Ludwigshafen Halle auf Messplatz nur Provisorium

Nur bis zum Herbst reichen die Quartiere für Flüchtlinge und Asylbewerber an zehn Standorten in der Stadt. Daher sucht die Verwaltung unter Hochdruck nach weiteren geeigneten Flächen und Gebäuden, um Neuankömmlingen ein Obdach bieten zu können. Die geplante Notunterkunft auf dem Messplatz ist für Ordnungsdezernent Dieter Feid nur eine Übergangslösung.

„Wenn die Prognosen vom Frühjahr noch gültig wären, dann bräuchten wir jetzt keine Notunterkünfte in der Stadt“, sagt Dieter Feid (SPD). Am Jahresanfang hatte sich die Verwaltung auf 700 bis maximal 800 Flüchtlinge und Asylbewerber eingestellt und neue Quartiere in der Kropsburg- und Bayreuther Straße sowie in Oggersheim auf den Weg gebracht. Längst ist auch das ehemalige Jugendgästehaus am Oggersheimer Bahnhof mit rund 60 Flüchtlingen voll belegt. Und Woche für Woche treffen neue Asylbewerber aus der überfüllten Erstaufnahmeeinrichtung in Trier in Ludwigshafen ein und müssen untergebracht und versorgt werden. Neuerdings stellt sich die Stadt am Rhein auf mindestens 1000 Flüchtlinge für 2015 ein. Ähnlich sind die Prognosen auch für die Jahre 2016 und 2017. Die Suche nach geeigneten Grundstücken für neue Quartiere oder Gebäude, die für die Unterbringung von Asylbewerbern umgebaut werden können, bleibt daher eine Daueraufgabe für die Verwaltung. Nach den Sommerferien will der Stadtvorstand Dieter Feid zufolge eine mittelfristige Planung vorlegen. „Notunterkünfte sind schließlich wenig nachhaltig“, meint Feid. Die Notunterkunft in einer ehemaligen Lagerhalle in der Munden-heimer Wattstraße für bis zu 170 Menschen ist nach Ansicht Feids in dieser Situation ein Kompromiss. Ebenso wie die geplante „Fliegende Halle“ für bis zu 200 Flüchtlinge auf dem Messplatz in Mitte. Der Stadtvorstand will die Flüchtlinge aber nicht in Turnhallen oder gar Zelten unterbringen, wie es andere Städte längst tun, betont Feid. Auf dem Messplatz sollen bis zum Herbst zwei kleine mobile Schlafhallen sowie Wirtschafts- und Betriebscontainer aufgebaut werden, wie der Ordnungsdezernent erläutert. Ein Teil des Geländes könne weiter wie bisher öffentlich genutzt werden, das Areal für die zweite Notunterkunft der Stadt werde eingezäunt. Die Lamellenwände der Hallen sind ebenso wie der Boden isoliert, damit das Konstrukt im Winter beheizt werden kann, erklärt Feid. „Keiner will diese Notunterkünfte“, unterstreicht der Sozialdemokrat. Aber spätestens ab Oktober drohe der Stadt eine Lücke bei der Unterbringung der Neuankömmlinge, die ohne diese Hallen nicht geschlossen werden könne. Feid schätzt, dass für das Provisorium auf dem Messplatz Kosten in siebenstelliger Höhe auf die Stadt zukommen. Weil diese Notunterkunft vor dem Hochstraßenabriss wieder abgebaut werden muss, soll die notwendige Infrastruktur nur angemietet werden. Der Ordnungsdezernent begrüßt die Initiative von Christoph Heller (CDU), Ortsvorsteher der südlichen Innenstadt, nach dem Vorbild des Mundenheimer Café Asyl auch in Mitte einen Anlaufpunkt für Flüchtlinge einzurichten und dafür Ehrenamtliche mit ins Boot zu holen. „Ohne ehrenamtliches Engagement können wir die Situation nicht bewältigen“, sagt Feid. Er ist zuversichtlich, dass ein geeigneter Raum für das Projekt gefunden wird. Der Kämmerer kalkuliert mit rund 35 Millionen Euro, die Ludwigshafen trotz eines Schuldenbergs von 1,2 Milliarden Euro bis 2017 in den Aufbau von Asylbewerberunterkünften investieren muss. Rund 2,1 Millionen Euro hat bereits der Umbau der Lagerhalle in der Mundenheimer Wattstraße verschlungen. Das städtische Gebäudemanagement rechnet mit 11,1 Millionen Euro, die in das ehemalige Gewerbegelände zwischen Mundenheim und Gartenstadt gesteckt werden müssen. Bis zu 450 Menschen sollen dort mittelfristig untergebracht werden. Zur Sache: Flüchtlinge in Ludwigshafen Derzeit sind 826 Flüchtlinge und Asylbewerber in städtischen Unterkünften und von der Stadt angemieteten Wohnungen untergebracht. Am Donnerstag sind die ersten 38 Asylbewerber in die gerade erst fertig vorbereitete Notunterkunft in der Mundenheimer Wattstraße eingezogen. Zehn Männer stammen aus Somalia (davon fünf verheiratet), 14 aus Syrien (davon vier verheiratet) und 14 aus Afghanistan (davon vier verheiratet). Die Neuankömmlinge haben zwar alle ihre lange Flucht bis nach Ludwigshafen allein angetreten, 13 jedoch sind verheiratet. Für Dienstag erwartet die Verwaltung weitere 20 Männer, die ebenfalls in Mundenheim einquartiert werden sollen. (evo)

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