Ludwigshafen Hits wie am Fließband

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Was haben The Supremes, The Temptations, The Four Tops und The Jackson 5 gemeinsam? Sie haben Soul und Funk für die weiße US-Gesellschaft salonfähig gemacht. Außerdem waren sie alle bei demselben Plattenlabel: Motown. Die Revue „The Sound of Classic Motown“ hat mit den Hits der Soul-Größen den ausverkauften Mannheimer Rosengarten in einen brodelnden Soul-Schuppen verwandelt.

Motown ist die Abkürzung für Motor Town. So nennen die Amerikaner die Stadt Detroit, wo General Motors die Wagen am Fließband produziert. Doch ab 1959 wurden hier zehn Jahre lang nicht nur Autos, sondern auch Nummer-Eins-Hits wie am Fließband produziert. Zu verdanken war das Berry Gordy Jr. Mit 800 gepumpten Dollar gründete der Fabrikarbeiter in seiner Garage ein Plattenlabel und machte sich auf Talentsuche. So erzählte Ron Williams, der als sympathischer Conférencier durch die Soul-Show führte, die legendäre Geschichte. Gordys Erfolgsrezept war „der hochpolierte Soul“, der auch weißen Hörern zugänglich war. Seine Talente steckte er in schicke Anzüge und Glitzerkleidchen und verordnete wenn nötig einen Benimm-Kurs. Außerdem verpflichtete er ein geniales Songschreiber- und Produzententeam, darunter Smokey Robinson oder Norman Whitfield. Was dabei herauskam, präsentierten bei „The Sound of Classic Motown“ eine zehnköpfige Band unter der Leitung von Michael Anthony Dubya, die einen knackigen Soulsound ablieferten, und ein Gesangsensemble. In wechselnden Zusammensetzungen verkörperten sie die Soulstars. Los ging es mit The Four Tops und deren Hits „I Can’t Help Myself“ oder „Reach Out I’ll Be There“ mit dem aus Detroit stammenden Derrick Alexander als Leadsänger. Er, James Brown, Jimmy James, Klyvie und Edward Wade funktionierten auch wunderbar als The Temptations mit „Get Ready“ oder „My Girl“. Großen Erfolg hatten bei Motown auch stets die Frauen, allen voran The Supremes mit Diana Ross. Die Soul-Schwestern Caroline Mhlanga, Esther Stevens und Janet Taylor sangen Ohrwürmer wie „Stop in the Name of Love“, „Baby Love“ oder „You Can’t Hurry Love“. „Bei dieser Musik tanzten plötzlich schwarze und weiße Jugendliche gemeinsam auf der Tanzfläche“, betonte Ron Williams. „Motown durchbrach die Rassenbarriere in den USA.“ Obwohl man sagen müsse, dass es Berry Gordy weniger darum gegangen sei, gegen Rassismus anzugehen, als ums Geldscheffeln, fügte der Conférencier hinzu. Stars wie The Jackson 5 mit dem elfjährigen Michael Jackson gehören zur Motown-Familie ebenso wie Gladys Knight und Stevie Wonder, der als Neunjähriger unter Vertrag genommen wurde. Grandios war Laeh Jones’ Interpretation von Gladys Knights „Midnight Train to Georgia“. Ende der Sechziger wandelte sich der Sound in Psychedelic Soul. Bei „Papa Was a Rolling Stone“ hielt es dann niemanden mehr auf dem Sitz, und bei der Zugabe „Shout“ schrien alle begeistert mit. Guter Soul ist eben zeitlos.

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