Promenadenplausch Herr Schmid ist nicht leicht zu beeindrucken
„Wie lange ich das hier schon besuche ...? Kann nicht weit von den zwanzig Jahren weg sein“, überlegt Rolf Schmid auf seinem Heimweg vom Filmfestival und steuert die Bushaltestelle an. Es sei eigentlich geplant gewesen, dass ihn seine Tochter heute auf die Parkinsel begleite, doch: „Bei ihr ist das Aquarium ausgelaufen und sie musste zu Hause bleiben.“
Das Drama „Münter & Kandinsky“ über den russischen Pionier der abstrakten Kunst Wassily Kandinsky und seine Lebensgefährtin Gabriele Münter hatte sich Schmid alleine angesehen. Im Laufe seines Lebens ist der 86-Jährige zu einem äußerst wählerischen Kinogänger geworden. Er erklärt diese Entwicklung ohne Umschweife folgendermaßen: „Irgendwann in meiner weit zurückliegenden Jugend war ich mehrfach enttäuscht von Filmen und bin einfach nicht mehr ins Kino gegangen.“ Doch das Ludwigshafener Filmfestival scheint dieses Muster zu durchbrechen und lockt Schmid seit fast zwei Jahrzehnten regelmäßig in den Kinositz zurück.
Das Handwerkliche des Films fasziniert ihn
Der 86-Jährige interessiert sich nicht primär für das, was er vor der Kamera zu sehen bekommt, sondern hauptsächlich für das Handwerk eines Filmes und die Menschen, die ihn geschaffen haben. Gerne denkt er dabei an ein Filmgespräch auf der Parkinsel zurück, bei dem er sich zu Wort gemeldet hat. „Es war ein ganz interessanter Dialog“, findet der langjährige Besucher. Er habe nicht immer Lust dazu, sich zu äußern – aber manchmal begeistert auch den 86-Jährigen ein Film.
Als Praktikant habe er früher in Paris bei einer Familie gelebt, in der der älteste Sohn die Schauspielerei ergriffen hatte, erzählt Schmid und wird nostalgisch. „Er ist mit einem Kombi und seiner kleinen Schauspiel-Truppe durchs Land gefahren“, rekapituliert er. Im Garten seiner Gastfamilie habe der junge Rolf Schmid dann aufmerksam die Proben der Schauspieler verfolgt, um die fremde Sprache zu lernen. „Schauspieler verkaufen ihre Seele an die Rolle, die sie gerade spielen“, war ihm damals aufgefallen. Und daran erinnert er sich bis heute.
Die Serie
Anlässlich des 20. Filmfestivals auf der Parkinsel sprechen wir täglich mit Gästen und Akteuren vor Ort.