Ludwigshafen Herrlich authentisch
Sie haben nichts von ihrem Esprit und Charme verloren: Die Sportfreunde Stiller stehen seit 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne. Drei Freunde, die sich während dieser Zeit beachtlich entwickelt haben und sich dabei von den oftmals harten Vorgaben der Plattenindustrie nie haben einwickeln lassen. Somit haben die drei alles richtig gemacht. Sie sind nach wie vor eine feste Größe in der deutschen Musikszene. Das haben die Sportfreunde bei ihrem Konzert im Mannheimer Maimarktclub eindrucksvoll gezeigt.
Peter Brugger (Gesang, Gitarre), Florian Weber (Schlagzeug, Keyboard) und Rüdiger Linhof (Bass, Fußorgel) sind gemeinsam mit ihren Fans gewachsen. Das wird deutlich, wenn man sich das Publikum im nicht ganz ausverkauften Maimarktclub anschaut. Neben zahlreichen jungen Mittzwanzigern stehen viele, die im Alter der Sportis sind, wie die Band liebevoll von ihren Fans genannt wird. Einige haben sogar ihren Nachwuchs mitgebracht, für die nächste Sportfreunde-Stiller-Fan-Generation ist damit bestens gesorgt. Das Trio trifft somit nach wie vor mit seinen Liedern den Nerv der Zeit, was besonders an ihrer herrlich unangepassten Art liegt. Während in diversen Casting-Shows nach dem perfekten Superstar gesucht wird, verkörpern die Sportfreunde Stiller quasi einen liebevollen Makel in der auf Glitzer und Glamour getrimmten Musik- und Medienwelt. Hätte Peter Brugger irgendwann mal bei Dieter Bohlen vorgesungen, wäre er wahrscheinlich mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Schiefe Töne, eine für einen Mann relativ hohe Stimme, die oftmals nah am Quietschen ist, und eine ganz eigene Art zu singen, die meist mehr an rhythmisches Sprechen erinnert: Keine Frage – er ist nicht der beste Sänger, aber einer, der sich entwickelt hat und authentisch ist. Und genau da liegt das Geheimnis der Band. Sie sind einfach so, wie sie sind, und damit begeistern sie auch nach 20 Jahren nicht nur ihre Fans, sondern auch immer wieder neue Menschen. Außerdem zielen sie mit ihren Liedern nicht darauf ab, die Welt verbessern zu wollen. Statt über deprimierende Themen zu singen, feiern die Sportis das Leben und die deutsche Sprache. „Wir lieben unser Leben und das Göttliche in jedem. Sie schüren Angst und Frust, wir haben darauf keine Lust“ singen sie in ihrem Hit „New York, Rio, Rosenheim“, den die Besucher lautstark mitsingen. Auch mit „Siehst du das genauso?“, einer für die Indierock-Band eher gefühlvollen Ballade, halten sie ein Plädoyer für die „kleinen Dinge“ im Leben, „auch wenn sie schnell vergehen. Es ist gut, Menschen lachen zu sehen“. Gelacht, getanzt und gesungen wurde bei diesem Gute-Laune-Konzert reichlich. Gemeinsam machte man sich auf die Suche nach „Roger“, dem Namengeber der allseits beliebten Floskel „Alles Roger“, der das Trio einen Song gewidmet hat. Aber auch die romantischen Momente, die besonders die anwesenden Pärchen zum Kuscheln nutzten, kamen natürlich nicht zu kurz. Immerhin versteht es kaum eine andere deutsche Band so gut, Liebeslieder zu schreiben, die ganz ohne die magischen drei Wörter auskommen. Mit „wenn man so will, bist du meine Chill-Out-Area, meine Feiertage in jedem Jahr, meine Süßwarenabteilung im Supermarkt“ drücken sie in „Ein Kompliment“ ihre Gefühle aus, „ich spür mit dir, hat mich das Glück im Visier“ heißt es in „Das Geschenk“, der aktuellen Single ihres neuen Albums „Sturm & Stille“. Genau mit solch unkonventionellen und erfrischenden Texten, die mit eingängigen Melodien versehen sind, die meist poppig, aber auch mal rockig daherkommen, haben sich die Sportfreunde Stiller in die Herzen ihrer Fangemeinde gesungen. Und sicherlich für manch einschneidende Erlebnisse den passenden Soundtrack geliefert. Nicht nur dafür gab es von den Besuchern am Ende reichlich „Applaus, Applaus“, so auch der Titel eines ihrer Lieder, sondern vielmehr für eine authentische Show, die einfach Lust aufs Leben und die wirklich wichtigen Dinge im Leben machte: Freundschaft, Liebe, Familie. Wichtige Werte, die gerade auch in der meist von Konsum geprägten Vorweihnachtszeit oftmals auf der Strecke bleiben.