diskutiert haben. Wie kann man Erkenntnisse aus der Theorie in die Praxis übertragen? Wie kann man praktische Erfahrungen wissenschaftlich einordnen und auswerten? Die Themen, die für die Studierenden an der Hochschule wichtig waren, bewegen nicht nur Lehrer und Schüler in den Pflegeberufen.

Handgriffe beim Umlagern

Wer während der Pandemie die Nachrichten verfolgt hat, weiß, dass bei Corona zur Vermeidung von Lungenentzündungen eine Lagerung auf dem Bauch Erleichterung schaffen kann. Doch das theoretische Wissen reicht nicht, man muss das auch üben. Die Handgriffe, die man beim Umlagern lernt, und die Erfahrungen mit den Kranken können umgekehrt dazu anregen, Techniken und Theorien zu entwickeln oder zu verbessern.

Damit die Schüler Theorie und Praxis besser miteinander verbinden können, sollen sie das Gelernte reflektieren und in Portfolios dokumentieren. Das ist ein wichtiges Thema in den Veröffentlichungen der Professorin. Mit einem solchen Portfolio, einer Art Sammelmappe, können die Schüler belegen, was sie in Theorie und Praxis gelernt haben. Ihre persönliche Entwicklung können sie so reflektieren und eigene Lernstrategien ableiten. Auch in der Beurteilung der eigenen Leistungen werden sie auf diese Weise unabhängiger von den Lehrern, weiß Löwenstein.

Auf der Homepage der Hochschule Ludwigshafen ist Portfolio-Arbeit mittlerweile nicht nur auf der Infoseite des Fachbereichs Gesundheitspädagogik als Arbeitsfeld zu finden. In vielen Schulen und Hochschulen gilt es als eine wichtige Methode, viel, selbstbestimmt und gründlich zu lernen und sich dabei selbst besser kennenzulernen und zu entwickeln.

Löwenstein kehrt immer mal wieder gern nach Ludwigshafen zurück. „Vor Corona haben sich die Ehemaligen einmal im Jahr zu einer Fachtagung getroffen. Da habe ich endlich auch den Campus an der Blies kennengelernt“, erzählt sie. Nicht auszuschließen, dass sie im nächsten Jahr noch mehr schöne Seiten von Ludwigshafen entdeckt.

Die Serie

In der Serie „Campus-Leben“ berichten wir über verschiedene Aspekte der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft (HWG), Studierende, Professoren, Projekte, die Mensa, den eigenen Kindergarten oder die Rolle der Einrichtung für Ludwigshafen berichten werden. Im September 2021 feierte die HWG mit derzeit gut 4400 Studierenden und rund 90 Professoren und Professorinnen 50-jähriges Bestehen. Sie bietet 43 Studiengänge in vier Fachbereichen an.

Zum Serienauftakt finden Sie hier. Und hier berichten zwei Absolventen, wie weit sie es nach ihrem Studium in Ludwigshafen gebracht haben.

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