Ludwigshafen Heiße Reifen auf nassem Asphalt

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Mit quietschenden Reifen und ohrenbetäubenden Motoren rutschen aufgemotzte Autos über den Platz vor der Rhein-Galerie. Sie müssen möglichst schnell und präzise einen Parcours absolvieren, ohne einen der aufgestellten Leitkegel umzuwerfen. Sonst drohen Strafsekunden. Zwei Männer bewässern den Boden mit großen Schläuchen, von einer Bühne aus wird das Geschehen moderiert. Durch Filme wie „The Fast and the Furious“ aus dem Jahr 2001 ist der Drift-Sport auch hierzulande beliebt geworden. Beim Driften geht es darum, sein übersteuertes Auto über die Fahrbahn gleiten zu lassen und dabei zu jeder Zeit die Kontrolle zu behalten. In den 1980er Jahren wurde das Driften als Fahrtechnik von japanischen Tourenwagenfahrern genutzt, die sich dadurch einen Vorteil bei Rennen erhofften. Was bei Vin Diesel und Paul Walker im Kino vor allem nach hohen Adrenalinwerten aussieht, hat sich mittlerweile zu einer weltweit ausgetragenen Motorsportart entwickelt. Zum zweiten Mal findet heute vor der Rhein-Galerie ein Rennen der International Drift Series (IDS) in Ludwigshafen statt. Jörg Söhner ist Inhaber und Organisator der IDS und heute einer der Männer, die dafür sorgen, dass die Fahrbahn nass bleibt, damit die Reifen der PS-starken Autos keine schwarzen Spuren auf dem Pflaster hinterlassen. Neun Rennen veranstaltet Söhner jährlich in Europa. „Die meisten davon finden in Deutschland statt“, sagt er. „Wettkämpfe werden aber auch in der Tschechei, Frankreich, Dänemark oder Italien abgehalten.“ Zu unterscheiden seien beim Drift-Sport zwei Disziplinen: „Zum einen gibt es das klassische Driften auf langen Rennstrecken. Hier zählt neben der Präzision vor allem die Geschwindigkeit.“ Vor der Rhein-Galerie findet dagegen ein sogenanntes Gymkhana statt. Bei dieser Variante ist Präzision am wichtigsten. Aber auch hier gilt. Wer am schnellsten durch den Parcours kommt, gewinnt. Dem Sieger der Saison winken unter anderem ein Fahrwerk im Wert von 4000 Euro und neue Felgen. Hoffnungen auf die begehrten Preise macht sich auch Denise Ritzmann. Die erst 24-jährige Steinheimerin saß mit neun Jahren zum ersten Mal in einem Kart. Sie wurde von ihrem Bruder von der Begeisterung für den Motorsport angesteckt und hat 2009 mit dem Driften angefangen. Sie sei eine von nur fünf bis sechs Frauen in Deutschland, die sich dem Sport verschrieben hätten und an Wettbewerben teilnähmen. „Beim Driften ist vor allem die Konzentration während der Fahrt wichtig, weil man oft drei oder vier Dinge gleichzeitig machen muss“, sagt sie. Auch die Ausrüstung des Autos müsse stimmen: Eine gute Differentialsperre, eine hydraulische Handbremse und ein abgestimmtes Fahrwerk seien für den Parcours auf dem Platz der Deutschen Einheit von Vorteil. Ritzmann fährt einen BMW E30 Touring, den sie für knapp 13.000 Euro hat umbauen lassen. Finanzielle Unterstützung bekommt sie von ihrem Sponsor. Auch die Eltern würden einspringen, wenn es nötig sei. Zahlreiche Motorsportbegeisterte und Schaulustige haben sich um den Parcours versammelt, um den Fahrern bei ihren Testläufen zuzusehen. „Morgen früh finden erst das Qualifying und der eigentliche Wettbewerb statt“, sagt Söhner. Die Zuschauer sind durch Absperrungen geschützt. Mehr ist laut Söhner nicht nötig, da die Autos bei dieser Variante des Sports nicht schneller als 20 Kilometer pro Stunde fahren. Viele Zuschauer filmen das Training. Klaus Klein hat seine Handykamera eingeschaltet und ein Lächeln auf dem Gesicht. Der 38-jährige Kfz-Mechaniker aus Friesenheim ist begeistert von dem, was die Fahrer auf dem kleinen Platz leisten. „Ich finde den Sport super“, sagt Klein, der in seiner Jugend auch im Motorsport aktiv war. Auf Drift-Wettbewerbe gehe er häufiger und schaue sich im Internet oft Videos der Fahrer an. Am liebsten würde er sich auch ein Auto kaufen, dass ohne Probleme um kleine Pylonen gleiten kann. Auf dem Parcours fährt jetzt ein Nissan Skyline, Kleins Traumauto. In allen bisher erschienenen Teilen der „Fast and Furious“-Reihe ist der Wagen zu sehen gewesen. „Hier in Deutschland ist der leider nur sehr schwer zu bekommen. Weil der TÜV Probleme machen würde, kann man sich das Auto nur direkt aus Japan importieren lassen“, erzählt Klein. Seine Frau Veronika steht neben ihm. Die 39-jährige Hausfrau und Mutter interessiert sich ebenfalls für Motorsport. Auf die Kinder ist die Begeisterung aber noch nicht übergesprungen. „Die haben da kein Interesse dran“, sagt sie. Der Motor ihres Wagens brummt noch immer, obwohl Denise Ritzmann den Testlauf gerade beendet hat. „Der muss nach einem solchen Rennen erst mal abkühlen“, sagt sie. Vor kurzer Zeit hat sie ihr Studium der Produktionstechnik abgeschlossen. Nach der aktuellen Saison will die Rennfahrerin auf Jobsuche gehen. Professionell driften will sie aber weiterhin – als Hobby.

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